Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Befremden über die nicht erfolgte Zahlung des Augsburger Reichsanschlags durch den Mgf.; [2.] Dringender Geldbedarf zum Schutz von Verona, Zurverfügungstellung eines größeren Geldbetrags durch Paul von Liechtenstein; [3.] Auftrag zur Erlangung des ausstehenden Anschlags beim Mgf., verschiedene Zahlungsmöglichkeiten, Ankündigung von Sanktionen.
Breisach, 10. November 1510
Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 8, fol. 392-394, Orig. Pap. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.).
Instruction, was der edel und unser und des Reichs lb. getreu[er] Hoyer, Gf. zu Mansfeld, unser oberster stebelmaister, und Hainrich von Dün, unser rete, von unsern wegen bey dem hochgebornen Friderichen, Mgf. zu Brandenburg, unserm lb. ohaim, F. und rate, handln sollen.
[1.] Anfenglich sollen sie seiner lieb unsern gn. und genaigten willen und alles gut sagen und darnach zu erkennen geben, wiewol auf unserm jungstgehalten reichstag zu Augspurg durch die stende des Reichs furgenomen und beschlossen worden, das ain yeder seinen anschlag, ime in der hilf, uns von denselben stenden daselbst zu Augspurg wider unser veinde und widerwertigen, die Venediger, zugesagt und bewilligt zu halten, aufgelegt sey, zu zweyen terminen, nemblich uf nativitatis Marie [8.9.10] und St. Michelstag nechstverschinen [29.9.10], hinder Bm. und rat der stet Frankfurt und Augspurg, wie dann sein lieb desselben sonder zweivel gut wissen habe, erlegen und antwurten solle, so haben doch sein lieb unangesehen solicher des Reichs stende furnemen und beschluß irn aufgelegten anschlag zu gemelten zweyen terminen nicht erlegt oder bezalt. Des wir uns dann obberürtem der stend beschluß und unserm gn. vertrauen nach, so wir allwegen fur ander zu ime gehabt, nicht versehen und trügen desselbigen nit unbillich von seiner liebe merklich beschwerd und befrembden aus ursachen, das solicher seiner lieb und etlicher ander stend, die gleicherweyse irn anschlag nit bezalt haben, verzug uns an unserm furnemen und underhaltung unsers kriegsvolks, darauf wir dann obgedacht des Reichs hilf gewendt und wir den ganzen sumer mit unserm und unser lande merklich darlegen underhalten und versoldt hetten, zu verhinderung und nachtail komen were.
[2.] Und dieweil nun uns und dem hl. Reiche an besetzung der stat Bern [= Verona] und andern flecken, so wir erobert und noch innhaben, vil gelegen sey, und sonderlich, nachdem der Babst abermals von neuem auf unser handlung, zwischen im und unserm bruder, dem Kg. von Frankreich, ime und gemainer cristenhait zu gutem bescheen, von seinem zusagen und bewilligen, das er sich der Venediger entschlahen und ferrer wider uns und gemelten Kg. von Frankreich kain hilf oder beystand ton oder beweysen wolle, gestanden sey und sich unangesehen desselben seins zusagens genzlichen entschlossen habe, denselben Venedigern hilf und beystand ze ton, auch darauf gemelten Venedigern mit aller macht und auf das sterkst zu roß, fuß und geschütz zugezogen, alles der maynung, mitsambt inen wider uns und den Kg. von Frankreich zu handln und das, so wir innhaben, widerumb abzudringen und zu erobern verhelfen, hetten wir die stat Bern und ander flecken, dieselben bey uns und dem hl. Reiche zu behalten und unser land und leut vor uberfall, beschedigung und verderben zu verhuten, mit ainer treffenlichen anzal volks zu roß und fuß und vil mer dann den kunftigen sumer besetzen müssen. Dann wo die stat Bern widerumb in des veind hand komen sollt, wurde uns und dem hl. Reiche solichs nit allain zu spot und nachtail raichen, sonder dardurch unser land und leut uberzogen, abgedrungen und merklich beschedigt werden. Und darauf mit dem edeln unserm lb., getreuen Paulsen vom Liechtenstain, Fh. zu Castelkorn, unserm marschalk unsers regiments zu Inspruck und haubtman zu Rotenberg am Yn, sovil gehandlt, das er sich bewilligt, uns zu versoldung obgemelts volks, damit dasselb derhalben nit abziehe oder zertrenne, ain merkliche suma gelts auf seiner lieb und ander stende unbezalt anschleg aufzebrengen und darzuleyhen. Der auch also yetzo in der eyl auf solichs ain tapfere suma aufgebracht und dieselb zu verhutung des nachtails und schadens, wie obsteet, der sonst, als wir besorgen, wo das durch ine nit bescheen und dem hl. Reiche und unsern landen auf gemelts Babsts abfallen und furnemen entstanden were, eylends gein Bern geschickt und geordnet habe.
[3.] Und damit dann der gedacht Paulsen vom Liechtenstain seiner aufgebrachten suma, auch der, so er uns und dem Reiche zu gutem noch verrer zu versoldung berurts unsers kriegsvolks aufbringen, von ime und andern stenden, darauf wir ine dann verwisen haben, widerumb bezalt werde, sollen sie an gemelten Mgf. Friderichen zu Brandenburg von unsern wegen auf das ernstlichst begern und handln, das sein lieb in ansehung berürts beschluß und abschids zu Augspurg, auch des, so uns und dem hl. Reich an solichem allem gelegen sey und daraus entsteen müge, seinen aufgelegten anschlag, als nemblichen 24 zu roß und 33 ¼ zu fuß, der sich dann, ye 10 fl. fur ain geraysigen und 4 fl. des monats fur ainen fußknecht zu rechnen, das jar 4476 fl. rh. in ainer suma treffen werde, von stund an und auf das allerfurderlichst hinder Bm. und rete der stat Augspurg oder Frankfurt durch wechsel oder sonst erlege und bezale und ainen seiner diener, der von gedachten steten dagegen die quittungen empfahe, schicke. Wo aber sein lieb solichen anschlag yetzo so eylends nit bezalen möchte, des wir uns doch nit versehen, das dann sein liebe den halben tail desselben, wie obsteet, erlege und verschreibe, den andern halben tail auf weyhenachten schirst [25.]12.10] zu bezalen. Sovern sie aber das auch nit erlangen möchten, das alsdann sein liebe sich gegen bemeltem Paulsen vom Liechtenstain genugsamlich verschreib und zusag, ime den ganzen anschlag auf weyhenachten negst hinder obberürt stet zu antwurten und darinnen ferner oder lenger nit zu verziehen oder ainich waygerung zu suchen, des dann, als wir achten, von seiner lieb billichen beschee. Solich verschreibungen sollen obgedacht unser rete von ime nemen und uns eylends zuschicken und in dem guten vleyß ankeren und haben, wie sie dann unser notturft nach wol zu tun wissen, und sich in all weg mit kainer abschlegigen oder verzogen antwurt abweysen und abfertigen lassen.
[4.] Und wo sie bey seiner lieb auf oben angezaigt unser begeren nicht erlangen möchten, so sollen sie seiner lieb anzaigen, das wir unser und des hl. Reichs notturft nach geursacht werden, zu gestatten, gegen ime inhalt des abschieds zu Augspurg ernstlich zu handln und furnemen zu lassen. Und was inen in solichem allem begegent und furfallet, sollen sie uns von stund an in schrift verkünden, uns ferrer darnach haben zu richten. Daran tun sie unser ernstliche maynung. Geben in unser stat Preysach den 10. tag des monats Novembris Ao. etc. decimo, unser reich des röm. im 25. und des hungerischen im 21. jaren.