Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ankunft des Ks. in Köln; [2.] Feindseligkeiten des Hg. von Geldern gegen den Ks. und die Niederlande; [3.] Separate Empfehlung der sächsischen Gesandten für das Vorgehen im Erfurter Streitfall; [4.] Aktueller Stand im Jülicher Erbstreit; [5.] Günstige Aussichten in der hessischen Angelegenheit; [6.] Vollständige Einnahme der Lande des Gf. von Hoya durch die Hgg. von Braunschweig.

Köln, 15. Juli 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 83, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu handen).

[1.] Gnst. und gn. lb. Hh., auf heut, dato [15.7.12], um neun or ist der Ks. her kein Koln komen, und hat in Koln und Klef, di zwen Ff., vor Geldern mit reutern geleiten mossen.

[2.] Ich schrib euer ftl. Gn. gern neu gezeiten. Der weis ich nicht besonder, dan der Hg. von Geldern macht dem Ks. und den Niderlender genog zu ton.

[3.] In der erfordisen sach werden euer kftl. und ftl. Gn. aus unserer derzeit gemeiner schrift [Nr. 1615], wi es stet und was das bedenken ist, vernemen. Wolt Got, es kont euer ftl. Gn. zu bequemlikeit und dem pesten ausgericht werden.

[4.] Wir haben dorch den Serentiner pei dem Ks. umb antwort lassen anregen in der klefischen sach, auch Gf. Hoier [von Mansfeld] und meister Hansen [Renner] geschriben, diweil di klefischen reit pei dem Ks. gewest, wen si ins Ks. forschlag gewilliget, uns von wegen euer ftl. Gn. pei dem Ks. antwort zu erlangen, auf das wir euer ftl. Gn. solchs, auch irer notdorft zu wissen, hetten zu fermelden. Wir haben aber noch kein antwort mogen erlangen. Wir wollen numals fleissig umb antwort anhalten. Wir haben in der sach an di stend und des Ks. reit nichtes geworben, dieweil wir gehört, das der Ks. so pald kome. So uns von ihem aufschoblich antwort, aber der sachen zu euer ftl. Gn. gerechtikeit nicht dinstlich, forfallen werd, wollen wir solchs lautes der instruxcion [Nr. 1603] ausrichten.

[5.] Der handel mit dem alten Landgf. [von Hessen] stet in guter underhandlung. Ich hof, es sol bequemlich gericht werden.

[6.] Di Hgg. [Heinrich d. Ä. und Heinrich d. M.] von Praunschwig[-Wolfenbüttel bzw. -Lüneburg] haben dem Gf. [Jobst II.] von der Hoy alle sein lant eingenomen, und, als ich heut glauplich pericht, ist er auf zweien klepern dofongeritten.1 Wi di sachen hinfort forfallen werden, sol zum forderlichesten euer ftl. Gn. auch fermelt werden. Euer kftl. und ftl. Gn. zu dinen pin ich meines vermogens willig. Geben zu Koln donerstag noch Margarete Ao. domini 1512.

Anmerkungen

1
 Am 30. März 1512 hatten die beiden Hgg. miteinander einen Vertrag zur Einnahme der Gft. Hoya geschlossen und bereits die zu erobernden Lande untereinander aufgeteilt. Die Einnahme sollte ab 28./29. Juni erfolgen. Schon am 9. Juli konnten die Hgg. berichten, die ganze Gft. sei fest in ihrer Hand. Vgl. Hucker, Grafen von Hoya, S. 85; Erler, Grafschaft Hoya, S. 115f.; Rüthning, Oldenburgische Geschichte, S. 227; Täubrich, Herzog Heinrich, S. 20.