Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Erläuterungen zum Charakter des Geleits für die überfallenen Kaufleute; [2.] Warnung vor möglichen Schadenersatzforderungen der Nürnberger gegenüber Bf. Georg; [3.] Rat, die Bestrafung des Geleitbruchs dem Ks. zu überlassen; [4.] Notwendigkeit einer raschen Hilfeleistung sämtlicher Reichsstände gegen die Friedbrecher.
Bamberg, 9. Juli 1512
Bamberg, StA, B 67/XVII Nr. 163a, Prod. 8, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Präsentiert durch Hansen Hubner am sambstag nach Margarete Ao. etc. XII [17.7.12]).
[1.] Haben sein durch den Boten Hans Hübner überbrachtes (nicht vorliegendes) Schreiben erhalten. Und in dem ersten stuck melden euer ftl. Gn., das euer Gn. nit verporgenlich mit den von Nurmberg in diesen sachen, den gleytbruch berurend, handeln konnen etc. Nu haben wir in euer Gn. schrieft, deshalben ksl. Mt., unserm allergnst. H., gescheen, den artikel, das die gefangen kaufleut solichs gleytbruchs halben vorderung gegen euer Gn. furnemen mochten, aus beweglichen ursachen, zum teyl in unserm schreyben [Nr. 1025 [1.]] angezeygt, den von Nurmberg nit eroffen wollen, sunder in der copey, ine von uns uberschickt [Nr. 1021], heraussen gelassen. Dan wiewol euer ftl. Gn. ytzo anregen, das bey solichem artikel auch gesetzt, das die kaufleut solicher vorderung nit fug hetten, so ist doch nit gemelt, aus was ursachen. Woe aber die ursach dobey, nemlich das euer ftl. Gn. nit frey, sunder allein fur euer Gn. und die euren, der euer Gn. mechtig sein, gleyten, gestanden were, hetten wir gedachten artikel nit heraus gelassen. Dan das ein beleydigter in einem gleyt sein beleydigung und schaden solichs gleyts halben nit clagen oder fordern moge, muß aus seiner verwurkung oder aus dem gescheen, das ime solich gleyt nit frey, sunder mit geding und maß gegeben. Diweyl nu die maß in euer Gn. gleyt in solichem euer Gn. schreyben, an ksl. Mt. gescheen, nit gemelt, ist zu besorgen gewesen, es mocht bey den von Nurmberg dohin gezogen werden, als hetten euer ftl. Gn. ir kaufleut frey gegleyt. Darumb haben wir ine oberurten artikel nit wollen anzeygen.
[2.] Und nachdem wir alles das, so wir solicher tat und geschicht halb erfarn, den von Nurmberg uf ir bete eroffent und sie mere dan ernest gebeten, was derhalben an sie gelangt sey, uns solichs auch zu entdecken, und sie das nit getan, wiewol sie on allen zweyfel sovil oder mere dan wir erfarung gehabt, sunder domit verzogen, uns nachvolgend ein unterrichtung irer erfarung zugeschickt und sich darin, als eur ftl. Gn. on zweyfel auch daraus vermerkt, am meysten beflyssen, das, so des gleyts und nacheyl halben, auch anders wieder euer ftl. Gn. und die euern sein mocht, zu melden, zudem, das sie, wie euer Gn. wiessen, in allen sachen ganz vorteylhaftig sein, haben wir aus dem allen euer Gn. getreuer, guter meynung, damit sich euer Gn. dannoch mit viel gn. offenbarung gegen ine nit vertieften, erinderung getan. Aber darin ist unser gemut nit gewest und noch nit, das euer ftl. Gn. verporgenlich und mißtreulich mit inen handeln sollen, sundern iren halben dermassen, das sie oder ire gefangen kaufleut auf solicher euer Gn. gn., getreuer handlung und offenparung nachvolgend wider euer ftl. Gn. und euer Gn. stieft nie einen grunt oder scheyn einer vermeinten vorderung schopfen oder sunst zu nachteyliger handlung gegen euer Gn. ursach haben mogen, und das sie dem trostlichen und hielflichen erpieten, damit sie sich, wie euer ftl. Gn. melden und wir wol glauben, ytzo merken lassen, nachkomen und es so getreulich gegen euer ftl. Gn. meynen, als euer Gn. gegen ine das on zweyfel euer ftl. Gn. wol furzunemen und zu tun wiessen. Dan solten euer ftl. Gn. viel muhe, vleys, kosten, schaden und nachteyls von der gedachten irer gefangen kaufleut wegen gegen andern leyden und des nachvolgend von ine auch gewertig sein, were ganz unzymlich, beswerlich und euer ftl. Gn. untreglich.
[3.] Zum andern, als wir in unserm schreyben gemelt, das wirs fur gut ansehen, das durch ksl. Mt., unsern allergnst. H., zu straf solicher tat gehandelt wurd etc., das ist auch getreuer, guter meynung zu furkomen merer anhangs und widerwertikeyt und aus dem, das die von Nurmberg, die solich sach betriefft, auch fur gut angesehen haben, gescheen, aber von uns in der gestalt, das euer Gn. den handel ganz von euer Gn., [wie] wir euer ftl. Gn. verstanden haben, schieben, sunder ksl. Mt. zu straf solicher verpoten tat bewegen, auch irer Mt. mitsampt andern steenden getreue hielf und mere dan ein ander F., diweyl die sach euer ftl. Gn. gleyt berurt, tun solten etc. Dan ksl. Mt. als dem obersten werntlichen haupt gepurt, solich straf furzunemen und zu hanthabung des landfrieden von des hl. Reychs wegen zu tun, und woe ir Mt. des fur sich selbst aus obligenden sachen verhindert wurd, solichs mit andern zu bestellen und zu verschaffen. Das auch ernstlicher, stattlicher und furtreglicher gescheen mag, dan das euer ftl. Gn. und die von Nurmberg solichs mit hielf des Reychs teten, zudem, das dieselbig hielf von den steenden des Reychs euer ftl. Gn. und den von Nurmberg vileycht nit anders zu tun furgenomen werden mocht, dan uf euer Gn. kosten und schaden. Das in euer Gn. stiefts vermogen nit were. Darumb verhoffen wir, euer ftl. Gn. werden dannocht die sachen dermassen bedenken, bewegen und sovil handeln, das dasjene, so euer ftl. Gn. und euer Gn. stieft fuglich, moglich, leydlich und in den sachen furtreglich sein mag, furgenomen werd. Wan solten euer ftl. Gn. mit hielf der steend des Reychs die straf gegen den tetern und iren helfern furnemen und das nit mogen hinausrucken, was verechtlikeyt, spott, nachteyls und schadens euer Gn. und euer Gn. stieft daraus entstehen wurde, konnen euer ftl. Gn. wol ermessen.
[4.] Und ist auch hierin furderlich zu bedenken, wie uf das hochst und ernstlichst hievor ksl. Mt., unser allergnst. H., allen den stenden des Reychs gepoten hat, euer ftl. Gn. wider Stachiusen von Tungen, sein helfer und anhenger hielf zu tun, und wie sich die steend, als euer Gn. wiessen, darzu gehalten haben. Aber wir haben euer ftl. Gn. trostlich schreyben [liegt nicht vor], das euer Gn. verhoffen zu erlangen, das von den stenden hielf geschee, gern gehort, doch ist wol not, zu handeln, zu ratslagen und zu besliessen, wie soliche hielf am statlichsten und furtreglichsten gescheen mag, und das die steend darin nit seumig werden, sunder ir bewilligte hielf stracks tun und davon nit ablossen, damit nit euer ftl. Gn. und sunst zwen oder drey darin steckend plieben und sich die andern davon aussliessen. Wan euer ftl. Gn. wiessen, wie sich etlich steend hievor in des hl. Reychs aufgelegten hielfen, die sie zu tun schuldig gewesen sein und bewilligt, gehalten, also das sie sich davon abgesundert und solich hielf die andern steend haben tun lassen. Das dan ungleych und denselben gehorsamen steenden ganz beswerlich gewest ist. Das alles zeygen wir euer ftl. Gn. unterdeniger, getreuer meynung und darumb an, domit euer Gn. den sachen dester paß nachgedenken und darin das best, furtregligst und bestendigst furnemen und handeln mogen. [...] Datum Bamberg unter euer Gn. secret am freytag nach Kiliani Ao. etc. XII.