Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Skepsis gegenüber einer Entscheidung der Jülicher Erbangelegenheit allein durch den Ks., Empfehlung zur Erörterung des Themas auf dem Reichstag; [2.] Vorbehalte ksl. Räte gegen eine Übertragung von Jülich und Berg auf die Hgg. von Sachsen, Empfehlung zur Vorbereitung auf die Forderungen Hg. Johanns von Kleve.

ohne Ort, [November/Dezember 1511]

Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 901, fol. 43a u. b, Kop.

[1.] aDes marschalks [Heinrich von Schleinitz1] schrift an mich2,–a

In der gulchischen sachen sein wunderliche anslege vorhanden, und gloub wol, das auf allen teyln leut sein, die aus diser sachen gedenken nutz zu bekomen. Es sein auch die Gülcher und Clefischen in sorgen, und halt es dofur, es solle zymliche richtung erlangt werden. Aber dise sach bey ksl. Mt., wie H. Cesar [Pflug] schreibt [siehe unten], zu wissen, ist meins bedenkens nachteylig, und were gut, das die handlung in beywesen des Reichs stenden auf ytzigem reichstag ergehn möchten. Wu es auch itzund nicht geschiet, ist sich spotlichs und langs verzugs zu besorgen, dann die Gulicher wissen nicht anders, Hg. Heinrichs [von Sachsen] zurichtung gehe alles uber sie, und euer ftl. Gn. seyen in meynung, sie eylend zu uberziehen, also das ich mich vorsehe, sie solden itzund in handlung annehmen, das sie nachfolgend schwerlich tun werden. Darumb werden sunder zweivel euer ftl. Gn. das best sampt iren vettern [Hg. Georg und Hg. Heinrich] wol bedenken.

[2.] H. Cesars [Pflug] schrift an marschalk

Item ich besorge, das die gulchische sache vor den reichsstenden nicht mag ausgefurt werden, aus ursachen, das die in lenge verzogen wirdet. Darzu so lassen es die Keyserischen aus iren henden und practiken nicht kommen, dann sie sein nutzes dorvon zu gewarten, und besorge, das unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen vil haben in ksl. hofe, die dem andern teyl anhengen. Und, als mir angezeigt wirdet, so solle der canzler [Zyprian von Serntein] und Zigler in dem falle wider unser gnst. und gn. Hh. sein. Ich hab wol Zigler fuglicher weys zu rede gesatzt, er ist aber des kegen mir in abrede gestanden.

Ich hab aber nach jungstem abschied, so mir Ziegler in derselben sachen von wegen ksl. Mt. gegeben, zweyerley angeregt, die ich meinen gnst. und gn. Hh. von Sachsen notturftig zu wissen geacht habe, nemlich, ab der Hg. von Cleve den tag zu- ader abschreyben würde, auf das unser gnst. und gn. Hh. nicht vorgebens ire botschaft dorften schicken, und die urkunde, privilegia und confirmacion, domit der Hg. von Cleve seine vormeynte gerechtigkeit gedenkt zu bekreftigen, uns zu handen stellen, auf das ir ftl. Gn. ire potschaft deste bestendlicher abzufertigen hetten. Das er, an ksl. Mt. zu gelangen lassen und zu fleyssigen, angenomen.

Anmerkungen

a
–a Diese und die nachfolgende Überschrift von anderer Hand als der übrige Text.
1
 Zu ihm vgl. das Biogramm bei Schirmer, Untersuchungen, S. 370.
2
 Wer damit gemeint ist, ist nicht zu ersehen.