Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Ankunft des Hochmeisters und des Deutschmeisters in Rothenburg ob der Tauber; [2.] Darlegung der jüngsten Bemühungen des Hochmeisters beim Ks., Bitte um den Rat des Deutschmeisters; [3.] Überlegungen und Pläne Hochmeister Albrechts zum Schutz des Ordens vor Polen; [4.] Antwort des Deutschmeisters; [5.] Beschluß über gemeinsamen Besuch des Reichstags und ein vorheriges Treffen in Koblenz.
Rothenburg ob der Tauber, 22. März 1512
Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF 32, fol. 22a-24a, Kop.
Regest: Joachim, Politik, Nr. 49.
[1.] Am suntag [folgt fälschlich: nach] letare Ao. etc. im 12. [21.3.12] ist mein gnst. H., der hohmeister, zu Rotenburg an der Thauber einkomen, desgleichen der meister teutscher und welscher land, und auf volgenden montag [22.3.12] wie volget miteinander gehandelt:
[2.] Erstlich hat mein gnst. H., der hohmeister, dem teutschen meister verzelen lassen mit der lenge, in waser gestalt sein ftl. Gn. die gebrechen mit der cron zu Polen funden, was sein Gn. darinne gehandelt und begegnet, wie sein ftl. Gn. durch seiner Gn. geschickten sein Gn. berichten hett lassen, auch das sein ftl. Gn. zu Nurmberg ksl. Mt. besucht, den handel an sein Mt. getragen und was sein ftl. Gn. vor antwurt erlangt, auch das sich sein ftl. Gn. genzlich versehen, mein H. von Rysenburg [= Pomesanien] werde [= hätte] vor dieser zeit sein Gn. botschaft getan, was seinen Gn. zu Crakau begegnet, welchs nit gescheen, alsbald [es] aber seinen ftl. Gn. zukeme, solt es ime auch nit verhalten bleiben. Beschließlich gutlich begeret, nachdem an dieser sachen vil gelegen und verzug, darauf sich diese sache zuge lenger und mer, sein ftl. Gn. schedlich und sich teglich gewaltiger tat von der cron zu Polen vermuten muste, zu raten, was seinen ftl. Gn. und dem orden vorzenemen, auch, wie sich sein ftl. Gn., wo es nicht anders sein wolt, zu krige zu schicken hett, und was also vorzunemen vor gut angesehen, wollten sich sein ftl. Gn. mit ime veraynigen und verfolgen.
[3.] Hierauf hat mein gn. H., der teutschmeister, sein bedenken genomen, mein gnst. H. bitten lassen, wo seinen ftl. Gn. nit entkegen, das sein ftl. Gn. seiner Gn. antwurt bedenken eroffenen wollen. Welichs sein ftl. Gn. durch H. Ludwigen von Seinsheym, den hofmeister, H. Hansen von Seckendorf, und Dr. Werthern getan, wie hernachvolgt: Das sein ftl. Gn. diese sachen davor achten, das dieser nechster der cron zu Polen vorschlag auf nichts guts ginge, sunder auf lauter betriegerey. Derhalben sein ftl. Gn. nichts anders geburen wolle, den das sein ftl. Gn. den angesatzten reichstag besuchte und neben sein ftl. Gn. der teutsche meister und daselbst ksl. Mt. und stenden des hl. Reichs mit wolbedachtem antragen, wie sich des ire beder Gn. mitainander zu veraynigen hetten, der beschwerung gelegenheit entdecken liessen, desgleichen gemeinem adel von hohem und nyderm stande auch und anzeige, was ine allen an diesen sachen gelegen, beschließlich umb hylf, rat und beystand der hl. cristenheit und ine allen zu gute. Nachdem auch darauf zu antwort begegnen mochte, warauf man die hylfe stelte, auch was mein gnst. H., der hohmeister, und der orden darbey zu ton gedechten, wir mochten, solt zu antworten sein, und von dem hl. Reich 5000 man zu roß und fueß ain jar lang zu bitten und das hausen, mein gnst. H., der hohmeister, und der teutsche meister 3000 zu roß und fuß, iglich teyl die helfte, annemen. Solt on zweyvel darzu dienen, das mein gnst. H. zu ainer besser richtung queme.
[4.] Hierauf hat sich der teutsche meister horen lassen, das sein Gn. mit seinen landkometern, cometern und ratsgebietigern sich uf meins gnst. H. anzaigen, auch seiner ftl. Gn. bedenken, wie dieser sachen zu ton, als viel moglich beratschlaget hette und befinden, das der handel wichtig, gros und schwer wer, darzu, wie in ainem vil wenigern sein Gn. seiner landkometer notturftig. Dieweil aber solichs eyle halben nicht het sein mogen und diese sachen verzug nicht leyden wollen, so wollen nichtsdestoweniger sein Gn. meinem gnst. H. sein bedenken nicht verhalten, als nemblich, das sein Gn. vor das notzte ansehen, wo dieser handel durch mein H. von Rysenburg wider zu ainem tage und handlung bracht worden, das sich sein ftl. Gn. mit der kgl. wird gutlich vertrugen und wege annemen, die seinen Gn. etwas leydelich. Das solt seinen Gn. und dem orden nutzlicher sein, dan das sich sein ftl. Gn. mit der cron in ainen krieg begeben, nachdem man sehe die geschefte und zustehen ksl. Mt. und des hl. Reichs, daraus sich zu besorgen, sein Gn. und dem orden wenig hulfe begegnen wurde. Wo auch solichs seinen ftl. Gn. nicht begegen mochte, das alsdann sein ftl. Gn. den meister von Lyfland in aigner person zu sich beschrieben oder mit voller gewalt sein botschaft schickte. Dohyn sein Gn. auch komen wolden in namen ains grossen capitels. Do hetten sich ir aller Gn., was gut vorzunemen, entlich zu underreden und zu beschliessen. Es wer auch sein ftl. Gn. nichtdestweniger erbutig, den reichstag mit seinen ftl. Gn. zu besuchen und daselbst, als vil sein Gn. moglich, neben sein ftl. Gn. diesen handel helfen zu furdern.
Den anschlag der hulfe belangend kunden sein Gn. hinder seiner Gn. landkometer kein antwort aufgeben, anders dan, wie etwan sein vorfarn [und] meins gnst. H. vorfarn seliger mit grossem vleis bey den landkometern, cometern und ratgebietigern zu Frankfurt in ainem capitel erlangt, wie das on zweyvel mir, Dr. Werthern, canzler, bewust. Und ob dasselbig zu dieser sachen vor geringe angesehen, so hette es warlich umb das teutsche gebiet diese gestalt, das ine, sind [= seit] man vor Neus gelegen,1 von ksl. Mt. und dem hl. Reich also vil in anschlegen und anderm aufgelegt wer worden, das man sich, wen mans sumiret zusamen, uber der summa verwunderte, das mans vermocht hette. Desgleichen wer das teutsche gebiet noch mit merklichen zynsen verhaft, die man die spirischen zynse hiesse, welch haubtgelt in kriegen gein Preussen geschickt. Zudem weren die nyderlendischen baleyen auch durch kriege in unvermogen komen, das dieselbigen und ander dem meister sein jerlich cambergelt nicht raichten. Die baley Sachsen were ganz vertorben, baley Doringen stunde auch nicht wol, Hessen geben ime auch nichts. Aus diesem allem mein gnst. H. abnemen kunde, in was vermogen sie weren. Hat sich auch erboten, sein landkometer zu verschreiben, und wo es sein ftl. Gn. nicht beschwerlich, das sein Gn. der obgeschrieben summa der raysigen und zu fuesse wenigern wolte, damit er diese sache dester baß bey den landkometern, wie er gern ton wolt, fordern mochte, wo nicht, so woltens sein Gn. nichtsdestweniger an sie gelangen lassen.
[5.] Nach mancherley underredung haben mein gnst. H., der hohmeister, dieser schweren sachen notturft nach den obgeschrieben anschlag nicht wollen numer, sundern endlich mit dem teutschen meister beschlossen, das ir beyder Gn. den reichstag, alsbald der angehet, in aygner person besuchen, und alsbald solichs sein ftl. Gn. innen werden, wollens sein Gn. dem meister nicht verhalten. Zu demselbigen reichstag wil der meister sein ratsgebietiger auch mitbringen. Was uf demselbigen anzutragen, sollen mein gnst. H. begreifen lassen, und wen ir Gn. zesamenkomen, sol es besichtiget werden, ab- und zugesatzt, wie es die notturft erfordern wurt. Desgleichen wollen ir Gn. auf den suntag cantate [9.5.12] zu Coblenz einkomen in aygner person. Daselbst die landkometer auch sein sollen und von dem anschlag der hylf geret und beschlossen werden. Wo auch der reichstag vor dem tag gehalten wurt und frage geschehe, was der orden bey der sache ton wol, soll man sagen, leyb und gut wollen sie zusetzen dabey. Item es ist auch bedacht, das mein gn. H. auf dem reichstag ain iglichen F. in sunderheit umb aine namhaftig hulf ansuchen sollen, wo es von dem Reich sein Gn. nicht trostlich hylf begegente.