Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Seine Unterstützung für den Kg. von Frankreich in dessen kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Papst, Venedig und den Eidgenossen, Rückzug der Eidgenossen; [2.] Verbleib des Ks. in Freiburg i. Br. und Aussetzung des geplanten Tages in Worms angesichts der Bedrohung des Reiches durch äußere Widersacher, Ersuchen an die Reichsstände um Erscheinen in Freiburg; [3.] Handschriftlicher Widerruf dieser Aufforderung.
Freiburg im Breisgau, 14. November 1510
Orig. Druck m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein; die Anrede ist jeweils handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingetragen): Würzburg, StA, Historischer Saal VII, Nr. 451a (an Bf. Lorenz von Würzburg); München, HStA, Hst. Freising Kasten blau 200/10, o. Fol. (an Bf. Philipp von Freising); Dresden, HStA, GR, Loc. 9132/21, fol. 10; Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 202, fol. 9 (an Hg. Wilhelm von Jülich-Berg); Hannover, HStA, Celle Br. 15 Nr. 46, fol. 16 (an Hg. Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel; Präs.vermerk: Praesentiert am sondaghs reminiscere to Zelle Ao. etc. XIo [16.3.11]); Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 8, fol. 397 (an Mgf. Friedrich von Ansbach-Kulmbach; defekt); Meiningen, StA, GHA, Sektion I, Nr. 1574, fol. 106 (an Gf. Wilhelm von Henneberg-Schleusingen); Koblenz, LHA, Abt. 29 A Nr. 975 (an Gf. Johann von Manderscheid); Wertheim, StA, G Rep. 57/2 Korrespondenz Gf. Michaels II. Nr. 51 (an Gf. Michael II. von Wertheim); Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Kaiser Maximilian I. Fasz. IV, o. Fol. (an Augsburg); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 27, fol. 11 (an Frankfurt; Präs.vermerk: Praesentatum feria quinta penultima Februarii per nuntium Conzen von Hutten Ao. 1511 [27.2.11]); Speyer, StadtA, 1 A 661/e, fol. 4 (an Speyer).
Konz.: Wien, HHStA, RK, Maximiliana 23 (alt 16) 1510 Nov.-Dez., fol. 72a-79b (mit zahlreichen stilistischen Korrekturen von der Hand Ks. Maximilians).
Spätere Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 9132/21, fol. 2a-9a (an Hg. Georg von Sachsen).
Regest: Rüthning, UB, Nr. 203 (an die Gff. von Oldenburg); Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1037 (an Frankfurt).
[1.] Informiert über die vereinten Bemühungen des Papstes, der Venezianer und der Eidgenossen, gegen die Truppen des Kg. von Frankreich die Oberhand zu behalten. Hat deshalb seinen obersten Hauptmann, F. (Rudolf) von Anhalt, und die anderen ksl. Hauptleute beauftragt, gleichfalls gegen die Eidgenossen vorzugehen, und sich selbst hierher an die Grenze zur Eidgenossenschaft begeben, des willens, wo sy von solhem irem fürnemen nit abstuenden, gegen inen in craft unser pündnus und ainigung, so wir mit unserm lb. prueder, dem Kg. zu Frankreich, haben, nemlich das unser jeder dem andern wider sein veind zu helfen schuldig und phlichtig ist, demnach also krieglichen zu handlen. Aber sopald sy solhs verstanden und unser schriftliche warnung, die wir inen auf solhs zugeschickt, gesehen, sein sy aus denselben ursachen, auch das sy gros mangl an prafand gehabt und inen die Franzosen mit dem geraysigen zeug vil abbruch an leuten zugefuegt, nemlichen ob 4[00] oder 500, als wir glauplichen bericht sein, erslagen, widerumb zurugk und anhaim gezogen. Darauf haben wir wider sy nichtz fürnemen wellen, sonder unser räte und potschaften zu inen geschickt, yres abzugs dank sagen und begern lassen, sich mit uns und dem vorgemelten unserm brueder, dem Kg. zu Frankreich, ain verstentnus und ainigung zu machen. Und haben inen demnach erpoten, jerlichen ain merklich suma gelts zu geben. Aber dieweil sy sich bisher alwegen gegen uns und dem hl. Reich widerwertig erzaigt und gehalten, so tragen wir wenig hoffnung, solhs bey inen zu erlangen, in massen ir das alles wol zu ermessen wisset. [Folgen weitere detaillierte Beschreibungen der militärischen Auseinandersetzungen in Oberitalien und der dortigen aktuellen Lage.]
[2.] Aus disen oberzelten ursachen haben wir hieumb in der nähe gegen den Aydgnossen beleiben und den tag nit gen Wormbs ansetzen oder bis auf liechtmess [2.2.11] damit verharren mügen, dann solten die Franzosen durch unsern Hl. Vater, den Babst, und die Venediger vergweltiget und eingetan werden, so were zu vermueten, die Sweizer wurden uns auch dest pelder angreifen, dann sy bedürften alsdann dem Babst ausser lands kain volk oder hilf zuschicken und werden solhs allain auf uns in teutschen landen wenden. Damit wir den Franzosen und Hg. von Ferrer auch nit möchten helfen, und dardurch unser sig gegen den Venedigern verloren und der pund zwischen den Lumpardern, Venedigern und Sweizern wider das hl. Reich und gemeine teutsche nacion dermassen gesterkt und beherzigt, das der in ewig zeit unzertrent und zu besorgen were, das künftiglichen die Franzosen und ander Kgg., Ff. und comunen sich demselben pund anhengig machen und dardurch das hl. Reich in ewig zeit bekriegen und anfechten möchten. Das dann zu unwiderpringlichem schaden und nachtail, auch ganzer zerstörung des hl. Reichs und schimpf und spot teutscher nacion raichet. Darumb so wellet solichs alles zu herzen nemen und betrachten und furderlich durch eur potschaft zu uns auf den angesetzen tag hieher gen Freyburg kumen, wie wir dann euch hieneben durch unser ksl. ausschreyben und mandat [evtl. Nr. 748] weiter verkunden und anzaigen. Daran tuet ir unser maynung und sonder gefallen. Geben zu Freyburg im Preysgeu am 14. tag des monats Novembris Ao. domini 1510, unserer reiche des röm. im 25. und des hungerischen im 21. jaren.
[3.] Handgeschriebene Nachschrift: Und wiewol in disem unserm schreiben gemeldet wirdet, das ir auf den tag gen Freyburg kumen sollen, so hat sich doch solhs aus etlichen ursachen geendert. Darumb nit not ist, gen Freyburg zu kumen, wie ir dann aus unserm mandat und aufbot hiebey aigentlichen vernemen werdet.