Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beeinträchtigung des angestammten Vorrangs der Hgg. von Bayern durch Hg. Georg von Sachsen; [2.] Bitte um Weisung an Hg. Georg, die bayerischen Hgg. diesbezüglich nicht weiter zu beeinträchtigen.

[Augsburg, Ende Februar – Mitte Mai 1510]

Kop.: München, HStA, Kasten schwarz 9400, fol. 9a u. b (Vermerk fol. 10b: Abschrift des anpringens und begerens, so Hg. Friderich von Bairn, vormunder etc., von wegen sein selbs und der andern Ff. von Bairn der station halben an ksl. Mt. auf dem reichstag zu Augspurg Ao. decimo getan het Hg. Jörgen halben von Sachsen); Ebd., Kasten blau 335/11, fol. 7b-8b (Überschrift: Ain andere suplication der irrigen session halben).

[1.] Allerdurchleuchtigister, großmächtigister Ks., allergnst. H., eur ksl. Mt. gehorsamer F. Friderich, Pfalzgf. bei Rein und Hg. in Bairn, vormünder etc., bringt derselben eur ksl. Mt. hiemit clagend fur: Wiewol unser, der Ff. aus dem haus der Pfalz und Bairn, vorölter und wir bisher auf ervordern röm. Kss. und Kgg., unser allergnst. Hh., auf allen gehalten reichstägen gehorsamlich erschinen, under andern Ff. des hl. Reichs nach gleicheit der chur yedes ertz [= Orts] inhalt der gulden bullen etc. den vorsitz und antelation gehept und also in besesslichem geprauch hergepracht haben, unwidertriben über menschen gedechtnus, als dan das offenpar, kundig und die warheit, wie es auch on zweifel eur ksl. Mt., Kff. und Ff. und gemainen stenden des hl. Reichs wissentlich ist, dennocht über das so hab sich yetzund hie auf disem ksl. reichstag der hochgeborn F., H. Georig, Hg. zu Sachsen etc., sein oheim, angemaßt, ime, Hg. Friderichen von Bairn, und furnemlich mer allen andern öltern und jüngern Ff. von Bairn, so in abwesen und ainsteils yetzt hie sind, an solher der Ff. von Bairn session und antelation verhinderung, irrung, eintrag und betruebnus ze tun on grund unpillicherweise. Das also dem haus Baiern und den Ff. desselben an iren wirden und eernstand, wie sy denselben vor alter, als obstet, on widertreiben besässlich hergepracht haben, zu nachteil, abpruch und schaden raiche und inen unleidenlich.

[2.] Dem also nach bitten in aller undertenigkeit eur ksl. Mt. wir, Hg. Friderich, und alle ander Ff. des haus Bairn, eur ksl. Mt. sambt Kff. und Ff. geruchen, solh neuerung, beswärd, irrung und eintreg, wie obstet, bei unserm oheim und swager, Hg. Georigen von Sachsen, durch eur ksl. edict abzeschaffen und das haus Bairn und uns Ff., daraus geborn, gnediglich zu bedenken, uns bey unserm alten herkommen der antelation gnediglich handzehaben und derselben nit entsetzen oder darin betrueben ze lassen, als wir all samentlich und sunderlich desselben zu eur ksl. Mt. als unserm allergnst. H. höchstes vertrauen tragen und allzeit in aller undertenigkeit williglich verdienen wollen.1

Anmerkungen

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 Über die Lösung eines Sessionskonflikts unter den geistlichen Ff. auf dem Augsburger Reichstag 1510 berichtet der Salzburger Kanzler Dr. Wolfgang Pacheimer in einem Schreiben von 1519. Demzufolge waren er, Bf. Christoph von Brixen und der für EB Ernst von Magdeburg anwesende Magdeburger Domdechant F. Adolf von Anhalt dem Präzedenzproblem dadurch aus dem Weg gegangen, daß im Wechsel immer einer von ihnen den geistlichen Ff. vorsaß, während die beiden anderen nicht erschienen. Nach dem Eintreffen EB Ernsts auf dem Reichstag übernahm dieser den Vorsitz. Willich, Rangstreit, S. 85. – Laut Rogge, Ernst von Sachsen, S. 94 wurde „vermutlich seit 1510 […] auf den Reichstagen der tägliche Wechsel – die Alteration – des Vorsitzes auf der geistlichen Fürstenbank zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem Erzbischof von Salzburg praktiziert. Auf diese Weise wurde der Konflikt zwar nicht gelöst, verlor aber immerhin durch die Ritualisierung seine Brisanz.“