Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bundeshauptmann Matthäus Neithart wegen der Bundeshilfe gegen Heinrich von Guttenstein, [2.] Informierung des Ks. und Bitte um Unterstützung bei den Bundesständen.
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates, Nr. 64, fol. 24–25 (Kop., sambstag vig[iliae] penthecostes).
[1.] Übersenden ihm in Abschrift ihre Antwort1an den am Vortag in Nürnberg eingetroffenen Gesandten des böhmischen Kg. [Delphin von Haugwitz]2. Beauftragen ihn, den Städtehauptmann [Matthäus Neithart] darüber zu informieren und um die Einberufung eines Bundestages zu bitten, auf dem Nürnberg erneut die Bemessung der bereits zugesagten Hilfe gegen Heinrich von Guttenstein beantragen wird. Die Verbündeten haben es damit weder eilig, noch sind sie gern dazu bereit. Wie sie vertraulich erfahren haben, soll die Beschlussfassung über den Anschlag sogar verhindert werden. Die Verbündeten werden deshalb fordern, gemäß dem Esslinger Abschied [Nr. 83, Pkt. 1] vorab den röm. Ks. und den böhmischen Kg. zu kontaktieren, und werden einwenden, dass sie nicht imstande seien, gleichzeitig die Reichshilfe für den Ks. und die Bundeshilfe gegen Guttenstein zu leisten. Er, Nützel, soll dies gegenüber dem Bundeshauptmann mit folgenden Argumenten widerlegen: Der Ks. ist für die Exekution. Er hat auf Anfrage des Bundes bereits sein Einverständnis erklärt und auch seine Hilfe angeboten. Ebenso ist die Haltung des böhmischen Kg. bekannt. Eine weitere Nachfrage beim Ks. oder beim Kg. ist somit unnötig. Angesichts des jetzigen Hilfsangebots des böhmischen Kg. genügt ein kleineres Aufgebot [des Bundes]. Jetzt wäre eine geeignete Gelegenheit, um ohne großen Aufwand wirkungsvoll gegen die Friedbrecher vorzugehen.
[2.] Nürnberg wird auch den Propst zu St. Sebald [Erasmus Topler] einschalten und ihn bitten, den Ks. über die durch Heinz Baum, Guttenstein und ihre Helfer von der Schwarzenburg aus verübten Gewalttaten zu informieren. Die bei Pölling überfallenen Metzger werden immer noch festgehalten, obwohl die Täter und ihr Aufenthaltsort allgemein bekannt sind. Erst am vergangenen Montag [21.5.] wurde der Sohn des Ratsherrn Ulmann Stromer, Wolf, unweit von Weißenburg im Namen Baums gefangengenommen und ebenfalls auf die Schwarzenburg verbracht. Er, Nützel, soll deshalb den Ks. um eine Aufforderung an den Schwäbischen Bund bitten, den Umfang der bereits zugesagten Bundeshilfe festzusetzen, sowie um ein Schreiben an den böhmischen Kg., seinen Untertan Guttenstein zur Einhaltung des Landfriedens zu veranlassen und ihn zu bestrafen. Falls der Propst noch nicht aus Worms abgereist sein sollte, wovon sie aufgrund ihrer Weisung an ihn [Nr. 465] allerdings nicht ausgehen, soll er ihn informieren. Andernfalls geht ihm ohnehin ein Schreiben des Rates zu.