Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Notwendigkeit sorgfältiger Überlegungen in Sachen Reichshilfe für den Geldernkrieg; [2.] Zustimmung zur Anberaumung des neuen Reichstags zum 6. Januar 1513, dortige Möglichkeit zur eingehenderen Beratung über den Geldernkrieg; [3.] Skepsis gegenüber einer Geldernhilfe ohne Zustimmung abwesender Stände; [4.] Risiko einer Attacke des Hg. von Geldern gegen seine Nachbarn; [5.] Wunsch nach Vertagung der Verhandlungen über die Geldernhilfe auf den nächsten Reichstag, Bitte um ihre Beurlaubung.
Köln, 29. Juli 1512
Kop.: Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 8, fol. 62b-64a (Überschrift: Der stende antwort uf ksl. Mt. begern der hilf halben gegen Geldern); Straßburg, AM, AA 336, fol. 58b-59b (Überschrift: Hilf wider Geldern, lectum jovis post Pantaleonis [29.7.12] dum taxat scribis principum quibus inhibitum est, ne ultro pendant. Antwort, ksl. Mt. zu geben, Geldern betreffen; Vermerk fol. 58a: Item uf dornstag nach Pantaleonis [29.7.12] ist dies nachgeschrieben gelesen worden).
[1.] Item als die ksl. Mt. begert, itzo zu ratslagen und zu beschliessen, wievil und wes hilf gen Geldern etc. von dem gelt des anschlags gereicht werden und bescheen soll und moge, solche hilf itzo nemlich auszutrucken, bedunkt die stende itzo nit wol moglich sein, so man noch zur zeit nit wissen moge, wie hohe dieselben hilf laufen und sich erstrecken werde. Item so ermessen die stende, wo inen moglich were, die hilf itzo auszutrucken, das danoch inen itzo alhie, die in geringer anzal personlich, auch durch botschaft nit in grosser anzal alhie erschinen und wenig von den nachparn oder anstossern an Gellern, die die sach des kriegs hoch betreffen wurdet, alhie seien, beschwerlich were, itzo ein solchen treffenlichen kriege entlich anzuschlahen und zu beschliessen, wann des anfang, mittel und ende ksl. Mt. und den stenden hoch zu bewegen sei, damit der solchermaß furgenommen, das er ksl. Mt. und den stenden zu ere, nutz und wolfart gedeie und schade und schande verhutet und vermieden pleiben. Wan wo der nit dermassen furgenommen, das der nit zu gutem end bracht werden mocht, so kont ksl. Mt. als der hochverstendig selbs versteen, was verderblichen schadens und nachteils das den anstossenden nachparn an Gellern bringen und geberen werde zusamt verachtung und vercleynung ksl. Mt. und des Reichs. Item wo die stende die hilf itzo austrucken mochten, so konnt die doch vor winters fruchtbarlich nicht gebraucht werden und noch vil minner im winter.
[2.] Item so sei der reichstag ksl. Mt. zu untertenigem wolgefallen und auch zu notturft der sachen allenthalben uf trium regum [6.1.13], dahine nit lang sei, gewilligt. Daselbs noch zu rechter und gelegener zeit die gelegenheit dis kriegs und die hilf durch die stende, so die treffenlich und personlich, mer dann durch potschaft, erscheinen werden, besser, notturftiger und stathaftiger beratschlagt, betracht und furgenomen werden, wan itzo bescheen moge.
[3.] Item so bewegen die stende, wo die stende, so itzo alhie sein, solten ausserhalb der abwesenden und sonderlich der anstosser und nachbern an Gellern ein hilf endlich beschliessen und die tun und furnemen, das solch hilf der gehorsamen gering erspriessen, so vielleicht die abwesenden dazu nit willigen und die auch nit tun wurden. Damit die gehorsamen allein beschwert und doch ksl. Mt. kein austreglich hilf bescheen und also zu den sachen mere nachteils und beswerung wann nutz zu besorgen sein.
[4.] Item bewegen die stende, wo itzo uber die antwort, ksl. Mt. vormals der hilf halben bescheen, ein weiter hilf ksl. Mt. sollt zugesagt oder beschlossen und solchs ausschelen werden, das der von Gellern [= Karl von Egmont], so er das vernemen, von stund an in die anstossenden nachtparn und stende fallen, die angreifen und beschweren wurde, zuvor und ehe die hilf vom Reich notturftiglich gelesta werden mocht. Zu was schaden und nachteils das reichen wurde, das west ksl. Mt. selbs zu ermessen. Item es wurden sich auch on zweifel von stund an viel leut zu roß und fuß zu dem von Gellern schlahen und ime umsonst dienen, allein, das sie sich an den anstossern erholen und gewin tun mochten, das dan ime zu einer sterkung und den nachparn zu erholung reichen. Darob wol zu vernemen, das, wo die sach des kriegs nit dapfer furgenomen, vil mer schadens wann nutz zu besorgen sein wurde.
[5.] Darauf so bitten die stende ksl. Mt. untertenigs fleiß, si woll die erzelten und ander ursachen, die ksl. Mt. ufs hochverstendigst selbs zu bedenken weiß, gnediglich betrachten und darum austruckung der maß der hilf beruhen lassen bis zu nechstkonftigen bewilligten reichstage, damit die sach des kriegs dester statlicher und notturftiglicher betracht und furgenomen werden moge, und das ir ksl. Mt. auch bei den stenden ernstlich verfugen wolle, das die zu solchem reichstage treffenlich und in eignen personen erscheinen, damit dester statlicher von den und andern sachen gehandelt werden moge. Die stende bitten auch unterteniglich, ine gnediglich anheim zu erlauben, domit sie furderlich anheim komen, mit iren untertanen von dem anschlag, den aufzubringen, reden und handeln, sich auch zu dem gewilligten reichstag dester statlicher schicken, erscheinen und, wes weiter not ist, handeln mogen, und sie lenger nit ufzuhalten etc. Das erbitten sie sich neben iren pflichten unterteniglich zu verdienen.