Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Teilnehmer am Konstanzer RT; [2.] Beschreibung von Wunderzeichen.

München, BSB, cgm 817, fol. 234–234’ (Kop., Überschr.: Vermerkt dye Ff. und Hh., geistlich und weltlich, dye zu Kostnitz auf dem tag des Kg. sind, Ao. 1507.).

[1.] Dye potschaft von dem pabst Dye weltlichen Ff.
Bf. von Maydburg Hg. Albrecht von Payern
Bf. von Tryer Hg. Jörg von Saxsen
Bf. von Mayntz Hg. Friderich und sein bruder
[Heinrich], dye pfaltzgraven
Bf. von Speyr Hg. von Wurtenberg
Bf. von Augspurckh Hg. Friderich von Saxsen
Bf. von Wurzpurgk Hg.[Albrecht] von Macklburgk
Bf. von Pabenbergk Mgf. Kasimirs, [Sohn des]
Bf. von Aychstett Mgf. Friderich von Brandenburgk
Bf. von Freysing Dye potschaft auss Burgundi [Wilhelm von Vergy]
Bf. von Basel Dye potschaft des Hg. von Eger1
Bf. von Kur Potschaft von Venedig
Bf. von Strasspurgk Dye potschaft von Stuffuck2
Bf. von Welles Pothschaft von Johanns Momeld3
Bf. von Kostnitz Dye potschaft des Gf. von Vromanen4
Bf. von Gurckh Potschaft des Gf. Puttram5
Potschaft von dem von Saltzpurgk [Andreas von Trauttmansdorff] Potschaft Gf. Ludwigs von Merandl
Potschaft Gf. Ludwigs Sfortzia von Wulliann6
Potschaft von dem von Kholln
[Johann von Reichenstein]
Potschaft von frawen Margareth von Osterreich7
Dye potschaft von dem Kg. von Frankreich [Gian Antonio Crivelli] ist gefangen.
Dye potschaft von dem grossen khayser aus der tartarey8
Dye potschaft von dem Kg. aus Portigall
Dye potschaft aus Kastern [= Kastilien]
Dye potschaft aus Arrigen [= Aragon]
Item zu Kostnitz ist dyeselb zeit ain stern an dem hymel erschynen an unsers Herren fronleichnambs [3.6.] tag umb XII uren oder stund im tag. Und hat III tag nacheinander geschynen alweg bys auf zwo stund nach mittag.

[2.] /234’/ Item hyenach werden vermerkt etlich zaychen, die erschynen sein an allen Kff. und Ff., so auf dem Reichs tag zu Chostnitz versamelt sein gewesen, von Josephen Grunpeckhen bescriben.

Item an dem sechsten tag Juli ist ain kron an dem hymel gestanden von VII uren an bys auf ain uren nachmittag. Und auch zwo scheyben scheynparlich, ayne milichfarb, dye ander feur- oder plutfarb, ze gleicher weys als ain regenpogen sex stund umb dye sunnen geschwebt.

Darnach am XIII. tag Augusti zwischen funfen und sex uren nachmittag hab ich zu Augspurg gesehen drey gross und grausam wulken. Und palt darnach sind stain gefallen mit grausamen figuren, etlich wie kreuz, dye andern wie dye monstranzen. Und zu Chascha seind stain ayns pfunds swar, drey, die mans leng haben und gestalt aynes spers gehabt haben. Item es ist auch ayn camet von maniglich ein [!] dysem monat gesehen. Auch haben etlich wirdig personen gesehen zway heer zesamenzichen, miteinander fechten und streyten. Item zu Wurmbs sind zway junkfreylen, sind mit den haubtern aneinander gewagschen.9 Item zu Rot ein freylen mit zwayen haubtern, item zu Mayland ein knab mit zwayen haubtern, vier armen und fier fussen. Item zw Merhen ain haubtlos kind, das mund, nasen, augen und oren an der prust gehabt hat. Item in Osterreich ain kind mit aynem eysenhuet. Und sunst sein kelber, schwein und katzen mit zwayen kopfen und acht fuessen, gens mit zwayen krägen, hasen mit zwayen chörpern gefallen.10 

Anmerkungen

1
 Möglicherweise ist der Hg. von Böhmen, Kg. Wladislaw von Ungarn, gemeint. Dessen Gesandter, Johann Filipec, traf Kg. Maximilian allerdings erst nach Ende des RT in Überlingen [Nr. 700, Anm. 5]. In Frage käme auch die Auflösung von „Eger“ als Achaia. Demnach würde es sich hier um den päpstl. Legaten Costantino Arianiti handeln.
2
 Gemeint ist wahrscheinlich Thomas Killingworth, der als Gesandter Richards de la Pole im Zeitraum 1507/08 mit Kg. Maximilian wiederholt über Bemühungen zur Freilassung dessen Bruders Edmund de la Pole, Hg. von Suffolk, verhandelte. Vgl. Gairdner, Letters I, Nrr. LIV-LVIII, S. 310–323; Pollard, reign III, Nr. 29, S. 114–119. Aus den Akten geht zwar hervor, daß Verhandlungen in Konstanz stattfanden, aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zur Zeit des RT. Der erwähnte englische Gesandte Edward Wingfield (Gairdner, ebd., S. 321) bspw. residierte laut dem ferraresischen Emissär Cesare Mauro um die Jahreswende 1507/08 am Hof Kg. Maximilians (Voigt, Briefe, S. 114). Einen monatelangen Aufenthalt Wingfields dort wird man nicht unterstellen.
3
 Gemeint ist wohl der sich im Gefolge Kg. Maximilians aufhaltende angebliche Sohn des in Fes residierenden Wattasidenherrschers Muhammad asch Schaich. Vgl. Nrr. 715 [Pkt. 12], 724 [Pkt. 3].
4
 Keine Identifizierung möglich.
5
 Keine Identifizierung möglich.
6
 Gemeint sind vermutlich die Söhne Hg. Ludovico Sforzas, Massimiliano und Francesco.
7
 Vielleicht ist der zweite burgundische Emissär neben Wilhelm von Vergy, Hugues le Cocq [Nr. 666, Anm. 6], gemeint.
8
 Gemeint ist die Gesandtschaft Großfürst Wassilis III. von Moskau.
9
 Die Wormser Zwillinge wurden bereits 1495 in einem Flugblatt von Sebastian Brant beschrieben (Slattery, Flugschriften, S. 335 mit Anm. 11).
10
 Diese Beobachtungen Joseph Grünpecks sind meist wörtlich in seiner nach dem Konstanzer RT den Kff. und Ff. zugestellten astrologischen Druckschrift geschildert: Ein newe auszlegung der seltzamen wunderzaichen vnd wunderpurden, so ain zeyther im reich als vorpoten des Almechtigen gottes, auffmannende, auffruͦstig ze seinn wider die feindt christi vnd des hailigen reichs, erschinen sein, an al Kuͦrfursten vnd Fürsten, so auff dem reichs tag zuͦ Costnitz versamelt seinn gewesen, von ainem Erwirdigen briester, hern Josephen Grunpecken, beschehen (Ausgabe von Erhard Oeglin, Augsburg 1507; BSB München, Res/4 Polem. 1867b#Beibd.13; ÖNB Wien, 20.T.82. Ausgabe von Friedrich Peypus, Nürnberg 1515; BSB München, Rar. 1585#Beibd.7 (irrtümliche Datierung auf 1507 durch Bibliothekarsvermerk); Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, 243.7.1. Quod.; Staatliche Bibliothek Regensburg, 999 IM/4Inc.58; UB Eichstätt 13/1 B VI 183; UB Leipzig, NeueGesch.107-g (irrtümlich auf 1505 datiert); UB Tübingen, Fo XIIa 888.4 (irrtümlich auf 1505 datiert)). Zum Inhalt des Texts vgl. Ibler, Maximilian, S. 32–34; Slattery, Astrologie, S. 333–336. Die Behauptung, der Druck sei auf dem Konstanzer RT präsentiert worden (Friedrich, Astrologie, S. 64; Czerny, Humanist, S. 325; Ibler, Maximilian, S. 32; Schmid, König, S. 102f.; Rom, Maximilian, S. 94; Wiesflecker, Maximilian III, S. 358f.), ist unzutreffend.