Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verlegung des Reichstags von Trier nach Köln, geringe Anzahl anwesender Ff. und Gesandtschaften, Ankunft des Ks., Anfrage des Ks. an die Reichsstände wegen des Hg. von Mailand, noch kein Beginn der Beratungen über die eigentlichen Reichstagsmaterien; [2.] Skepsis hinsichtlich der Bereitschaft von Ks. und Reichsständen zur Hilfeleistung für den Deutschen Orden, Empfehlung für einen Ausgleich mit Polen; [3.] Probleme bei der Gewinnung der Ritterschaften zur Hilfe für den Deutschen Orden; [4.] Bitte um Aufnahme eines Sohnes Gf. Johanns von Manderscheid in den Deutschen Orden; [5.] Baldige Übersendung von Rosenkränzen; [6.] Vorgänge in Italien; [7.] Geldern als Hauptinteresse des Ks.; [8.] Zusicherung weiteren Engagements für die Belange des Deutschen Ordens.

Köln, 25. Juli 1512

Berlin, GStAPrK, OBA Nr. 19 553, Orig. Pap. m. S.

Teildruck bzw. Regest: Joachim, Politik, Nr. 52.

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta I,3, Nr. 19553.

[1.] Gruß. Gnst. H., ich hab eur ftl. Gn. durch mein jongst schrift us Trier1 underdaniger meynunge zu erkennen geben, woruf ksl. Mt. und des hl. Reichs handelung bestet, wy eur ftl. Gn. ungezweifelt wol verstanden. Und weys eur ftl. Gn. nachmals nichz anders verstendigen, dann das röm. ksl. Mt. Kff. und Ff. vermocht hat, irer Mt. von Trier gegen Collen den angestalten reichstag verfolgt und bewilligt haben. Aber es seyn wenig von Kff. ader Ff., dergleichen botschaftern zu Collen erschynen, und also, das in dreyen wochen frist, nachdem, als man von Trier gegen Collen erschynen, nymant gewest in person von Kff. dann Meinz und von Ff. dann Bamberg und darzu wenich potschaften. Also ist röm. ksl. Mt. ungeferlich um divisionis apostolorum [15.7.12] gegen Collen selbst komen und alsbalde an dy stende begert, wy und ob ire Mt. den jongen Hg. von Meyland [Massimiliano Sforza] soll fertigen in Italien uf eyn cleyn rufen ezlicher aus dem Hgt. Meyland, auch eyn moss eyner verschreibung und reversal von gedachtem Hg. von Meyland. Das doch beswerlich von den Kff. und geschickten angesehen ist etc. Und in summa, es kompt alle tag etwas neues eyn, und dy substanz des reichstags, davon ist noch zu Colln gar nichz gehandelt.

[2.] Item, gnst. H., eur ftl. Gn. und dys ordens handel ist noch gar nichz erwogen, wywol ich underschydlich gesolicitirt hab, auch folgend eyn suplication [liegt nicht vor] vor ksl. Mt. rete und all stende uberantwort. Dy auch in meyner gegenwertikeyt verlesen uf meynunge, das ich ermant hab uf das beswarliche vortragen, so eur ftl. Gn. gegen röm. ksl. Mt., auch Kff. und Ff. und gemeyn versamelung in obligen des ordens, darinnen eur ftl. Gn. sich schuldig erkennt, getan haben als des hl. Reichs eygen sachen etc. [Nr. 1342], auch mit erinnerung, wy eur ftl. Gn. vor abscheyd geben, mit offerung, das ich von eur ftl. Gn. zu entpfang solcher antwurt von irer Mt., auch Kff., Ff. und ander stende bescheyden zu erwarten wittaunde bitt etc. Also bedonkt mich nochmals, das eur ftl. Gn. wenig trostes an den orten wer[d]e erlangen. Ich besorg mich, röm. ksl. Mt. werde ires willens gewegert, so wurd auch nichz obrig sein zu helfen. Und darum were meyn gutbedonken, das eur ftl. Gn. bey kgl. wierd von Polan dy gutliche handelung nicht abschlage, sonder annehme. Begegnet euren ftl. Gn. und dem orden etwas leydlichs, were meines bedenkens anzunemen. Dy lauft steen hy ganz wild und selzam.

[3.] Item, gnst. [H.], als mir eur ftl. Gn. haben bevelh geben und credenz an mein gnst. und gn. Hh. Kff. und Ff., eyn iglicher seyn ritterschaft uf eyn benompten tag zu beschreiben und vortan inen eur ftl. Gn. und des ordens, auch ire selbst obligen vorzutragen, ist an getreulichem fleis von mir nicht underlassen. Aber bestond erstlich, das Meinz nicht von ritterschaft zu im zu erfordern hab, auch Pfalz gar wenig. An Trier und Collen wurd es nicht mangel haben. Wirtenburg kan den adel zu Schwaben nicht verschreiben, muß durch ire hauptleut gescheen. Ist sonst nymant in persona gewest hye. Hab ich eur ftl. Gn. aller undertaniger meynunge und im besten nicht wollen verhalten.

[4.] Auch, gnst. H., eur ftl. Gn. haben wissens, wy mein H. Gf. Johann von Manderscheid mein gn. H. Mgf. Friderich, euer ftl. Gn. H. und vater, [gebeten hat] um förderung bey eur ftl. Gn. zu Dorn [= Thorn], um eyner syner sone in orden zu entpfaen. Will ich mich versehen, es sey an eur ftl. Gn. auch gelangt. So hat mich gedachter Gf. Johann auch gepeten, inen bey eur ftl. Gn. zu fördern. Ist darum an eur ftl. Gn. mein undertanige bitte, eur ftl. Gn. wol ermelten mein H. Gf. Johann von Manderscheid irer bitte genediglich erhoren und seynen sone zu orden entpfaen, wann er dem orden wol kan gedynen. [...]

[5.] Item die pater noster [= Rosenkränze] will ich meyner gn. frauen2 zum forderlichsten schicken. Mogen nicht geweyhet werden, wy ich eur ftl. Gn. mit der zeit schriftlich will berichten.

[6.] [...] Eur ftl. Gn. haben bass wissens der leufte in Italien, dann hy davon gerett wurd.

[7.] Ksl. Mt. leyt das land von Geldern vor allen dyngen im synn.

[8.] Ich will vortan bey irer Mt. und den stenden eur ftl. Gn. anligen und des ordens fleissig solicitiren. Eur ftl. Gn. undertenigen und schuldigen gehorsam zu leysten byn ich zu tun ganz willig. Datum Colln am sontag Jacobi apostoli im etc. 12.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor, doch geben zwei andere Quellenstücke Auskunft über Seinsheims Auftrag auf dem Trierer Reichstag: zum einen ein am 3. Juni 1512 (donnerstag in der hl. pfingstwochen) in Koblenz ausgestelltes Kredenzschreiben Hochmeister Albrechts an die Kff., EBB, Bff. und Ff., itzund uf dem ksl. reichstag zu Trier versamelt, in dem es heißt, er habe Ludwig von Seinsheim befohlen, an iglicher euer liebe in sunderheit von unser und unsers ordens wegen etwas anzutragen, und bitte sie, Seinsheim Glauben zu schenken (Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF 32, fol. 43a, Kop.), zum anderen folgende wohl zur selben Zeit verfaßte Weisungen für Ludwig von Seinsheim: Der H. comethur von Coblenz sol uf dem reichstag der antwort warten und wo ein ganz untrostlich antwort gefelt, soll er diese protestacion tun: Wo mein gn. H. aus notturft seiner Gn. orden sich mit dem Kg. von Polen vertragen müssen, das solichs ksl. Mt. nicht in ungnaden, Kff. [und] Ff. freuntlich vermerken wollen und nicht anders zumessen, den das seiner ftl. Gn. notturft erfordert. Es soll auch der H. comethur alle Ff. bitten oder durch den adel ton lassen, das ain iglicher in seinem Ft. den adel uf ainen namhaftigen tag verschreiben wolle, den tag und malstat seinen Gn. anzeigen. Den wollen sein ftl. Gn. besuchen lassen. Ebd., fol. 42b. Zur Wirksamkeit Seinsheims für die Belange des Deutschen Ordens im Jahr 1512 vgl. auch Limburg, Hochmeister, S. 162.
a
 Nicht eindeutig lesbares Wort.
2
 Gemeint ist vermutlich Mgf.in Sophia, Gemahlin Mgf. Friedrichs von Ansbach-Kulmbach und Mutter Hochmeister Albrechts.