Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Marburg StA, PA 650, fol. 399r–402v (Konz. von mehreren Händen).

Bestätigt Erhalt des Schreibens der Räte vom 5. April 15431. Er ist einverstanden, dass die ksl. Deklaration im Reichsabschied erwähnt und dadurch von den Altgläubigen approbiert wird. Wenn die Räte des Kf. von Sachsen und die anderen evangelischen Stände damit einverstanden sind, so lassen wirs auch dabei, das di visitation und reformation des chammergerichts uf di declaration furgenomen, und bis solhs alles geschee, di proces suspendirt werden solen. Solchs lasen wir passiren und uns wol gevalen.

Sovil aber di amotion und abschaffung der chammergerichtspersonen betrifft, wollet anhalten, das di amotion bei den andern stenden offentlich erhalten werde, dann ye inen so vil daran nit gelegen. So ist auch unser, diser stend, meinung nit, di personen des chammergerichts dadurch zu scheuchen, sondern suchen nur dises, daß wir vor inen als denen, di von uns mer dann zu einem mal recusirt worden, aus ursachen, di jenen stenden nun vilmals angezeigt, nit konnen oder mugen rechtens gewertig sein noch unsere leib, hab und guter iren urteilen zu unterwerfen etc.

Könte aber di amotion bei jenen stenden nit ofentlich erhalten werden und es wolten, sovil di amotion betrift, di sechsische churfurstische rethe zufriden sein und hetten si auch von irem hern also bevelh, von kgl. Mt., ksl. commissarien und oratore ad partem ein versicherung zu nemen, das solhe personen solten gewislich amovirt werden und es haltens di andere unsere stend dafur, das es gnugsam und anzunemen sein solt, so solt irs auch nit anfechten, sondern desfals bei den sechsischen churfurstischen und den andern unsern stenden pleiben und kein sonders hirin suchen oder vornemen.

Konte man aber darneben etzliche chur- und fursten darzu bewegen, wi wir euch vormals geschriben [Nr. 350], di di versicherung der amotion halben beneben dem konig, ksl. commissarien und orators thetten, als sonderlich Pfaltz, Coln und Trier und andere fursten, so wers sovil desto besser und konte auch gehalten werden, dan di heten ire personen, so si am chamergericht sitzen haben, selbs abzogen.

Er ist damit einverstanden, dass die Behandlung des braunschweigischen Konflikts erst nach der Ankunft des Kaisers im Reich erfolgen soll. Außerdem stimmt er zu, dass bis zur Durchführung der Visitation unaufschiebbare Rechtssachen vor Kommissaren ausgetragen werden sollen, die von Kaiser oder König auf Ansuchen der Streitparteien einzusetzen sind. Dieser Beschluss ist in den Reichsabschied aufzunehmen2.

Anmerkungen

1
In: Marburg StA, PA 650, fol. 390r–391v (Ausf.).
2
Siehe RAb Nr. 404, § 35.