Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Seine bisherigen Bemühungen in den Heilbronner Angelegenheiten, [2.] Vermittlung Hg. Ulrichs von Württemberg im Konflikt zwischen Heilbronn und den Deutschordensherren; [3.] Verzögerungen aufgrund der Abwesenheit des Ks., Beschickung der Versammlung des Schwäbischen Bundes; [4.] Stillstand bei vielen Verhandlungsmaterien; [5.] Bewilligung einer Reichshilfe durch die Stände; [6.] Noch keine Entscheidung bei den Schiedsverhandlungen zu den Streitfällen Hg. von Württemberg gegen Rottweil und EB von Mainz gegen Kf. von Sachsen; [7.] Beratungen der Stände über das vom Ks. gewünschte 50 000-Mann-Heer; [8.] Langes Warten vieler Parteien auf eine Entscheidung in ihrer jeweiligen Angelegenheit.
[Augsburg], 27. April 1512
Teildruck: Rauch, UB, Nr. 2169c, 2198a.
[1.] Hat bei seiner Ankunft in Augsburg Niklas Ziegler nicht angetroffen, da dieser mit dem Ks. unterwegs gewesen ist. Ziegler hat versprochen, mitzuteilen, wenn gegen Heilbronn etwas ausgebracht werde. Ist gegenwärtig gemeinsam mit Ziegler darum bemüht, ein ksl. Schreiben an den Reichskammerrichter gemäß den Wünschen Heilbronns zu erlangen. Hat außerdem Ziegler um eine Bestätigung der Freiheiten Heilbronns ersucht, doch daß das datum heinder sich gestellt wurd uf den richstag zu Costenß vergangen, damit nicht geacht wurt, in hangendem handel etwas usbracht [werde]. Ziegler hat dies in Aussicht gestellt, wenn er die Originale der Freiheiten oder beglaubigte Abschriften davon hat.
[2.] Die Vertreter des Deutschen Ordens halten sich seit Beginn des Reichstags in Augsburg auf und beobachten ihn (Erer). Beide Seiten haben Hg. Ulrich von Württemberg gebeten, mit der Vermittlung fortzufahren. Ihnen wurde zugesagt, der Hg. werde sich der Sache annehmen, sobald er heimkomme. (...)
[3.] Lb. Hh., ich bin ganz willens gestanden, dise botschaft selbst zu bringen. So hat ksl. Mt. sich angenommen, uf St. Marxtag [25.4.10] ein stund spazirn zu riten und wider herzukomen, auch nimans gewaltigs bey imb herfordert, und ist noch us. Nu ist die schrift an kamerrichter [Gf. Adolf von Nassau-Wiesbaden] gemacht, aber von imb [= dem Ks.] noch nit underschriben. Deshalbe ich (wiewole nit gern) seiner zukunft herwarten muß, bein aber in hoffnung, in zwehen oder dryen tagen nach diser botschaft mit weiterm bericht auch bey uch zu sein, doch so furderlich und nit andersch, dan daß ir uf den tag [des Schwäbischen Bundes] gen Ulm montag nach exaudi [13.5.10] dannat [= wohl: dennoch] wole gen Ulm schicken mogen. Dan mich duwert auch euwerthalben der kost, so lang hoben zu ligen oder zu verzichen. Wue ich aber so lang gesumpt wurd oder zufeyle (das ich doch ganz nit hoff), daß ich vor dem tag zu Ulm nit zeitlich nabe [= hinab] und wider ruf reiten mocht, so will ich den dag zu Ulm lut euers befels auch versehen. Und halte mich heymit zu euwern deinsten alzeit willig.
[4.] Nuwer zeitung halbe kan ich warlich nicht gut schriben, dan es ist ganz stille, wiewole die Ff. und stend des Richs noch alle hey seyen (usgescheden der Mgf. von Braneburg). Und sagen alle, sey seyen nie uf keinem reichstag gewesen, da miner warlichs zu sagen, ursach, ksl. Mt. nem vyle fur und an und mach keinem kein ustrag, laß es alles in der federn stecken, den uf den tag, da ich gen Augspurg kam, was noch in keinem handel in des Reichs rat ganz beschlossen. Was des bedut oder wie gut es sey, hat euer weisheit selbs zu rechen etc.
[5.] Aber das schribe ich uch zu (wiewole es noch hey nit offenbar), daß uf mitwoch nestvergangen [24.4.10] der knopf brochen und haben alle stende des Reichs ksl. Mt. uf ir ernstlich anhalten bewilligt und zugesagt, heylf zu tun mit gelt, nemlich den anschlag zu Colle ein jar lang.1 Und wiewole sich ksl. Mt. lang daran nit hat wellen settigen laussen (wie ich uch hernach selbs baß berichten wille), hat ers doch angenomen und auch bewilliget.
[6.] Item der handel zwischen Wirtemberg und den von Rotwile [vgl. Abschnitt I.4.7.6.] ist noch ganz nit vertragen, desglichen zwischen Menz und Hg. Friderich von Sachsen [vgl. Abschnitt I.4.1.].
[7.] Item die ksl. Mt. dut itzt ein nuwe zumutung an die stende des Reichs, dergestalt, daß man ein anzale volks imb Reich wellen umbteln und ufsetzen solle, nemlich 50 000 man, zu gewarten, ob sich widerwerdikeit im Reich herhube, daß man dieselbig west und het zu gebruchen, und daß darneben alle bünd und büntnüs abe sein sollten. Da seien die stend des Richs itz darobe. Acht wole, daß es abgeschlagen und nit angenomen werd.
[8.] Item es ist darneben ein ser grosse unruwe am ksl. hof. Yderman wille sein sach usrichten; die lest man warlich wole herschnüfen mit dem abfertigen. Ire haben fyle und das mertel gewarten bey 15 wochen und sein noch nit gefertiget. [...] Datum samstag fast [= sehr] fruwe nach jubilate Ao. etc. decimo.