Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Erklärung der Hgg. von Sachsen als contumaces; [2.] Ersuchen EB Uriels von Mainz und der Gesandten Erfurts um Eröffnung des Rechtsverfahrens im Erfurter Streitfall; [3.] Warnung verschiedener Personen vor nachteiligen Folgen der Wünsche Kf. Friedrichs an den Ks.; [4.] Beschluß einer Reichshilfe für den Ks. mit widerstrebender Zustimmung Weißenbachs; [5.] Dessen Entschuldigung für seine Entscheidung, in den anhängigen Streitfällen keine weiteren Anträge mehr an den Ks. zu richten, Möglichkeit einer Nichtsiegelung des Reichsabschieds durch Weißenbach; [6.] Beschluß einer Schutztruppe für den Bf. von Bamberg, Bitte um Verhaltensmaßregeln in dieser Angelegenheit; [7.] Verabschiedung des päpstlichen Gesandten; [8.] Vermutung über baldiges Ende des Reichstags; [9.] Mutmaßungen über eine Fortdauer des Erfurter Streitfalls; [10.] Wahrscheinlicher Mißerfolg des Gemeinen Pfennigs; [11.] Beschwerde der Gf.in von Hoya und ihres Sohnes gegen die Hgg. von Braunschweig, Argumente des Ks. gegen die Annahme dieser Klage; [12.] Truppenwerbungen des Kg. von Frankreich in Böhmen; [13.] Klage Weißenbachs über seine schwierige Mission; [14.] Bemerkung über den Aufbruch des Boten.

Köln, 26. August 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 209, fol. 44-47, Orig. Pap. m. S. (Vermerke: In seiner lieb handen; cito! cito!).

[1.] Gnst. und lb. H., euer kftl. Gn. schreiben an mich, des datum heldet zu Torgau am 20. tag Augosti etc. [Nr. 1631], ist mir am tag Partolomei [24.8.12] auf den abent behendet. Und so uns allen, den reiten, nicht zukomen, das wir ein mandat von wegen euer ftl. Gn. hetten forzulegen gehabt, weren des folgenden tages euer aller ftl. Gn., als ich nicht andres formarkt, contomaces kegen Menz und Erfort erkant worden, und wor di sach nicht allein anheingig, sonder auch mit nochteil anheinig worden, dan der kegenteil word ymer ihem reichten fortgefaren sein. Dorumb wir alle nicht weinig beschwert waren.

Als euer ftl. Gn. schreiben melt, die sach nicht anheinig zu machen, wollen wir alle, sofil an uns, vormeiden. Ob es gemiden werden mag, wirt der handel mit sich selbest anzeigen. Di Meinzischen sint fast ser uber dem euer ftl. Gn. mandat entsatzt worden, dan si meinten, iren willen zu erlangen.

[2.] Meinz und di von Erfort haben pei dem Ks. und den stenden gesucht, diweil sich der reichstag hi pald enden word, domit ir han[d]lung mit euer ftl. Gn. und den aus Erfort zu reicht gefordert, dann man den kamerrichter [Gf. Sigmund zum Haag] und das kamergericht zu commisarien vororden wolt lautes ingelegeter copia [liegt nicht vor]. Dokegen wir forgewent auch lautes eingelegeter copia [liegt nicht vor].

[3.] Euer ftl. Gn. schreiben melt, was ich uch auf ein kredenz von wegen euer ftl. Gn. an Ks. werben sol in peisein meister Hansen Rener und Gf. Hoier [von Mansfeld], dofon inen peiden auch somarie geschriben. So hab ichs dem hofmeister von Hessen [Ludwig von Boyneburg], weil di heschisch handlong dorinen mit begriffen, auch als dem, der euer kftl. Gn. geheim und getreu, mit angezeigt. Di sampt mir allerlei trefliche bewegung dorinen gehabt, das solch gewerb [, wenn es] auf euer ftl. Gn. befel an Ks. gelangen solt, euer ftl. Gn. fil nochteils pringen mocht. Wiwol di hendel gros und uberwichtig last schwer forfallen, auch mein forstant dozu fil zu gering, doch wil ich mein moglichen fleis dopei ton.

[4.] Wen euer ftl. Gn. die reichshandlong eigentlich besichtigen, di ich euer Gn. zugeschigkt, werden, als ich mein, euer ftl. Gn. befinden, das di zu holf, dorinen formelt, sampt den acht reiten dem Ks. beschlossen und zugesagt ist. Und wiwol di eilent holf erstlich auf 3 monet gestelt, so hat man doch hirnoch den firten monet ihem auch gewilliget a, doch das die acht reit uch dofon besolt werden. Di andern acht monet sol man von dem gemein pfennig geben. Gefelt der nicht, so ist domit diser zeit euer ftl. Gn. dorein nicht weiter verpflicht–a. Wiwol ich anfenglich gesagt, ob euer kftl. und ftl. Gn. ir handlong mit Klef also forfallen word, das euer ftl. Gn. weder dorch gut noch erkantnus ir angefalte gerechtikeit nicht bekomen mochten und dozu georsacht, ir gereichtikeit mit holf und rat euer ftl. Gn. lantschaft diselbig zu erlangen, desfals west ich schwerlich in ein holf zu willigen. Aber diweil euer kftl. Gn. mir dorauf nicht wider geschriben, hab ich mit Kff. und andern Ff. und stenden inhaltes meins befels beschlossen.

[5.] Di heschisch handlung stet, als si, di Hessen, und ich auch hoffen, auf wegen, di zu einer richtung mogen dinen. So hat uns der Ks. sagen lassen, er wol uns auch in der iolchischen sach eher endong des reichstags mit gn. antwort vorsehen. Diweil in den peiden hendeln, als Hessen und Iolch, noch entlichs nichtes, das tulich sein mocht, von Ks. abgeschlagen und doch kein forselikeit dorauf stet, das dorch das gewerb, so ich an Ks. pringen sol, sein Mt. di rechtfertigung in der erfordischen sach lautes ausganger zitacion numals fuglich abenden kan aber mug, sonder das man den Ks. domit in allen dreien und andern sachen euer ftl. Gn. zu entkegen bewegen word, dofon konftig mer ungutes, dan ich bedenken kan, komen mocht, derhalben ich mich des antragen an ksl. Mt. ganz treuer und guter meinung unz auf euer kftl. Gn. widerschreiben mich enthalten werd. Ist mein undertenig pit, euer ftl. Gn. wollen solchs nicht anders dan pi den pflichten, di ich euer Gn. scholdig, von mir in treuen beschen vormerken. Werd ich dorch euer ftl. Gn. widerschreiben vornemen, das euer kftl. Gn. das gewerb an Ks. getan haben, wil ich mein moglichen fleis nicht underlassen. Ob euer ftl. Gn. dorauf beharen wolt, so werd ich den abschicht nicht vorsigeln. So wirt es doch pei den gemein stenden wol geacht, worumb ichs underlas, dan solt ich als euer ftl. Gn. geschigkter sigeln und solt doch ein andre meinung haben zusampt dem, das forgewilliget, wor einander, wi euer ftl. Gn. zu achten, widerwertig.

[6.] Dem von Pomberg haben di stend des Richs gewilliget, 100 pferd unz auf den nestkomenden reichstag auf seins geleites beschediger zuzulegen, und das sol auch in den abschit gesetzt werden. Dorein hat Wirttenberg, auch ich noch nicht entlich gewilt. Pit, des eur ftl. Gn. gemot mich auch zu forstendigen, dan ichs noch pisher mit guten fugen aufgehalten. Das ist alles allein auf di Wirzporgischen gericht, dan Pamborg nimpt sunst nimantes rot.

[7.] Des Pabest potschaft [Lorenzo Campeggi] ist abgefertiget, das ir Hlkt. auf konftigen richstag di irn schigken sol. Vorsehe sich ksl. Mt. meher Ff. in eigen person doselbest dan auf itzigen reichstag. Sodan werd man ihem des consilium und ander halben solch entwort widerfarn lassen, domit ir Hlkt. sporn mog, das ksl. Mt. und di stend des hl. Reichs zu aller dem, das ir Hlkt. [und] der kristlichen kirchen zu frid und gutem komen mog, an inen nicht erwi[n]den word. Dopei sint gewest alle Kff. und Ff. und der Kff. geschigkte potschaft.

[8.] Wes mir eur kftl. Gn. widerschreiben wil, das mos aufs allereilntest geschen, als es sein mag, dan ich forsich mich numals gar korzlich des aufprochs.

[9.] Wen wir inhaltes vor geschigkter instruzion [Nr. 1603] ab[w]enden konten, worumb eur kftl. und ftl. Gn., hi zu gesten, nicht scholdig, das wir numals auf das mandat [Nr. 1121] zu ton fleissig understen wollen, so quem doch der handel vor sich selbest wider heim, so wer auch di acht domit nicht gehindert noch aufgehoben.

[10.] Ich formut mich doch wol, der gemein pfeinig werd nicht allenthalben sein gang erlangen, und wirt sich diselbig holf in der einpringung an fil ortern stossen. Wiwol der Ks. ihem selbest nicht helfen kan, so kan er doch leuten auch forteilen und schaden wol zufugen, wi eur kftl. Gn. fil pas dan ich wissen.

[11.] Di Gf.in [Ermengard] von der Hoi [= Hoya], wittfrau, und ir son [Gf. Jobst II.] sint heut [26.8.12] mit einer treffenlichen forsamlung vor dem Ks. gewest, in meinung, irs schadens, so ine von den Hgg. [Heinrich d. Ä. und Heinrich d. M.] von Praunschwig[-Wolfenbüttel bzw. -Lüneburg] gefugt, zu beklagen.1 Hat der Ks. ein merklichen ausschos von stenden erfordert und in rat gelegt, ob er si horn solt, dan sie worn in allen anschlegen, so das Reich irer Mt. geholfen, ungehorsam gewest. Ihen wer auch angesagt, solten [sie] etwa dem Hg. von Geldern fordrung geton, dodorch si in di acht gefallen, dorumb er si als di ungehorsam, di sich vom Reich gesondert, zu horn nicht scholdig. Ich mein doch, si werden gehort, aber zu dem weinigosten di wittfrau.

[12.] Der Ks. hat vorlengest gewost, das fir heubtleut von dem Kg. von Frankreich, di Phemen aufzupringen, bestalt sint, auch das man einem gereisigen 15 fl., einem gemeinen foßkneicht 5 fl. geben wil. Er hat aber forgenomen, solchs dorch den Kg. zu Behem abzuwenden.

[13.] Ich getrau Got, kom ich einsmals von des Ks. hof, ich wil in so grosser handlong nimerme dohin komen, dan ich weis nycht, wy mans angreift, das mans am reichten ort find. Ich pit in aller underteinikeit, eur kftl. Gn. wollen mein schreiben nicht anders vormerken, obs ihem vorstant mit mir irt, so geschit es doch aus ganz treumutigem herzen. Eur kftl. Gn. ales meinem gnst. und gar lb. H., sofil ich vorsten kan aber mag, zu dinen pin ich ganz willig. Geben zu Kollen donerstag noch St. Partolomei Ao. domini 1512.

[14.] Nachschrift: Der pot wirt morgen [27.8.12] umb fonf or hi ausreiten, dan er kan nicht er aus der stat komen.

Anmerkungen

a
–a Am Rand hinzugefügt.
1
  Gf.in Ermengard und ihre Kinder hatten nach der überraschenden Eroberung der Gft. Hoya durch die beiden Hgg. von Braunschweig Ende Juni/Anfang Juli 1512 bei Gf. Edzard von Ostfriesland Zuflucht gesucht. Vgl. Hucker, Grafen von Hoya, S. 85.