Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Frage des Erscheinens Hg. Albrechts auf dem RT; [2.] RT-Verhandlungen: Vorwürfe Kg. Maximilians gegen Frankreich, Vorschläge zur Trennung der Eidgenossen von ihrem französischen Verbündeten, zur Restituierung Reichsitaliens und zur Überarbeitung der Goldenen Bulle; [3.] Abreise Kg. Maximilians nach Rottweil am 3. Mai; [4.] Vortrag kgl. Räte an die Reichsstände am 6. Mai: Finanzierung einer Reichstruppe, Ernennung eines Reichshauptmannes und beigeordneter Kriegsräte; Antwort der Reichsstände; Vortrag Kg. Maximilians an die Reichsversammlung; [5.] Bildung eines ständischen Ausschusses über die Romzughilfe; [6.] Abordnung von Gesandten der Reichsstände zum eidgenössischen Tag in Schaffhausen und Erstellung einer Instruktion zur Vorlage an Kg. Maximilian; [7.] Einladung an die bayerischen Gesandten zum Schwäbischen Bundestag nach Überlingen, Beratungen über eine Verlegung des Bundestages; [8.] Wunsch der Schwäbischen Bundesstände nach Erscheinen Hg. Albrechts auf dem Bundestag.
Überlingen, 10. Mai 1507 (montag nach dem sontag vocem jocunditatis, umb ain ore nachmittag); präs. München, 12. Mai.
München, HStA, KÄA 3136, fol. 275–276’, 274 (Or.).
[1.]
[2.] Weiter, gn. H., so zaig ich e. ftl. Gn. eylends und summarie hiemit an, was zu Costnitz auf dem reichstag von kgl. Mt. begert und von den stenden gehandlet ist biß auf dato ditz briefs: Erstlich an mitichen nach Philippi und Jacobi [5.5.]1 hat kgl. Mt. an di stend des Reichs begert, irer Mt. ze raten, wie dem Kg. von Frankreich, der sich dan die ksl. cron zu erobern understee, wie auch di Schweizer dem Kg. von Frankreich abzestrecken und die widerumb zu dem Hl. Reich ze bringen oder den widerstand ze tun sei, wie auch Italia zu dem Hl. Reich widerumb zu bringen sei. So hab auch sein Mt. di Gulden Bull, die dan lang verlorn und widerumb, doch an schriften und schnüren ein tail verletzt, under und in andern seiner Mt. einer schatztruchen gefunden. Sei sein Mt. dieselben bullen widerumb zu verneuen, irrig artikel zu erkleren, auch sunst nach rat ze pessern ganz willig.
Auf soliche kgl. Mt. begeren haben sich di Kff. und Ff. etc. underredt und kgl. Mt. geantwurt, ir Mt. haben disen sachen statlicher und hocher nachgedacht dan sy, angesechen das solich sach irer Mt. hoch und groß, auch mer dan sy den nachgedacht und betracht. Und wollen ir Mt. gutbedunken vernemen und darnach das pest /275’/ helfen raten.
Auf dise antwurt hat sich kgl. Mt. erpoten, in disputacions weis und guter mainung mit den stenden des Reichs darvon ze handlen. Das dan also zum tail durch ir Mt. beschechen, und wol zwo stund vil handlung und geschicht erzelt [Nr. 150], wie auch ir Mt. von wegen des Reichs irer Mt. land und leut versetzt und verdorben sei, mit grossem erpieten, das furan auch ze tun. Darauf dan die Kff. und Ff. sich weiter bedacht.
[3.] In dem ist kgl. Mt. an montag nach dem sontag cantate [3.5.] widerumb gein Rotweil gezogen und diselben stat mit der alten pflicht widerumb zu dem Reich pracht. Dan diselb stat Rotweil hat sich etliche jar zu den Schweizern verpunden und diselben jar auß sind und nymmer in der Schweizer verpundnus sein wollen. So haben di Schweizer verwilligt, das sy sich anderstwo mogen beherren etc.
[4.] In dem hat kgl. Mt. dem Bf. von Trient und Gf. Eytelfridrich von Zorn ein schriftliche instruction [Nr. 152], den stenden des Reichs zu Costenz furzehalten, zugeschickt, die dan under anderm inhelt, das kgl. Mt. anschlag und gutbedunken sei, wer tausent fl. gelts hab, der solle ein gerüst pferd halten, wer VC fl. gelts hab, der sol ein halb gerust pferd halten, und darnach nach eines yeden vermogen, auch anzelegen, wievil hertstet ein geraisig pferd halten sollen in dem ganzen Reich durchauß bei geistlichen und weltlichen. Darzu sollen sy erwelen zwelf geschickt ret und einen haubtman, der ein F. sein solle, die albeg bei kgl. Mt. ir wonung haben sollen. Und was di raten und furnemen, das soll verzogen und einbracht werden.
[5.] Auf dits kgl. Mt. begeren haben die stend des Reichs under inen einen ausschuß gemacht. Und versich mich ganz nit, das die darein verwilligen werden.
[6.] Darzu so hat kgl. Mt. clar und offenbar gesagt, ir Mt. wissen di Schweizer dem Kg. von Frankreich wol abzestrecken yetz /276/ auf dem tag zu Schafhausen, darauf dan di stend des Reichs mitsambt kgl. Mt. potschaft yetz auf den sontag cantate [2.5.] verornet haben. Doch so haben darvor die stend des Reichs ein instruction [Nr. 216] begriffen, wie und in was gestalt auf all vorgeschechen handlung mit den Schweizern ze handlen sei, und der kgl. Mt. zugeschickt. Und auf solichs ist von kgl. Mt. den Kff. und Ff. noch kain antwurt zukomen, wiewol soliche potschaft am sontag vocem jocunditatis [9.5.] zu Schaffhausen gewesen solt sein, darunder Hans von Emershover auch ein verordneter gewesen ist.
[7.] Der Kg. hat Gf. Eitelfriedrich von Zollern (Zorn) in Abwesenheit Niklas von Firmians schriftlich angewiesen, die bayerischen Räte zum 9. Mai (sontag vocem jocunditatis) zu den übrigen Bundesständen nach Überlingen zu bescheiden. Dort würden die Bundesstände erfahren, wo sie sich mit dem Kg. treffen könnten. Plieningen und er, Eisenreich, kamen am Samstag [8.5.] in Überlingen an. Am Montag [10.5.] forderte Georg von Emershofen gemäß kgl. Instruktion die Stände dazu auf, wegen wichtiger Angelegenheiten zum Kg. in das eine Tagesreise von Überlingen entfernte Mühlheim zu kommen. Die Stände verwiesen in ihrer Antwort an Emershofen auf die geringe Zahl der Anwesenden, und daß man stündlich weitere Teilnehmer am Bundestag erwarte. Nach deren Ankunft werde man sich zu dem Anliegen des Kg. äußern. Er geht indessen davon aus, daß das Ansinnen des Kg. zurückgewiesen wird. Der Bund hat auf den in Augsburg vorgebrachten Wunsch des Kg. hin diesen Tag nach Überlingen anberaumt und nicht anderswohin. Die Bundesversammlung wird den Kg. voraussichtlich auffordern, nach Überlingen zu kommen oder den Bundestag nach Konstanz zu verlegen. Auch wenn der Kg. dies ablehnt, ist es keineswegs die Absicht der Bundesstände, seinem Wunsch zu willfahren. Dan es ist zu besorgen, das sich kgl. Mt. vleissen werde, nit allain ein zertrennung oder unainikait bei den stenden des Reichs, sonder auch bei den stenden des Punds aufzerichten, als dan irer Mt. ungeschickt furnemen wol anzaiget etc. Er berichtet über dies alles mit Wissen seines Mitgesandten Dietrich von Plieningen.
[8.] [PS Plieningens und Eisenreichs] Die Bundesversammlung, darunter etliche Stände, die in Konstanz waren, hat ihnen am heutigen 10. Mai (montag nach dem sontag vocem jocunditatis) mit grosser protestacion und hochem erpieten eröffnet, daß sie ein persönliches Erscheinen Hg. Albrechts in Überlingen oder Konstanz für gut hielten, wie der Hg. dies auch ihrem Schreiben [Nr. 87] entnehmen könne. Die Bündner haben sie gebeten, sich in diesem Sinne beim Hg. zu verwenden. In Anbetracht der von ihnen bei Kg. Maximilian, Kff., Ff. und anderen wahrgenommenen Haltung sowie der Zusage der Bundesstände, daß sie die Anwesenheit des Hg. nicht wünschten, um die zugesagte Bundeshilfe zu verzögern, sondern in dessen eigenem Interesse, wollten sie ihm dies mitteilen.