Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Mahnende Erinnerung an die Vereinbarungen im Augsburger Reichsabschied; [2.] Aufforderung zur Zahlung noch nicht entrichteter Beträge des Augsburger Reichsanschlags zum Unterhalt des ksl. Kriegsvolkes; [3.] In Augsburg unterbreiteter ksl. Vorschlag zur Aufstellung eines Heeres von 50 000 Mann; [4.] Dessen Verwendungsmöglichkeiten, Erläuterung dieses Plans für die nicht auf dem Augsburger Reichstag vertretenen Stände; [5.] Weitere Einzelheiten dazu, Heranziehung aller Besitzungen des Hauses Österreich zu der geplanten Hilfe; [6.] Einsetzung von Beauftragten aus den Reichskreisen zur Umsetzung der vorgesehenen Ordnung; [7.] Deren Aufgaben und Kompetenzen; [8.] Berufung von Hauptleuten für den Erlaß von Aufgeboten; [9.] Erstellung eines Anschlags zur Finanzierung der Ordnung; [10.] Empfehlungen für die Aufteilung des Anschlags in den einzelnen Territorien; [11.] Bereitschaft des Ks. zur Unterstützung des Projekts; [12.] Erstellung eines Anschlags auf den Adel; [13.] Behandlung der in Augsburg unerledigt gebliebenen Angelegenheiten auf einem weiteren Reichstag in Augsburg; [14.] Dessen Vorverlegung nach Straßburg, Aufforderung zur Teilnahme, Zusicherung seiner persönlichen Beteiligung, Notwendigkeit strikter Umsetzung des Augsburger Reichsabschieds; [15.] Mahnung zur Einhaltung der bestehenden Landfriedensbestimmungen; [16.] Weisung an Münzstände zur Mitnahme von Münzmeistern und Wardeinen auf den nächsten Reichstag; [17.] Aufforderung zur Zahlung aller ausstehenden früheren Reichsanschläge, Androhung von Klagen vor dem Reichskammergericht, Mahnung zur Teilnahme am kommenden Reichstag, Hoffnung auf dortige Aufrichtung der geplanten Ordnung; [18.] Möglichkeit seines Erscheinens in Straßburg vor dem angesetzten Termin.
Lindau, 15. September 1510
Orig. Druck m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein; die Anrede ist jeweils handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingetragen; gedruckt wohl bei Johann Otmar in Augsburg): Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 8, fol. 389-391 (an Mgf. Friedrich von Ansbach-Kulmbach); Koblenz, LHA, Abt. 1 C Nr. 895, pag. 15-21 (an EB Jakob von Trier); Würzburg, StA, Historischer Saal VII, Nr. 451a, fol. 2-5 (an Bf. Lorenz von Würzburg; Präs.vermerk: Praesentata am sontag nach Francisci Ao. etc. decimo [6.10.10]); Dresden, HStA, GR, Loc. 10180/25, o. Fol. (an Hg. Georg von Sachsen; defekt); Ebd., Loc. 8993/2, fol. 8-10 (an Bf. N. [= Johann] von Meißen); Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 202, fol. 4-7 (an Hg. Wilhelm von Jülich-Berg); Hannover, HStA, Celle Br. 15 Nr. 46, fol. 18-21 (an Hg. Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel); München, HStA, KÄA 3138, fol. 20-22 (an Hg. Wilhelm von Bayern); Koblenz, LHA, Abt. 29 A Nr. 974 (an Gf. Johann von Manderscheid); Sigmaringen, StA, Dep. 30/12 T 3 Nr. 4, o. Fol. (an Abt Simon von Marchtal); München, HStA, Klosterliteralien Niedermünster 40, o. Fol. (an die Äbtissin von Niedermünster); Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Kaiser Maximilian I. Fasz. IV, o. Fol. (an Augsburg); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 26, fol. 54-56 (an Frankfurt); Ravensburg, StadtA, RA Bü. 5f/11 (an Ravensburg; Vermerk von zwei verschiedenen Händen auf der letzten Seite: Richstags halb, zu Strasburg angesehen 1510).
Kop.: Salzburg, LA, Geheimes Archiv IV.3 ½, o. Fol. (auf dem Deckblatt: Die neu furgenomen des Reichs ordnung).
Druck: Harpprecht, Staatsarchiv, S. 237-250 (an Kf. Friedrich von Sachsen); Wiesflecker-Friedhuber, Quellen, Nr. 54 (an Frankfurt).
Regest: Linke, UB, Nr. 88 (an Nordhausen); Rauch, UB, Nr. 2215 (an Heilbronn).
Kurzregest: Rosenthal, Einblattdrucke, Nr. 98.
[1.] Hochgeborner, lb. oheim und F., wir haben dein lieb und ander unser und des hl. Reichs stende durch unser jungste ausschreiben [Nr. 732], auch nachmals in gemainer versamblung auf dem yetzgehalten reichstag zu Augspurg personlich nach notdurft erinnert und bericht der ursachen und bewegnus unser kriegsfürnemens und wie die bisher wider die Venediger geübt sein, dabey auch angezaigt die loblich ainigung zwischen der Bäbstlichen Hlkt., auch unser [und]unsern lb. brüdern, den Kgg. zu Frankreich und Aragon,1 und daneben erzelt gestalt und gelegenheit, auch obligen und notdurften des hl. röm. Reichs, teutscher nation und gemainer cristenhait, wie du und sy alles nach der lengs ungezweifelt wol vernomen und noch in guter gedechtnus haben. Deshalben wir umb kürze willen underlassen, solich handlung und sachen weiter zu erzelen, dan so vil, das sich auf unsern und gemainer versamblung des Reichs abschid zu Augspurg [Nr. 125] gepürt, auch die notdurft erfodert, dich und ander solchs abschids, wiewol du des selbs oder durch dein botschaft guten bericht haben magst, hyemit zu ermanen und zu fudern und solicitiern, damit solchs alles nachfolgender mainung volzogen werde.
[2.] Zu erst, als uns durch gemaine versamblung des hl. Reichs zu erhaltung beru[r]ter unser kriegsfürnemen dise yetzvergangen summerzeit wider die Venediger zu handhabung der stuck, so wir in unser gewalt und zu gehorsam des hl. Reichs erobert und teutscher nation anhengig gemacht heten, ein hilf an gelt zu raichen, bewilligt und zugesagt und allen stenden nach gepür angeschlagen und aufgelegt ist, in zwayen termin, nemlich zum teil auf Johannis sunnwenden nechstverschinen [24.6.10] und den andern teil auf nativitatis Marie, auch yetzvergangen [8.9.10], hinder die stete Augspurg und Frankfurt zu erlegen. Dieweil wir dann ein treffenlich kriegsvolk wider die veind stätigs zu veld, auch anders, das sunst den krieg stäts übet, noch haben ausserhalb der anzalen zu roß und fueß, so unser lb. brueder, der Kg. zu Frankreich, und 400 kürrissern [= Harnischreiter], die auch unser lb. bruder, der Kg. zu Aragon, bey den unsern zu veld halten, weliches angezaigt unser kriegsfolk wir den merern teil das ganz jar herumb in unserm costen swerlich underhalten, uns dardurch an unserm camerguet emplößt haben, das unser notdurft merklich erfordert, die gedachten des Reichs bewilligten hilf zu underhaltung solichs unsers kriegsfolks in all weg gelt auf das fürderlichist zusammenzubringen, damit sich unser kriegsfolk nicht zertrennen, so ermanen wir dich des berurten abschids und zusagens, zu Augspurg beschehen, mit ernst gebietend, das du dein aufgelegte hilf der obbestimpten zwaier termin, soverr du die bisher nicht gar oder zum teil erlegt hettest, sovil daran ausstee, in der vorgenanten stete einer nach deiner gelegenheit nochmaln fürderst und bezalest und uns zu verhinderung nachteil und geferlicheit unser kriegsübung damit nit saumest noch verziehest. Darauf wir uns in all weg verlassen wollen.
[3.] Zum andern, als wir auf disem reichstag bedacht und erwegen haben, dise bewilligt hilf unsern und des Reichs fürnemen und notdurften, sunderlich zu austrag gegen den Venedigern, nit erschießlich noch gnug zu sein, wiewol wir die gnediglich angenommen, aber dabey mit gemainer versamblung solchen abschid gemacht haben, so uns solche hilf nit erschiessen und die vehd in der zeyt, darauf solich hilf gestimbt ist, nit vertragen oder zu rue gestelt würde, das wir dann auf hernach angezaigten künftigen reichstag weyter hilf bey inen suechen. Darauf sy uns geantwurt haben, sy wollen gegen uns in solchem und was zu eer und wolfart des hl Reichs dienet, allzeit willig und genaigt erfunden werden, und solichs uns auch merklich vertröst, zusampt dem, das auch auf disem reichstag durch uns und gemaine versamblung bedacht und erwegen sein allerley notdurften, beswernus und geferligkeit, so uns und dem hl. Reiche und gemainer teutschen nation obligen, auch zu besorgen und zu gewarten sein. Darinnen wir dann den stenden disen nachfolgenden weeg der 50 000 mann halben, der inen, als wir ganz achten, unbeswerlich und annemlichen sein sol, angezaigt, und sonderlichen, dieweil ein zeit her das hl. Reiche in merklich abnemen kommen und zum teil von etlichen anstössern desselben, dardurch dann bisher davon vil entzogen worden ist.
[4.] Und damit demselben aus nachfolgender mainung in künftig zeit fürkomen, auch frid und recht gehandhabt und verhuet, das hinfür nyemands vom Reich abgedrungen wurde, auch ob sich yemand davon zu fallen understuende, dasselb damit zu wenden, auch keiner den andern wider recht vergweltig, sonder sich ein yeder gegen dem andern zymlichs und gebürlichs recht benuegen lasse und dardurch hinfür künftig aufrurn und krieg im Reiche verhuet, auch die, so demselben oder einer dem andern darinnen muetwillig absagen und die, so sich understeen, auf der straß zu rauben, gestraft werden und wir bey dem hl. Reiche beleiben, in massen unser vorfordern dabey gewesen sein, und das wir solchs auch also loblichen nach uns verlassen muegen und, wer dawider streben, dasselb anfechten und bekümbren wurde, dem tapfer und ansehlicher widerstand beschehen möge, doch nit der mainung, das wir oder die stende damit nyemands muetwilliglichen bekriegen, sonder solich volk allain, das hl. Reiche zu beschützen und zu beschirmen, gebraucht werden soll, haben wir denen, so auf dem bestimbten verschinen reichstag zu Augspurg in aigner person noch durch ir anweld nicht erschinen sein, unser fürschleg und begern, so wir gemainen stenden der 50 000 mann halben, wie und welcher gestalt die im hl. Reiche angeslagen, darinnen gehalten und gebraucht werden sollen, erzelt, hiemit auch verkünden wollen. Und hat die gestalt:
[5.] Nachdem wir in unserm ksl. gemuet erwegen und betracht, das sich teglichen angezaigtermassen allerley widerwertigkeiten, zwangsal, muetwillen, beschwernus und geferligkeiten im hl. Reiche und andern enden begeben, aufersteen und witer zu besorgen sein, das da entgegen in all weg die merklich notdurft erfordern will, tapfer und bestendig hilf und ordnung, dardurch demselben statlichen furkommen, künftig nachteil verhuet, frid und recht gehandhabt und das übel gestraft werde, fürzunemen, und demnach gemainen stenden disen nachfolgenden fürslag getan, sich undereinander einer tapfern, ansehlichen hilf bis in 50 000 mann zu roß und fueß, 10 jar lang im Reiche zu halten, zu verwilligen und zu entsliessen. So wollen wir mit unsern heusern Oesterreich und Burgundi, auch andern unsern Ftt. und landschaften und was zum Reiche billichen verwandt sein sol, mitsamp[t] den landen, so uns in dem cameregkischen vertrag in Ytalien oder welhischen landen zugetailt sind, als wol zum haus Oesterreich als zum Reiche gehörig, in dem bestimbten anslag gleiche pürd und mitleiden tragen. Damit aber die stende mit dem anslag der bestimbten hilf dest weniger beswernus haben und die sachen dest fürderlicher von stat geen, haben wir dir desselben anslags, sovil des uns von den berürten unsern heusern und landen, auch einem yeden, von dem maisten bis in den minsten, zu halten gebürt, auf ir verpessern einen auszug überantwurt. Darinnen lauter angezaigt ist, das under den bestimbten 50 000 mann 10 000 zu roß sein, wiewol wir uns nicht versehen, das darzu kommen, das derselben 50 000 mann aller not werden sol. Und so dann aus derselben summa 15[000], 20[000] oder 30 000 etc. mann not würde, ein yeder wissen möge, was und wievil im in solchem aufbot und anslage zu halten gebüret. Es sol auch alle zit, so 5000 mann aufgeboten, darunder 1000 pferd zu roß sein, in massen du und ander solchs auf künftigem reichstag von uns lauterer und gründlicher underricht empfahen wirdest. Und das auch auf solch aufbot die nechsten, so zu der weer geschickt sein, zu roß und fueß in aigner person ziehen und die weitern ir haubtleut mit gelt schicken, söldner darumben aufzunemen, zu halten und abreiten, ob sy wollen, dardurch übriger costen so weit zu zeyten erspart werde.
[6.] Und damit dann solcher anslag nützlich, wie vorsteet, so es not tun, gebraucht werden muege, sullen wir als röm. Ks. ein person geben, und nachdem das hl. Reiche in die viertel ausgeteilt werden, sol ein yedes vierteil auch einen geistlichen und einen weltlichen F. und darzu von den andern stenden auch etlich treffenlich personen geben und mit der austailung dermassen gestelt werden, das ein yedes jar halbs geistlich und halb weltlich Ff. und person sein, die in den hernachgeschriben artikeln allezeit an den enden, da unser ksl. camergericht sein wirdet, wonen und mit desselben camergerichts rate handeln sullen. Wo wir aber in eygner person im Reiche weren und dieselben Ff. von dem bestimbten unserm ksl. camergericht zu uns erfordern, das sy dann zu uns an unsern ksl. hof kommen und bey uns dasyhen [= dasjenige], so die hernach angezeigt ordnung und hilf ausweyset, helfen handeln und volziehen, wie sie dann solchs geloben und sweren sollen. Ob aber den stenden zu swer wolte sein, nachdem auf die Ff. merklicher costen geet, an die bemelten ort Ff. zu schicken, mügen wir leyden, das ein yedes vierteil an derselben Ff. stat ander zween treffenlich mann, so sy zu disem handel nutzlich, verstendig und schicklich achten, verordnen und dieselben von irem guet underhalten, damit sy für und für, als lang die ordnung weret, beleiben möchten. Wo aber aus inen einer oder mer an disen enden lenger nicht verharren wolt oder mit tod abgienge, dasyhen, wie angezaigt ist, so die Ff. fürgenommen, zu handeln, soll allzeyt von denselben vierteil ander an ir stat gesetzt werden.
Wir und gemain stende samentlich sollen auch einen gemainen haubtman fürnemen, der auf dasyhen, so durch die erkiesten aus den vierteilen samentlich oder der merer teil gehandelt und beslossen und ime durch sy bevolchen wirdet, inhalt irer erkanntnus execution und volziehung tue.
Wo dann denselben furgenomen und erkiesten personen treffenlich sachen, die inen allain zu handeln zu swer sein welten, furfielen, sollen sy allzeit macht haben, 4 Ff., die inen am nächsten gesessen sein, zu inen zu fordern, die auch auf ir erfordern, allain Gots gewalt verhinder sy, nicht aussen beleyben, sonder mitsampt denselben erkiesten in den sachen, darumben sy erfordert werden, ynhalt diser ordnung dasyhen, so sy gemeß und billich bedunkt, handeln und fürnemen.
[7.] Und seind das die artikel, so die yetzgemelten erkiesten personen zu handeln macht haben sullen, nemlich:
Ob yemand aus den stenden, so dise ordnung annymbt, bekriegt oder vergweltigt wurde, es sey von ainem oder mer anstössern oder andern im Reiche.
Ob yemand entlich recht oder urteilen am camergericht oder andern gerichten, die endurteiln gehaissen wurden, erlanget und acht oder pan mit briefen nit helfen wolt, das dann mit der tat gegen denselben und derselben furschieber gehandelt [werde].
Ob auch yemands mutwilliglich abgesagt wurde oder getroet wider recht, wie dieselben und ir helfer und helfershelfer gestraft werden sollen.
Nachdem auch an vil enden im hl. Reiche straßrauber sein, wie dieselben und derselben helfer und fürschieber gestraft werden mügen.
Wie auch gegen den ungehorsamen im Reiche, so bisher die hilf und anschleg von den stenden bewilligt, nicht bezalt und in der yetzigen zugesagten hilf und neuen ordnung uber unser mandat und gebotsbrief nit gehorsam erscheinen, zu handeln sey.
Und so sich dann yemands in der angezaigten artikel ainem oder mer besweren und das der gemainen stend und vierteil verordenten und erkiesten personen clagweys anzaigen wurde, sollen sy zu stund an bey den eyden und phlichten, die sy darumben gesworn, nidersitzen und erkennen, ob man ainem oder mer nach seinem anzaigen hilf zu tun schuldig sein oder nit, wie groß auch dieselb hilf sein sol, desgleichen, wie lang sy nach notdurft der sachen weren sol. Und was also durch sy samentlich oder der merer tail aus inen erkannt wirdet, dem sy auch gestracks nachkommen und ain yeder schuldig sein, demselben on mittel zu leben. Doch sollen wir und die stende nach unserm gefallen in demselben ainen lautern namen schöpfen.
[8.] Es will auch not sein, das in yedem vierteil ain haubtman fürgenommen werde, der nach bevelch der erkiesten commissari auf ir erkanntnus aufzubieten hab, und in welchem vierteil die strafe fürgenommen wirdet, das die Ff. und stete, darinnen gesessen, püchsen und was zu der artlerey gehört, darleyhen in abslag ires anslags nach des haubtman, der Ff., prelaten, Hh., Gff. und stet einnemen und gelegenheit ains yeden handels.
[9.] Es sol auch geredt werden, wie man unsern und des Reichs obristen haubtman, so allezeyt in der nähin umb die erkiesten commissari sein, underhalten. Und darauf einem yeden vierteil im Reiche sein anslag aufgelegt werden sol, was man von parem gelt zu underhaltung diser ordnung ausserhalb des anslags des zuzugs auf das aufbot haben muesse, damit solchs also beraitgemacht werde.
Wie man auch solchen anslag austailen wolle, damit er ainem yeden stand, als Ff., Gff., prelaten und steten, und derselben undertanen leydlich sein werde, dann es deshalben bey unsern österreichischen, burgundischen und italischen landen in dem, so uns aufgelegt, dheinen mangel noch abgang haben wirdet. Wir haben auch bey denselben unsern landen dermassen ordnung aufgericht, so inen ir anslag verkündt, das sy denselben zu stund an wissen under inen anzulegen.
[10.] Nachdem aber in ainem land nicht gebrauch ist als in dem andern und sonderlich im Reiche, so wollen wir genannten stenden hiemit heimgesetzt haben, wie sy solichs bey inen selbst under iren undertanen machen, doch das die ansleg, so ainem yeden aufgelegt, gewiß sein und wir und das Reiche in solchen unsern fürnemen nicht nachtail leyden, inen auch zu pesser underricht dise nachvolgend wege anzaigen wollen:
Und nemlich zum ersten vindet man land, die under inen vier stende auserkiesen, als prelaten, edel, stet und gericht. Bey den prelaten und adel werden die Gff. und Hh. benennet, bey den steten und gericht wirdet den prelaten und adel auf ir selbs gült geschlagen, aber auf stet und gericht nach der herd- oder feurstat angelegt.
So sein bey etlichen landen nu drey stend, als prelaten, edel und stet. Prelaten und adel slagen ire ansleg auf ir paurn und die stet auf ir gewerb und herdstet und der F. auch auf sein paurn, die man urbarsleut nennet.
So seind an etlichen enden gewonheit, was zu rettung aines lands ist, das die undertanen auf ir selbs sold und aines F. oder H. liferung ausziehen.
Aus disen, auch andern artikeln mag ain yeder stand nemen, was im bey sinen undertanen am gelegnisten sey zu erlangen. So mag auch maniges F. stand dermassen geschaffen, das sein einkommen bey der camer klain und sein landschaft reich ist. Darein sol, das dem F. wenig und der landschaft mer aufgelegt, gesehen werden.
Entgegen mag maniche landschaft arm und der F. am einkomen und sunst in gutem vermögen sein. Müß alsdann dem F. nach gelegenheit mer als der landschaft aufgelegt werden, das wir dann den stenden auch zu erwegen geben und heimsetzen.
[11.] Was uns dann als röm. Ks., das disem fürnemen dienstlich ist, zu handeln und zu tun gepürt, darinnen wollen wir nach unserm höchsten vleiß und vermögen alles dasyhen, so disen sachen zu handhabung creftig sein mag, fürnemen und darinen bevelch ausgeen lassen. Dann wir verhoffen, aus diser ordnung, so die, als wir keinen zweifel tragen, durch die stende beslossen und aufgericht, Gott dem allmächtigen lob und eer, dem hl. Reiche teutscher nation aufnemung, unsern widerwertigen erschrecken und den unglaubigen nachteil und zerstörung und sunst ander vil guets daraus entsteen werde.
[12.] Wir achten auch, das auf die vom adel, so on mittel under das Reich gehören, auch ein zimlicher anschlag gelegt und mit inen davon gehandelt werd, den sy selbs verdienen sollen und darüber auch weiter empfahen als die, so zu dem krieg und rüstigung von Gott verordent sein, das hl. Reiche zu beschütten und zu beschirmen, und da entgegen der, so zu dem krig ungeschickt sind, gelt zu empfahen zu underhaltung des gemainen adels, der nun vil teglich erwachsen und inen selbs zu spott, sünd und schaden anheim verligen.
[13.] Und wiewol die ytzgemelten stende auf vorbestimbt unser anzaigen und begeren, auch sunst in andern sachen und handlungen und sonderlichen der irrungen, unordnungen und unwesen, so im hl. Reiche schweben und auf dem gedachten verschinen reichstag anderer merklicher und treffenlicher gescheft halben nit nach notdurften fürsehen noch ausgetragen werden muegen, haben iren bedacht auf einen anderen und künftigen reichstag, der dann auf unser lb. Frauentag liechtmeß schiristkünftig [2.2.11] gehalten werden sol, genommen, so will doch unser und des hl. Reichs merklich notdurft ervordern, nicht allain von wegen aufrichtung und volziehung obangezaigts unsers begern und hinlegung der beruerten irrung, unordnung und unwesen in dem Reiche, sonder auch aus etlichen andern treffenlichen, zufallenden ursachen, nemlich des Babsts widerwertigen handlungen halben, wie du dann aus einem andern unserm schreiben, so dir hyemit zukompt [Nr. 732], klerlichen vernemen wirdest, denselben reichstag ausschreiben zu lassen.
[14.] Und dieweyl aber die bestimbt zeit der liechtmeß etwas lang ist und die vorberuerten zufallenden sachen, als du selber ermessen magst, nicht verzug oder bitt erleiden wollen, sunder uns und dem hl. Reiche, wo eylends nicht dareingesehen, unwiderbringlicher nachteil und schaden daraus erwachsen würde, haben wir demnach obbestimbten reichstag auf St. Katherinentag nechstkünftig [25.11.10] in unser und des hl. Reichs statt Straßpurg zu halten fürgenomen. Und gebieten und ermanen dich auf das höchst, mit allem ernst bevelchend, das du auf den bestimbten St. Katherinentag a–in aigner person oder, wo du ye unvermögen halben deins leibs nit möchtest, doch durch dein botschaft gewislich erscheinest mit volkomnem gewalt,–a on wider hindersichbringen beruerte ordnung, ainigung, notdurften und obligen unser und des hl. Reichs und teutscher nation und darauf die bestimbt macht der 50 000 mann oder, ob uns ferrer und weiter hilf wider die Venediger not sein würde, inhalt gemainer stende verwilligen des vergangen reichstags zu Augspurg denselben unsern begern gemeß, wie dann gemainer stende verwilligung lauter ausweyst und anzaigt, mit uns und andern Kff., Ff. und stenden zu handlen und zu schliessen, auch anzunemen und zu volziehen. So wollen wir uns in all weg befleissen, auf solchen St. Katherinentag gewislichen in aigner person auch gen Straßpurg zu komen und alda mitsambt dir und andern, wie yetz angezaigt ist, alle gelegenheit, notdurften, obligen, wolfart, aufnemen und guetes, auch einigkeit, ordnung und guet wesen des hl. Reichs und teutscher nation furzunemen, zu bedenken und uns darauf der bestimbten macht bis in 50 000 mann zu roß und fueß zu des hl. Reichs eer, lob und heil in ewig zeit und sonst laut gemainer stend verwilligen unserm begern gemeß zu entsliessen und zu verainen. Darauf erfordert aber zu volzug des jüngsten abschids zu Augspurg die notdurft, ist auch unser ernstlich bevelch, das du dich in all weg darnach richtest, auch, ob not ist, mit b–dein landschaften und leuten mittler zeit besprechest, das du auf den bestimbten unsern angesetzten tag, zu beschliessen die angezaigt ordnung, handlung und wesen, berait seyst.
[15.] So seynd dir und meniglich wissend die ordnungen, satzung und gemain landfriden, so zu vergangen reichstegen durch uns, auch Kff., Ff. und stenden zu fürderung frid und rechtens im hl. Reiche gemacht und aufgericht, die auch notdurftiglich durch schriften erlaut und deshalben hie zu erzelen unnot seind. Dieselben ordnungen, satzungen und gemainen landfriden im hl. Reiche confirmieren, besteten, erneuen und verkunden wir dir hiemit von röm. ksl. macht, mit ernst gebietende, das du dieselben ordnung, satzung und landfriden für confirmiert, bestet und erneut achtest, für augen nemest und die in all weeg unverbrochen und unverletzt volziehest und dermassen underhaltest, damit im hl. Reiche durch dich noch ander unser und des hl. Reichs Kff., Ff. noch ander stende umb kainerlay vorderung, ansprach, gerechtigkeit noch ursachen ausserhalb gepürlich und furderlichs rechten, des wir uns auch auf gedachtem künftigem reichstag entschliessen werden, nyndert kain emporung, vehd, veindschaft, angriff noch krieg geursacht, erweckt, angefangen noch geübt werden, solchs auch bey meniglichem der deinen zu tun strenglich bestellest, verordnest und handhabest bey vermeidung der penen, straf und puessen, in denselben ordnung, satzung und landfriden eingeleibt und begriffen.
[16.] Als auch berürter unser und gemainer versamblung abschid zu Augspurg vermag [Nr. 125 [20.]], was gestalt der guldin und silbrin münz halben im Reiche auf berürtem nechstem angesetztem reichstag fürgenomen und gehandelt werden sol, sunderlich die guldin münz berüren auf den abschid, nechst zu Frankfurt gemacht,2 und daneben der silbrin münz halben auch ordnung fürzunemen, darauf ermanen wir dich hiemit, sover du guldin und silbrin münz zu slagen gefreyt und in übung bist, das du dein münzmaister und wardein und was zu solchen sachen dienet, sonderlich auch, was der angezaigt abschid zu Frankfurt ynnenhelt, mit dir auf gedachten reichstag bringest, damit in den baiderlay stucken der notdurft nach gehandelt werden möge, alles nach vermögen und inhalt, auch zu volzug des abschids des yetzgehalten reichstags zu Augspurg.
[17.] Zuletst verkünden wir dir und andern, das uns von vergangnen reichstegen Cöln und Costenz und etlichen noch eltern mer zusampt dem yetzbewilligten anslag von Augspurg [Nr. 123], darin etlich auszug suechen, ain merklich anzal gelt von vil stenden unbezalt aussteen, die wir, uber das sy durch unsern lb. getreuen Hansen von Landau, unsern rat und schatzmaister im Reiche, mermals angesuecht sein, nicht erlangen noch bekommen mögen haben. Dardurch uns auch nit wenig abbruch und nachteil an unsern und des Reichs fürnemen und gescheften, darzu uns solch anschleg bewilligt und zugesagt, begegnet sein, wiewol wir dannocht alle zeyt, was wir an des Reichs anschlegen und hilf nicht erlangt, von unserm camerguet dargestreckt und erstat und dardurch dasselb unser camerguet merklich verkümbert und beswert haben. Dieweyl uns aber solch ausstend als bewilligte, zugesagte schuld billich zusteen, wir auch derselben zusampt mererm guet zu unsern steten, swern kriegsleufen wol bedürfen und uns nit gemaint ist, derselben ausstende nyemand zu erlassen, so ermanen wir dich auf das bewilligen und zusagen, uns auf vergangen reichstegen beschehen, bey den phlichten und eyden, damit du uns und dem hl. Reiche verwandt bist, mit ernst gebietend und wellen, das du uns all vergangen anschleg, wa du uns der gar oder zum teil noch schuldig werest, on weiter verziehen entrichtest und bezalest zu handen des obgemelten unsers rats und schatzmeisters Hansen von Landau und uns damit zu nachteil unser sachen nit lenger verziehest. Dann wo du hierauf mit bezalung der alten ansleg, auch der oberurten yetz verwilligten zugesagten hilf ungehorsam und seumig erscheynen wurdest, so hat genannter unser schatzmeister von uns gewalt und bevelch, an unserm ksl. camergericht gegen und wider dich deshalben strenglich zu handeln und furzunemen. Des costen, unlusts und müe wellest uns und dich selbst vertragen. Solchs alles wolten wir dir nit verhalten, dich, uns zu gehorsam, dem hl. Reiche und teutscher nation zu guetem und dem beschluß und abschid nach zu Augspurg, darnach haben zu richten. Davon so wollest hierauf keinswegs aussenbeleyben, dann so du und ander auf den bestimbten unsern neuen angesetzten reichstag gehorsamlichen erscheinen, als wir uns dann des ungezweyfelt versehen, so verhoffen und getrauen wir genzlich, mitsampt und neben eu ytzo dermassen ordnung, bestendig hilf und wesen im hl. Reiche aufzurichten und zu besliessen, dardurch dasyhen, so vor langen jaren von dem hl. Reiche entzogen, widerumben darzu gebracht und wir all in rue, frid und ainigkeit gesetzt werden, dann yetz die zeyt verhanden ist, darynnen des hl. Reichs ere und wolfart betracht und widerumben in aufnemen kommen mag. Hingegen, so du und ander auf solchem angesetzten reichstag nicht erscheinen und die bestimpt fürgenomen ordnung und hilf nicht beslossen wurde, möchte dardurch das hl. Reiche und teutsche nation in ganzen unwiderbringlichen abfall, verdruckung und verspottung kommen und in ewigkeit swerlich daraus erhebt werden. Dasselb zu verhüten, so wellest hierynne uns, dem hl. Reiche, teutscher nation und unsern und deinen nachkommen zu eeren und rue und wolfart gehorsamlich erscheinen, als wir uns dann des zu dir der billicheit nach genzlichen versehen und verlassen. Und du tust daran unser ernstlich mainung und gefallen, gegen dir in gnaden, freundschaft und guetem zu erkennen. Geben in unser und des hl. Reichs stat Lyndau am 15. tag des monats Septembris Ao. domini 1510, unserer reiche des röm. im 25. und des hungerischen im 21. jarn.
[18.] Nachschrift: Und wiewol der reichstag auf St. Katherinatag hieoben benennt und gesetzt ist, so tragen wir doch fürsorg, das sich die sachen diser gegenwurtigen kriegsleuf dermassen zutragen, dardurch unser und des hl. Reichs eer, wolfart und notdurft erfordern möcht, uns vor dem bestymbten tag gen Straspurg zu fuegen und den meren teil aus den stenden des Reichs, daselbsthin zu uns zu komen, zu ervordern, verwartend der andern auf vorbestimpten St. Katherinatag, dann wir aygentlich wollen, das keiner aus denselben ausbeleybe. Actum ut supra.