Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Regalienempfang EB Richards von Trier; [2.] Sitzordnung des Ks. und der Kff.; [3.] Um die Belehnung des EB bittende Personen; [4.] Zustimmung des Ks. zur Belehnung; [5.] Leistung des Lehenseides durch EB Richard, dessen Wortlaut; [6.] Belehnungsakt; [7.] Belehnung Hg. Heinrichs d. Ä. von Braunschweig-Wolfenbüttel und EB Christophs von Bremen; [7.] Dabei anwesende Reichsstände; [8.] Begleiter EB Richards; [9.] Kosten der Belehnung EB Richards.

Köln, 12. August 1512

Koblenz, LHA, Best. 701 Nr. 13, fol. 44a-47b, Orig. Pap.

Druck: Stramberg, Bericht, S. 355-357.

[1.] 1512, donnerstags nach Laurencii, den XIIten tag Augusti, nach der dritten uren nach mittage Ao. 1512, zu Collen uf Gürtzenich1 hat EB R[ichard] zu Trier umb [= von] Ks. Maximilian entfangen syn regalia, und ist eyn solichs zugangen, in massen hernachfolget:

[2.] Der sitze:

Ksl. Mt.
Pfalz Menz Collen Sa[c]hsen Brandenburg

durch H. Hans Lantschaden, rieter
Uriel Philipp durch H. Wolf von Wyßbach, ritter durch H. Itel Wolf vom Steyn, ritter

[3.] Were von EB Richard wegen umb die lyhong gebeten: Salentin, H. zu Isemburg und Numagen, und Jo[hann], H. zu Elts, haben von wegen EB R[ichard] röm. ksl. Mt. knyeende underteniclichen gebeten, das syn ksl. Mt. gemeltem EB die regalia gnediclich wulle lyhen.

[4.] Ksl. Mt. nach daruf mit obgenannten Kff. und botschaften gehabtem rat hat uf die begir, von EB R[ichard] wegen beschehen, durch H. Ziprian von Serantin, röm. canzler, tun antwurten, dwile EB R[ichard] vom doemcapitel eyndrechtig erweelt und durch Bebstlich Heilikeit confirmirt, auch mit vernonft und in andre wege dermassen geschickt sy, das er irer Mt. und dem hl. Riche wol nutze syn moege, sy ire Mt. gutwillig, ime zu lihen.

Die zwene haben solich ksl. antwurt dem von Trier anbracht.

[5.] Daruf Trier us eynem nebenhuis uf Gurtzenich in das geschrenk, da ksl. Mt. gesessen, gangen, vor ire Mt. uf eyn syden küssen nidergeknyet und uf das hl. ewangelium (welichs da lag) nachfolgenden eit geschworen:

Ich, Richart, EB zu Trier, des hl. röm. Richs durch Gallien und des Kgr. zu Arelaten erzcanzler und Kf., glob und schwere uf das hl. ewangelium, das ich hie liblichen berure, das ich nu hinfur von dieser stunde uch, allerdurchl[euchtigstem], grosmechtigstem F. und H., H. Maximilian, röm. Kg. [sic!], myme allergnst. H., und allen uwer kgl. Gn. nakommen röm. Kss. und Kgg. und dem hl. Riche getruwe, holt, gehorsam und gewertig syn, uwer kgl. Mt. und des hl. Riches ere, nutzen, fromen und bestes furderen, schaden warnen und wenden will nach allem mynem vermogen. Auch soll und will ich nymmer wissentlich in deme rate syn, da ichts gehandelt ader furgenommen wirdet wider uwer persone, ere, wirde ader stat noch darinne verwilligen noch geheelen in eynche wege, sonder ich soll und will uwer persone und des hl. Richs ere, nutze und frommen bedrachten und furderen nach allem mynem vermogen. Und obe ich yndert verstoende, das ichts furgenommen ader gehandelt wurde wider uwer kgl. Mt., dem soll und will ich getruwelich vorsyn und uwer kgl. Mt. darinne ane verziehen warnen und sust alles das tun, das sich von eyme Kf., getruwen lehenman uwer kgl. Gn. und des hl. Riches zu tunde gebueret, getruwelich, ane argeliste und ungeverlich, als mir Gott helfe und das hl. ewangelium.

[6.] Nach beschehenem eide hat ksl. Mt. dem von Trier, also knyende, das blosse schwert in syn hant gegeben zu eynem zeichen, das er das aweltlich zom–a geistlichen schwert moege und sulle gebruchen, und ine damit syner lehen und regalien investyrt und deme von Trier viel glücks wunschende.2

Der von Trier hat selbst ksl. Mt. irer gn. lyhonge undertenigsten danke gesaigt.

Alsobalde liesse ksl. Mt. den von Trier by sich zu der linken hant uber Collen sitzen.

[7.] Daselbst wart von ksl. Mt. Hg. Henrich [d. Ä.] von Bruynschwig[-Wolfenbüttel] von wegen dryer syner soene [Heinrich d. J., Georg und Erich], der EB und Bf. [Christoph] zu Bremen, Verden und Minden belehent.3

[7.] By dieser lyhong syn gewest Bf. zu Babenberg, Hg. Henrich, Hg. Erich zu Bruynschwig[-Calenberg], der [Gf. Wilhelm] von Hennenberg[-Schleusingen], gemeynlich alle stende des Riches mit viel Gff., fryen Hh., rittern und knechten.

[8.] Der von Trier hat by sich gehabt Salentin [und] Wilhelm, Hh. zu Isenburg; +4 Conen, H. zu Wunnenberg [= Winneburg]; Jacob, Burggf. zu Ryneck [= Rheineck]; Dr. Baltasar [Merklin] von Waltkirchen, probst etc.; + H. L[udwig] von Ottenstein, r[itter]; + Jo[han], H. zu Elts; + Dr. H. Dungen, canzler; F[riedrich] vom Hagen; + Jo[hann] von Hunstein [= Hohenstein]; + der hofmeister [Michael Waldecker]; Corin [= Quirin] von Nassau; + R[uprecht] von Rile [= Reil]; + Caspar von Dievelich [= Dieblich], cuchenmeister; Frid[rich] von Elts; Jorg von der Leyen; Phil[ipp] Mulle [= Muhl]; David Riese; + Gerhart vom Wasserfasse, hospes domini; + Henrich Guetzgin; Adolf von Reckenrode; Albrecht von Arnheim; Bruyn von Arscheit [= Ascheid]; der Wysser5 mit andern. [Unterschrift:] Pe[ter] Maier von Regenspurg, secretari.

[9.] Was die regalia costet haben: In die cancelie b100 fl. auri, davon syn worden–b dem canzler [Zyprian von Serntein] 80 fl. und den gesellen 20 fl. auri, und haben gesaigt, der von Trier sy ine nichts schuldig (dasselbig vermag auch die gulden bulle); den torwarten 100 fl. auri; deme marschalk [Ulrich] von Bappenheim 40 fl. auri; dem undermarschalk [Friedrich Baier] ex gracia 10 fl. auri; den furierern 8 fl. auri; dem tapessierer 4 fl. auri; des marschalks marsteller vor die decke des hengsts 2 fl. auri; der die regalia collacionirt hat 3 fl. auri; der das ewangeli[en]buch dragen hat 1 fl. auri; Andree Weesinger, so die regalia geschrieben, 4 fl. auri; janitori cesaris 1 fl. auri; eynem herolt 1 fl. auri; in die herberg geschenkt 50 fl. auri; deme gesinde 6 fl. auri.c

Anmerkungen

1
 Städtisches Tanzhaus.
a
–a Am Rand hinzugefügt.
2
 Der am 12. August 1512 in Köln ausgestellte ksl. Lehnsbrief für EB Richard von Trier in Koblenz, LHA, 1 A Nr. 9269, Orig. Perg. m. S. (lat.).
3
 Druck des am 11. August 1512 in Köln ausgestellten Lehnsbriefs für EB Christoph von Bremen bei Lünig, Reichs-Archiv 16, S. 125f.
4
 Die Bedeutung dieses Zeichens vor einigen Namen ist unklar.
5
 Nicht näher zu identifizierende Person.
b
–b Am Rand hinzugefügt.
c
 Im Druck bei Stramberg folgt: Summa summarum: 330 fl. auri.