Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Verhandlungen über eine Einung Nürnbergs mit den Bff. von Würzburg und Eichstätt; [2.] Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bundeshauptmann Matthäus Neithart wegen der Bundeshilfe gegen Heinrich von Guttenstein; [3.] Widerstand der Verbündeten im Landshuter Erbfolgekrieg gegen die Reichsbelehnung Kf. Ludwigs von der Pfalz.
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates, Nr. 64, fol. 45’–46’ (Kop., donerstag unsers Hern leichsnamstag).
[1.] Sie haben am Vortag [6.6.] durch Sebald Rauscher seinen Bericht über seine Verhandlungen mit dem Bf. von Würzburg und dem Hauptmann der Schwäbischen Bundesstädte [Matthäus Neithart] nebst Mitteilungen über die Angelegenheiten des Reiches und über andere Vorgänge erhalten.1Bereits am Dienstag [5.6.] wurde der Bote Jakob Spensetzer mit einer Weisung [Nr. 469] abgefertigt, die ihm also in Kürze zugehen wird. Was seinen jetzigen Bericht angeht, so finden seine Verhandlungen mit Würzburg ihre Zustimmung. Er soll die weitere Erklärung des Bf. abwarten. Falls er selbst Änderungen am Einungsentwurf für erforderlich hält, geben sie ihm freie Hand. Sie erwarten hingegen keine gravierenden Änderungsvorschläge seiner Verhandlungspartner. Den Bff. von Würzburg und Eichstätt ging der Entwurf schon vor geraumer Zeit zu und die bei den Verhandlungen in Haßfurt durch Peter von Aufseß vorgenommenen Ergänzungen hat Nürnberg bereits gebilligt.2
[2.] Übersenden ihm beiliegend ein Schreiben an den Bundeshauptmann mit der Meldung über die Gefangennahme Wolf Stromers und mit der Bitte um Einberufung eines Bundestages zur Regelung der bereits zugesagten Bundeshilfe.3Er soll das Schreiben durch einen mündlichen Vortrag unterstützen. Sie erwarten, dass der böhmische Kg. eine Gesandtschaft zu diesem Bundestag abordnen oder zumindest ein Schreiben schicken wird. Sie werden, wie gegenüber [dem böhmischen Gesandten Delphin von] Haugwitz (Haubicz)zugesagt, den Kg. über den Bundestag informieren, sobald er ausgeschrieben wird. Falls der Bundestag die Bereitstellung der Hilfe verweigern oder weiterhin verzögern sollte, wären sie auch mit dem vom Bundeshauptmann gemachten Vorschlag einverstanden, dann diß volk will nit zu yeder zeyt gepeten sein, sonder es muß auch, so es die notdurft gibt, ye beyweyln mit scherpf angetast werden. Sollte jedoch Ulm ein ernsthaftes Interesse haben, sind sie zuversichtlich, die Verhandlungen mithilfe des Hauptmanns erfolgreich abzuschließen.
[3.] Wir haben auch gern gehort, das sich unser gn. herr von Wirtenberg sampt der andern verwanten des beirischen kriegs potschaft wider des pfalzgraven begern und anbringen [Nrr. 260, Pkt. 6; 261, Pkt. 4; 314] so tapferlich haben geschickt [Nrr. 312f., 315], ungezweyfelt, das solchs uns allen zu gutem erschissen und des pfalzgrafen [Kf. Ludwigs] vorhabend begern lamen werd.Übersenden ihm beiliegend ein Vidimus der kgl. Verschreibungen4, woraus zu entnehmen ist, dass es sich anders verhält, als dies zum Nachteil Nürnbergs dargestellt wird, da die Übereignung sich nicht allein auf den alten Pfgf. [Kf. Philipp], sondern auch auf dessen Erben erstreckt. Überdies enthalten die Dokumente mehr Sicherungsklauseln als andere Verschreibungen. Er kann davon bei Bedarf Gebrauch machen.