Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Rom, 2. April 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 153 (ital.).
War am 1. April beim Papst. Dieser sagte, er habe einen Brief von (Achilles de) Grassis, seinem Nuntius in Deutschland, aus Augsburg vom 21. März erhalten. Der Reichstag sei eröffnet. De Grassis habe Ks. Maximilian zuerst das Absolutionsbreve (für Venedig) übergeben. Der Ks. habe dieses sehr übel aufgenommen, es auf den Boden geworfen und nicht lesen wollen und sich über den Papst beklagt. So großen Groll hege er gegen Venedig. De Grassis habe mit den Kff. von Sachsen, Mainz, Köln und Trier verhandelt, um einen Ausgleich zwischen Ks. Maximilian und Venedig zustandezubringen. Auf dem Reichstag seien die Angebote Venedigs vorgelesen worden, allerdings in sehr reduzierter Form. Man habe beschlossen, einen Ausgleich mit Venedig anzunehmen, wenn es ehrenvolle Angebote unterbreite, außerdem, den Ks. bei seinen Eroberungen für das Reich zu unterstützen, nicht aber bei denen für das Haus Österreich. Der Reichstag sei verlängert worden, weil man auch die Gesandten von Venedig hören wolle, bevor man einen Beschluß fasse. De Grassis schreibe, daß der Ks. sich sehr über den Papst beklage und ihm nicht mehr vertraue. Er hege den Verdacht, daß der Papst auch keinen Ausgleich mit Venedig wünsche. Der Papst sagte dazu, die Signorie sehe, was er für sie tue. Sie habe drei Kgg. gegen sich und sei daher in großer Gefahr. Sie müsse wenigstens Vicenza abtreten und zusehen, Padua zu behalten. Mit der Zeit werde man weitersehen. Binnen eines Jahres sei es mit der Eintracht zwischen Ks. Maximilian und dem Kg. von Frankreich vorbei. Dann könne man mit England und Spanien eine neue Liga eingehen. Die genannten Abtretungen seien für Venedig nur für die Zeit der Gefahr nötig. Er (Donado) rühmt die Fürsorge des Papstes für das von Gefahren bedrohte Italien.