Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Verhandlungen Kg. Maximilians und der Reichsstände mit den in Schaffhausen versammelten Eidgenossen, Bewilligung von Schweizer Söldnern für den Romzug; [2.] Verhaftung des französischen Gesandten Gian Antonio Crivelli in Konstanz; [3.] Bemühungen Kg. Ludwigs von Frankreich um die Eidgenossen; [4.] Konditionen für die eidgenössischen Teilnehmer am Romzug; [5.] Vorbereitung der Reichsbelehnungen für Ebf. Jakob von Mainz, Bf. Heinrich von Augsburg und Bf. Georg von Trient.
s.l., s.d., jedoch Konstanz, vor dem 1. Juli 1507.
Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. Lit. 28, unfol. (Kop.).
[1.] Anslag zu dem röm. kgl. romzug, durch die Sweizer zu Schafhusen beslossen.
Item auf dem tag zu Schafhausen ist mit gemainen Aidgenossen von kgl. Mt. und des Reichs stenden wegen gehandelt: zum ersten, das sy kgl. Mt. zu dem romzug VIM man in ir kgl. Mt. costen verfolgen lassen under irem fanen und IIIM freyer knecht under irer kgl. Mt panner; zum andern, das si die knecht, so si dem Kg. zu Frankreich zu erobrung Genua gelihen haben, abfordern, demnach Genua zu dem Reich gehört; zum dritten, als si mit kgl. Mt. als H. zu Osterreich und Bürgundi erbainigung machen, inmaß si mit dem Kg. von Frankreich haben.
Auf den ersten artikel haben si obgemelt anzal, die IXM mann, bewilligt. Den andern artikel haben si auch bewilligt und darauf yederman im fußstapfen abgefordert. Es ist auch kain Aidgnos mer in des Kg. von Frankreichs dienst dann die IIC, die lang zeit in seiner Gn. guardia gewesen und noch sein, inmassen ich dann von etlichen Aidgnosen, die zu Genua hauptleut gewesen sein, gehort hab. Auf den dritten artikel [war] ir antwurt: Nachdem die jar der erbainigung mit Frankreich noch nit auß seyen, wöll inen dizmals nicht gepurn, ferrer ainigung zu machen. So si aber nach außgang und verscheynung der jar ersücht werden, wollen si gepürlich antwurt geben.
Auf solichen tag zu Schafhausen hat man sovil gehandelt, das die poten der Aidgnossen, so auf den tag gewesen sein, all zu kgl. Mt. gen Costenz komen sein, da inen dann die kgl. Mt. mit panketten, verainigungen und in ander weg groß eer bewisen und si geliebt, ob man si auf den rechten weg möcht bringen, als, wir verhoffen, geschehen wirdet.
Darauf haben si ainen tag außgeschriben gen Zürch, ordnung zu geben, damit solh IXM man also aufgebracht und geschickt werden. Die kgl. Mt. hat ain lange red mit inen getaun und inen des Kg. von Frankreich verreterey und schalkerey erzelt, dermassen, das ir vil Aidgnossen gewaint haben. Also haben die Aidgnossen solhe IXM man2 under inen angelegt. Und sollen in zwayen monaten anziehen, und die freyen knecht ee.
Also bin ich in hoffnung, wir wollend Mayland mit ine einnemen und inen provision davon raichen, furter gen Rom ziehen und die ksl. kron holen und Bartholomey [24.8.] außziehen. Also handelt man taglichs mit den Ff., damit sie dem romzüg mit gelt, volk, hilf und steur tun. Und als ich verstaun, so werden sich die stend des Reichs darinnen gepürlichen und gutwilliglich halten.
[2.] Es ist ain münich [Gian Antonio Crivelli] vom Kg. von Frankreich hergeschickt zu des Reichs stenden. Der hat die kgl. Mt. wiest bey inen plasiniert3 und außgericht, deßhalben in die kgl. Mt. venglich angenomen hat. Und helt in noch also zu Zell am Undersee. Es seyen auch zwen haymlich poten, so im auch nachgezogen sein, aufgehalten und brief bey inen gefunden, an denselben münich lautend. Also hat die kgl. Mt. all artikel des münichs verunglimpfen vor des Reichs stenden verantwürten lassen, auch ainem yeden ort in Aidgnossen ain copei davon [Nr. 166b] zugeschickt. Die soll man yecz drucken lassen.
[3.] Der Kg. von Frankreich hat sein treffenlich potschaft auf dem tag zu Schafhausen und Zurich gehabt. Aber wiewol die zu Zurich mit 50 pferden und mit vil kronen gewesen, so ist si doch übel abgefertigt und weggeschoben worden, als ich von Aidgnossen gehort hab. Und die Aidgnossen haben allenthalben verpoten, damit dem Kg. von Frankreich durch kain pass ainich knecht zuzelaufen gelassen werden. Und wiewol die dreu ort [Luzern, Zug und Glarus] in solher maynung noch nit verwilligt, so acht man doch, sy werden durch die andern 9 ort darzu aufgehalten. Zu Lucern, do ist ainer, der haißt schulthais4, ist gut franzosisch und boß romisch kungisch und tut uns grosse irrung. Aber sein schulthaisgesell, schulthais Braunberg, ist dagegen gut kungisch und diz jars schulthais. Und wiewol er ainen klainen anhang hat, so verhofft man doch, er werde furziehen. Gott wölle, das es wol gang.
[4.] Man müß ainen yeglichen knecht fünfhalben fl.rh. des monads geben und si die ambter irem gefallen nach beseczen lassen. Es sein yecz merklich und vil Aidgnossen hie, die all gern hauptleut sein und ambter haben wolten und sich kgl. Mt., umb das gelt zu dienen, erpieten. Und wann nur gelczkraft da were, so hetten wir kain sorg, der Kg. von Frankreich wirt zu Bariß nit sicher sein. So last sich noch des Reichs versamblung mit hilf und rat gnüg wol an, deßhalben wir verhoffen, dicz jars vil eer in welschen landen einzulegen.
[5.] Bis sonntag5 wirt die kgl. Mt. dem Ebf. von Menz und dem Bf. zu Augspurg und Trient regalia leyhen. Man macht täglich ain gestuel.