Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Frage der Bevollmächtigung der anwesenden kfl. Gesandten hinsichtlich des ksl. Hilfsantrags; [2.] Leistung der auf dem Konstanzer Reichstag beschlossenen Romzughilfe durch Kursachsen; [3.] Verweigerung von Beratungen über eine Reichshilfe außerhalb eines Reichstages; [4.] Empfehlung der Schwäbischen Bundesversammlung in Ulm zur Einberufung eines Reichstages; [5.] Empfehlung Kf. Friedrichs zur Einberufung eines Reichstages; [6.] Möglichkeit des Ks. zur Entsendung von Stellvertretern zum Reichstag; [7.] Bereitschaft zur Entgegennahme anderer Vorschläge, Ablehnung einer Verlegung der Versammlung nach Frankfurt.

Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 55, fol. 51–53’ (Kop., Überschr.: Unsers gnedigsten herrn, herzog Fridrichs zu Sachsen, curfursten etc., ratschlag und bewegen uf vermelte werbung.) = Textvorlage A. Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 55, fol. 17–19, 36 (Konz., Überschr. wie A) = B.

[1.] /51/ Wan der beschliess der instruction [Nr. 10, Pkt. 8], darinnen ksl. Mt. begert, ir treuen rat anzuzaigen, wie ain tapfere, außtregliche und werende hilf ausserhalb des Schwebischen Punds und besonder an ainen Reichs tag von dem Reich erlangen moge etc., erneuet und repetirt ist, so sol meins gnedi[g]sten herrn bedenkens zu fragen sein, ob dy geschickten botschaften gewalt haben etc.

[2.] Und nach undertenigem annemen des genedigen zuentbietens solt erstlich zu sagen sein, das ksl. Mt. angezaigte beswerde und widerwertigkaiten begegen, mein gnedigster herr nit gern gehort. Das auch dem abschid zu Costenz nit gelebt, versehen sich sein ftl. Gn., ksl. Mt. werd das seinen furstlichen gnaden nit auflegen. Dan wo sein ftl. Gn. nit mer dan sein gnad zugesagt, so hat sein gnad ye nit minder getan.1

[3.] Darnach anzuzaigen, das aus obvermeltem ksl. Mt. begern wol abzunemen, das irer Mt. obligen swer /51’/ und gros vor augen. Zu derselben abwendung mein gnedigister herr treulich zu raten fast geneygt und hochbegirig. Erkennt sich auch des schuldig. Dweyl aber sein ftl. Gn. sehen so ain wenige anzal der stende des Reichs, sey seiner ftl. Gn. ermessens inen allen hoch zu bewegen, welle sein gnadena auch gar nit gezimen, in so dapfern sachen, daran nit allain ksl. Mt. und iren erblanden, sonder auch dem Heyligen Reich und teutzscher nacion vil und gros gelegen, hinter den andren stenden des Reichs sich einigs ratschlags zu unterfahen.

Und ob sein ftl. Gn. der unbedacht- oder vermessenhait sein wolt, an die andren stend des Reichs und ausserhalb des Schwebischen Punds solchs merklichen handels zu unterwinden, so wurden dy andern stende nit darein gehelen [= einwilligen]. Und mocht wider seiner ftl. Gn. rat noch hilf ksl. Mt. zu nichte austreglichem erspriessen.

[4.] Mein gnedigister herr ist auch zweivels an, das der Swebisch Pund gegen ksl. Mt. aller gebure /52/ und zimligkait wol werde wissen zu halten. Aber sein ftl. Gn. welle sich zu desselben verwonten, die nit der weniger tayl des Reichs sein, gar nit dafur achten, das sy sich hirinnen von andren des Reichs stenden absondren werden. Dan sein ftl. Gn. nit anders wissen, dan das [die Bundesstände] ksl. Mt. geraten und gebeten haben, diser sach ain reichstag anzusetzen. bDan solch treffentlich sach ausserhalb des Reichs stende zu handlen sy auch beschwerlich angesehen haben–b.2

[5.] Solt aber solch absondrung bescheen und ksl. Mt. uf yrer meynung und beger beharrn, so were ye seiner ftl. Gn. bewegnus grosse notturft, das den stenden, die hie sein, ir bedenken mit den andren stenden des Reichs, dem Pund nit verwant, sich statlich zu underreden nachgelassen wurde. Sein ftl. Gn. wuste auch auf begeren ksl. Mt. bey den pflichten, domit sy ir Mt. und dem Reich verwant, dieweyl ir Mt. ain tapfere, außtregliche und werende hilf tut synnen, cdy sein ftl. Gn. nach gstalten sachen auch nit vor unnotturftig /52’/ ansehen–c, nit anders zu raten, dan das diser treffenlicher handel an alle des Reichs stende aufs furderlichist gelanget, nach aller seiner dapferkait und umbstenden notturftiglich zu betrachten.d

Und ruhet seiner ftl. Gn. gmuet entlichs besließ eben daruf, furtreglicher sein, an alles verziehen von ksl. Mt. ain reichstag an gelegen end anzusetzen und außzuschreiben und dise swere und nachtaylig ksl. Mt. und des Heyligen Reichs obligen ganz tapferlich zu beratschlagen und zu bewegen, wie dan solchs ym Heiligen Reich alzeit loblich geubt, gebraucht und herbracht ist, domit dy andern abwesende des Reichs stende den gegenwertigen nichts auflegen oder zumessen, das sy irs abwesens etwas gehandelt, das inen ander gestalt geburt und zugestanden het und, so dise ding anders dan wol, das der Almechtig gnediglich verhute, endent[e]n und erfolgeten, inen ichts verweyslichs zuwenden mochten.

/53/ eDweyl dan eur ftl. Gnn. weniger anzal hie sein, bewegt sein ftl. Gn., was–e an ainer solchn großwichtigen sachen fausserhalb der andern stende zu tun sein welle–f. Dan zu Costenz fast vil der stende des Reichs beyeinander versamelt; wie aber dem beschliess desselben reichstags gelebt, hat ksl. Mt. hivor und ytzo anzaign lassen.

[6.] Wurd ksl. Mt. yrer gescheft halben den reichstag zu besuchen nit gelegen sein, so hat sy doch den statlich zu beschicken, domit und wo solcher reichstag furgengig, was dan von den stenden des Reichs ksl. Mt. und demselben Reich zu gut und aufnemen fur das best bewogen und angesehen, des wil sich mein gn. herr sambt seiner ftl. Gn. bruder [Hg. Johann], wie dan alzeit von irn ftl. Gnn. bescheen, der untertenigkait und wilferigs gehorsams halten und erzeign, das ksl. Mt. von billigkait kain ungfallen haben sollg.

[7.] /53’/ Und wiewol mein gnedigster herr das obvermelte bey seiner gnaden pflichten hat anzaigen lassen, wu aber von eurn gnaden und den geschickten andere weg, domit ksl. Mt. in yrm begern zu raten und wilfarn werden mag, angezaigt werd, sol bey sein gnaden treuer rat und hilf mitzutaylen auf dise stund nit unterlassen bleyben. Aber den tag gein Frankfurt zu verrucken, sehe sein ftl. Gn. fur unnotturftig an. Dan was durch sein gnad zu Frankfurt mag geraten werden, das mag alhie auch bescheen. Und ist sein ftl. Gn. urbutig, alles das helfen zu tun, das ksl. Mt. und dem Heyligen Reich zugutkomen mag. An dem sol, ob Got wil, von wegen seiner gnaden und meins gnedigen herrn, herzog Johansen, seiner gnaden bruder, kain mangel gespurt [werden]. Dan mag es funden werden, ytzunder alhie statlich zu helfen und zu raten, so wil sein ftl. Gn. kain weyter ufziehen darinnen machen, dweil sein gnad wais, das irer Mt. und dem Heyligen Reich merklichs daran gelegen.

Anmerkungen

1
 Zum geleisteten Beitrag Kf. Friedrichs für den ksl. Romzug vgl. Heil, RTA-MR IX/2, Nr. 902, S. 1254.
a
 sein gnaden] In B korrgiert aus: inen.
b
–b Dan ... haben] In B Einfügung am Rand.
2
 Antwort der Schwäbischen Bundesversammlung in Ulm an Ks. Maximilian [Nr. 5, S. 123, Anm. 3].
c
–c dy ... ansehen] In B Einfügung am Rand.
d
 betrachten] In B danach gestrichen: Es were auch dergleichen, als mein gnedigster herre bericht, dem Pund gehengt und gestat wurden.
e
–e Dweyl ... was] In B korrigiert aus: Mein gnedigster herre bewegt auch zu betrachten, dieweil Menz und Hessen pundisch und Collen und Pfalz nit hie sein, was dann die beywesenden.
f
–f ausserhalb ... welle] In B korrigiert aus: tun mogen.
g
 soll] In B danach gestrichen: Item herzog Hainrich von Brunßwig zu schreiben, haben sein furstlich gnaden nit gering bedenken zu unterlassen. Danach Vermerk: Dieser zettel gehort hirnach [Verweis auf fol. 36 = Absatz [7]: Und wiewol ... daran gelegen].