Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Schreiben Ks. Maximilians an Kf. Friedrich; [2.] Vortrag ksl. Gesandter an Kf. Friedrich und seine Antwort darauf; [3.] Anforderung Degenhart Pfeffingers durch den Ks.; [4.] Verhandlungen mit den ksl. Reichstagskommissaren über das Reichsstatthalteramt.
[Pkt. 1–3:] Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 56–58’ (Konz.) = Textvorlage A.
[Pkt. 4:] Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 3, fol. 166–167 (Kop.) = Textvorlage A. Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 125–125’ (Reinkonz.) = B.
[1.] Er hat von ihnen auf sein eigenhändiges Schreiben aus Weimar noch keine Antwort erhalten, weshalb er nicht weiß, ob es ihnen zugegangen ist.1Der Ks. hat ihm bei seinem Aufbruch von hier [= Worms] unter anderem geschrieben [Nr. 243], dass er gerne persönlich mit ihm gesprochen hätte, doch könne er wegen der ihm obliegenden Angelegenheiten keinesfalls länger bleiben. Er hat ihn deshalb aufgefordert, unverzüglich persönlich hierher zu kommen, und gleichzeitig im Zusammenhang mit verschiedenen geheimen Angelegenheiten eine Gesandtschaft angekündigt. Er, Renner, kennt den Inhalt des Schreibens.
[2.] Er, Kf. Friedrich, hielt seine persönliche Anwesenheit in Worms für unnötig, da er durch seinen bevollmächtigten Gesandten [Gf. Philipp von Solms] vertreten war. Dennoch hat er sich aus Gehorsam gegenüber dem ksl. Schreiben und der durch die ksl. Gesandten Gf. Johann Ludwig von Nassau und Dr. Erasmus Topler vorgetragenen Aufforderung hierher verfügt. Seine weitere Verspätung war dem Warten auf die angekündigte Gesandtschaft geschuldet; anschließend setzte er seine Anreise unverzüglich fort. Er hat den Gf. von Nassau in Marburg (Martpurg)und Topler hier in Worms angehört, von den wir aber keyn geheym sachen, wie ksl. Mt. schrift meldt, vernomen. Referiert den Inhalt der von den ksl. Gesandten vorgetragenen Werbung [entsprechend Nr. 61] sowie seine Antwort darauf [entsprechend Nr. 62].
[3.] Der Ks. hat ihn außerdem schriftlich gebeten, [Degenhart] Pfeffinger zu ihm zu schicken. Er habe mit ihm einige Angelegenheiten zu besprechen, die dieser dann wiederum ihm, dem Kf., mitteilen solle.2Er hat den Gesandten gegenüber seinen Wunsch bekundet, sich auch hierin willig zu erzeigen, er könne Pfeffinger derzeit jedoch für die Rechnungsführung und unsers leibs halbnicht entbehren. Seiner Erwartung nach wird hier in Kürze der allgemeine Aufbruch stattfinden. Falls der Ks. Pfeffinger dann noch einmal anfordert, wird er ihn zu ihm schicken. Sie sollen ihn beim Ks. für die Verzögerung entschuldigen.
Er geht zwar davon aus, dass die beiden Gesandten dem Ks. seine Antwort zugeschickt haben. Dennoch wollte er sie, Mansfeld und Renner, informieren, falls dies bislang unterblieben sein sollte. In diesem Fall sollen sie dem Ks. seine Erklärung vortragen.
[4.] Ferrer haben uber dise handlung ksl. Mt. rete, als er Zigmund Fraunberger und doctor Topler, an uns gelangt mit anzaig, das sy von wegen der haubtmanschaft und stathalterambts weiter mit uns zu handeln heten. In derselben handlung wir yne der haubtmanschaft halben vorige antwurt geben und begert, uns bey ksl. Mt. ungelegenhait unsers leibs halben des zu entschuldigen. Als haben sy mit ainer zetl laut inligender copie [Nr. 391] von wegen des stathalterambts an uns geraicht. Darauf wir ir bericht, auf das wir uns dest mer mit underteniger antwurt gegen ksl. Mt. mochten vernemen lassen, begert in dem, als stet „das stathalterambt in form und maß, wie man sich mit uns vertragen wurd, anzunemen“, ob sy wusten, wie der vertrag sein solt. Darnach, da angezaigt, „wie es seiner lieb und den stenden gemeint sein wurd“, ob sy bevelh hetten, an der stende wissen mit uns davon zu handeln und wie, oder ob sie wusten, was der stend will darinnen were. Und zuletzt, als berurt ist „nach inhalt der abrede, verschreibung und vertrags, auf dem negst gehalten reichstag zu Costenz aufgericht“3, ob sy nit wusten, was ksl. Mt. domit meynet.
Darzu sy geantwurt, das sy uns solchs nit weyter wusten anzuzaigen dan der buchstab meldet. Wo uns aber des weyter bericht zu haben gemeynt, so wolten sy es durch dy post gern an ksl. Mt. gelangen lassen. a–Darauf wir ine vermeldet, das wir yne kain maß zu setzen wusten, was sy an ksl. Mt. solten gelangen lassen–a. So mochten wir auch nit wissen, wie lang sich dy handlung alhie verziehen oder wan der aufbruch gescheen wurd. Weyl sy aber nit weyter dan der buchstab anzaigt, bericht zu tun wusten, so hetten sy zu bedenken, b–das wir auch nit entlich antwurt geben mochten, wiewol wir doch, wo uns das angezaigt were, sovil ymer moglich, gegen ksl. Mt. mit underteniger antwurt wolten haben vernemen lassen–b. Und haben von ine darauf begert, uns bey ksl. Mt. underteniglich derhalb zu entschuldigen. Darzu sy gesagt, sy wolten zu yren bedenken unser bey ksl. Mt. zum besten nit vergessen etc. Domit hat sich dy handlung abgeschnitten.
Und begern derhalb von euch gutlich, ir wellet dise handlung ksl. Mt. in undertenigkait zu unserm besten, wie ir zu tun wist, uns zu entschuldigenc auch furtragen. In dem allem tut ir uns sonders gefallen, in gnaden zu erkennen. Datum zu Wormbs am montag in den heilign pfingstfeyern anno etc. XVC nono.