Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Treffen Knöringens mit dem Ks. am Arlberg; [2.] Dessen Unzufriedenheit mit dem Ergebnis des Posener Schiedstages mit dem Kg. von Polen; [3.] Reise des Koadjutors von Fulda zum Papst; [4.] Maßnahmen des Ks. gegen die päpstlichen Truppenwerbungen bei den Eidgenossen, Einberufung eines ksl. Tages nach Ravensburg, Mutmaßungen über das weitere Vorgehen der vom Papst angeworbenen eidgenössischen Knechte; [5.] Initiative des Papstes für einen Frieden zwischen dem Ks. und Venedig, ablehnende Haltung des Ks. gegenüber dem Friedensplan aufgrund seiner Treue zum Kg. von Frankreich.
Landeck, 4. September 1510
Berlin, GStAPr, XX. HA, OBA Nr. 19 292, Orig. Pap. m. S.
[1.] Gruß. Als mir eur ftl. Gn. geschriben hat, auch den proceß und handlung zugeschickt,1 pin ich fürderlich aufgewest und ksl. Mt. nachgezogen und hab sein Mt. am Arlperg begriffen. Da hab ich müntlich erzelt und furtragen, wie mir dan eur ftl. Gn. geschriben hat.
[2.] Auf das erst, das die kgl. Mt. von Polen kain entlich antwurt hat geben den gesanten, das gefelt seiner ksl. Mt. nit, den sein Mt. vermaint, es sey ain aufzug, und sein Mt. besorg, er werd nichtz fruchtpars ton. Sein Mt. vermaint auch, mein H. von Vüll [= Fulda, Hartmann von Kirchberg] und die gesanten solten die antwurt nit angenomen haben, sunder ain andere begert.
[3.] Von des andern, meins H. coadiutors von Vülls halben, sagt sein Mt., der Babst sey ain Venediger worden und hab den krieg angefangen und sey allenthalben ursache, das der coadiutor von Vülls nit mag gen Rom kumen. So bedürf sein Mt. im yetz kain glayt oder fürderung geben, den der Kg. von Frankreich würd sunst gedenken, sein ksl. Mt. welt etwas mit dem Babst practicieren und contract machen, das wider in wer. Aber ich sol dem von Vüll zuschreyben, das er verziech, unz er auf Martini [11.11.10] gen Hagnau auf den reychstag kum. So wol sein Mt. in hineinschicken als sein orator und potschaft. Was den sein Mt. euren ftl. Gn. und dem loblichen orden zu gut kund bevelchen, das er handlen sol, ist sein Mt. ganz willig. [...]
[4.] [...] Der Papst hat lassen aufnemen 10 000 Schweyzer, die sol der Bf. von Wallis [Matthäus Schiner] hineinfieren. Hat aber ksl. Mt. den Schweizern und Aignossen geschriben [Nr. 694], das sy die iren nit wellen lassen ziechen wider sein Mt. oder den Kg. von Frankreych, den er kund sein lb. bruder, den Kg. von Frankreich, nit verlossen. Er hat auch daneben taussen in sein erblichen landen aufpieten lassen, wen man inen schreyb oder aufpiet, das man sol ausziechen [vgl. Nr. 692]. Hat auch ain tag auf St. Matheustag [21.9.10] ausgeschriben gen Ravenspurg [Nr. 693], dahin erfordert Hg. Wilhalm von Payren, Hg. von Wirtenperg, Bf. von Straspurg, auch den von Costenz und Basel, auch die Gff. und umsassen, mit dienen zu handlen, wie man sich dan gegen den Aignossen dareinschick, damit sy die iren dahaimen behielten, auch der Kg. von Frankreych sein potschaft auf dem tag zuzuch, und practiciert auch damit, ob er sy dahaymen möcht behalten. Die knecht ligent noch in Wallis und wolten uber St. Bernhartz perg durch Sofoia ziechen. Aber der Kg. von Frankreich und vil volks entgegenligen, vermainen, das zu weren. Aber vil leut mainen, sy werden den Bapst umb das gelt laichen [= betrügen] und betriegen, auch dahaymen beleyben.
{5.] Bapstlich Hlkt. hat H. Constantin [Arianiti], den haubtman der röm. kürchen. Der ist pey vier wochen zu Prixen gelegen und noch, auch H. Pauls von Liechtenstain, Fh. zu Castelkoren, pey im. Und hat sich H. Constantin von wegen Bapstlicher Hlkt. fruntlich gemuet, das er gern ain frid het gemacht zwischen ksl. Mt. und den Venedigern, der auch ksl. Mt. wol anzunemen wer gewest, wa er den Kg. von Frankreich het wellen lassen. Aber das wil sein Mt. nit ton, sunder dem Kg. von Frankreich glauben halten. Solichs hab ich eurn ftl. Gn. in guter maynung nit wollen verhalten. Hiemit bevilch ich mich und dise balay eur ftl. Gn. als meinez gnst. H. und obersten und mich alweg mit gnaden zu bedenken. Geben zu Landeck am 4. tag Septembris im 1510. jar.