Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Notwendigkeit einer Eilenden und einer beständigen Hilfe, der Konstanzer Anschlag von 1507 als Grundlage für die Eilende Hilfe; [2.] Der Augsburger Reichsanschlag von 1500 als Basis der beständigen Hilfe; [3.] Diverse Vorteile einer dreijährigen beständigen Hilfe, Hoffen auf deren Berücksichtigung bei der Erstellung des Reichsanschlags.

[Augsburg], 17. März 1510

Kop.: Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 6, fol. 223a-225b (Überschrift: Aliud eodem die [d. i. sontag judica = 17.3.10]); Karlsruhe, GLA, Abt. 50 Nr. 8, fol. 20a-22b (Überschrift: Uf sontag judica ufgeschriben); Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 8, fol. 373a-377a (Überschrift wie in A; am Schluß des Stückes: Actum am suntag judica); Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 86a-89b (Überschrift: Auf sontag judica Ao. domini XVc zehen in der menzischen herberg); Würzburg, StA, Würzburger RTA 5, fol. 201b-205b (Überschrift: Actum sonntag judica Ao. etc. ut supra); Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 201, fol. 7b-10a; Esslingen, StadtA, Reichsstadt, Fasz. 283 RTA 1510, o. Fol.; Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 27, fol. 52a-55b; Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 37, fol. 20a-21b; Lübeck, A. der Hansestadt, ASA, RTA vol. II Fasz. 5, fol. 15b-19a (Überschrift: Actum sonntags judica); München, HStA, KÄA 3138, fol. 37a-39b (am Schluß des Stückes: Actum dominica judica Ao. etc. decimo); Ebd., Hst. Freising Kasten blau 221/6 Fasz. Reichstag 1510, pag. 23-26; Wien, HHStA, RK, RTA 1, fol. 181a-185b (Überschrift wie im Lübecker Exemplar).

Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1005.

[1.] Uf der Kff., Ff. und stende des Reichs begern, das die ksl. Mt. anzeigen, wie ir Mt. vermein, das die bewilligt hielf gemessigt werden soll, domit die dem Reich erschißlich und den stenden leydlich sein moge [Nr. 96 [2.]], zeigt inen die ksl. Mt. nachvolgende meynung an, doch allein disputacionweyse, das sie der notturft und gelegenheyt der sachen nach das best nach irem versteen und gutbedunken daraus nemen, dorin myndern oder meren mogen. Demselben sich auch ir ksl. Mt. zu vergleichen und nach irem rate dorin zu leben freuntlich und genediglich dorin erpeut.

Und ist das irer ksl. Mt. meynung und anzeigen, das not und gut were, das irer Mt. und dem Reiche ein eylende und auch harrige hielf bewilligt und gehalten würd, nemlich das irer Mt. für die eylend hielf der anschlag von Costenz1 getreulich und voliglich zusteen und gedeyen mocht und das dieselb eylend hielf auf kein gemessne zeit bestimpt würd zusampt der hielf, so ir ksl. Mt. noch vermogen des tractats von Camereck von irer Mt. buntsverwanten, darzu auch von irer ksl. Mt. erblichen landen haben moge. Mit dem allem dan ir Mt. ungezweyfelt verhofft, alles, das irer Mt., dem hl. Reich und dem haus Osterreich ausstet und zugehort, mit dem swert oder sonst leycht und bestendig zu erobern und zu behalten. Und das derselb anschlag von Costenz als die eylend hielf gehalten würd, so lang, bis die harrig hielf angehn und ankomen mocht.

[2.] Fur die harrig hielf were ksl. Mt. gutbedunken und begern der anschlag, wie der auf dem vor ergangen reichstag hie zu Augspurg furgenomen gewest ist.2

Und wann derselb anschlag als die harrig hielf aufbracht wurd und ankem, das dan dagegen die eylend hielf, scilicet der anslag von Costenz, angestelt würd.

[3.] Das auch dieselb harrig hielf nemlich auf drey jar gestimpt und gestelt würd, wiewol die ksl. Mt. hofft und acht, das solcher hielf so lang nit not were. Aber nichtdestmynder die hilf auf ein solich zeit zu stellen, ist not und gut aus ursachen, solten die veind und widerwertigen wissen, das die hielf auf ein kurzere oder slechte zeit bestimpt were, würden sie, wie sie sich bishere allweg geflissen und erzeigt haben, wege suchen, die sachen zu tragen, zu erheben und sich zu aufenthalten, bis dieselb kurze zeit ir ende neme und noch ausgang der zeit ungezweyfelt ir macht gebrauchen und dasjen, so wir gewürkt hetten, zuwiderkeren und die eroberten und gewunen lande und leut widerumb erlangen. Daraus uns allen nicht allein nachteyl und smahe, sonder auch weyter sorgveltigkeyt gegen inen zu gewarten were.

Zum andern, so auch der veind lande und leut, die wir anfechten mochten, ein kurze zeit der hielf vernemen, würden sie darob entsetzen haben, sich dest vester an den veynd wider uns halten, eins solchen bedenkens, sie müsten doch sorgen, so die zeit der hielf aus were, das sie von veynden wider erobert würden zu merklichem irem verderben. Als mere hielten sie sich vor an inen und trügen ein kleine zeit den last und die anfechtung von uns.

Zum dritten, so land, leut, stette und flecken von veinden erobert, wirdet not sein, ordnung, regiment und wesen aufzurichten, wie die behalten und gehanthabt werden, das auch die verderbten, verprenten lande und stette widerumb zu früchten gefurdert, einkomen, nutz und rent in ordnung gebracht und vil anders notturftigs gehandelt werde. Ob dem allen mit macht und gewalt zu halten, bis solichs volzogen, in all wege not würd, das dann ein gute zeit erfordert.

Noch ander und mere ursachen, nemlich das ein solche harrige hielf den veinden und iren gonnern ein merklichen schrecken geberen würd, so sie den harrigen krieg sorgen müssen, den sie dannocht aus vil ursachen, den stenden erzelt, und mere vermogen.

Zum andern, das sie bedenken und sorgen müssen, wo sie ksl. Mt., dem Reich und haus Osterreich das ir nit volgen lassen inhalt des tractats zu Camereck, das sie dann nit allein verlust derselben lande und leut, sonder ander land mere, wie sich durch die kriegsübung zutragen, auch der zerstorung der statt Venedig und ganz verderbens gewarten und sorgen müssen.

Zum dritten, so die lande und stette, dem Reich und haus Osterreich zugehornd, die dan angefochten werden mochten, die harr des kriegs vernemen, würden sie sich als die, [die] gewont und gesit sein, sich nit lassen zu verderben, dester ehe an ksl. Mt. und das Reich ergeben.

Zum virten, so die Venediger die harrig hielf und daraus volgend diese fell und mere gegrunt anzeigung und ursachen irs verderbens bewegen und ermessen, werden sie von dem, das dem Reich und haus Osterreich zugehort, dest ehe absteen, domit zu behalten und zu bleyben bey dem ubrigen, so ksl. Mt., dem Reich und haus Osterreich nicht zusteht, und zu verhüten weyter cristenlich plutvergiessen und verderben der land und leut. Wo sie das aber gütlich nit teten, so mochten sie doch durch die harrigen hielf mit gewalt darzu bracht werden.

Die harrig hielf auf obbestimpt zeit ist auch not, nutz und gut aus ursachen, wie zum teyl oben steet, domit, wo Gott der Herre die genade gibt, als wol hoffenlich ist, das die land erobert werden, das die hielf in werhafter hand behalten werd, bis man notturftige regirung und hanthabung derselben lande bestellt, auch die einkomen der camern beschreyb und verfaß, dardurch ein yder Ks. wisse, was er von denselben landen in sein camern hab und davon ein regiment und ordinanz zu ewiger behaltung der lande aufgericht und darzu ein gute summa zu eins yden Ks. hof unterhaltung volgen moge.

Ob aber solich notturften und sachen vor und ehe dan in obestimpter zeit bestelt, geordent und ausgericht werden mocht oder man befinde, das der hielf so lang nit not würd (als dann die ksl. Mt., wo man ernstlich und vleyssig darzu tut, verhofft), so mag man dieselbig hilf alweg myndern, ringern oder abstellen. Aber ir Mt. bedünkt doch, uber die drey jar solcher hilf ganz kein not sein, es were dann, das man etwas dapfers wider die unglaubigen furnemen wolt, darzu dann ir Mt. gute neygung und begird hette. Das setzt die ksl. Mt. in der stende getreue erwegen und bedenken.

Auf das ist der ksl. Mt. begern, bitte und meynung, das die stende diese ursachen zu herzen nemen und den anschlag obangezeigter gestalt machen und beschliessen, als lang die notturft ditz handels zu eroberung ksl. Mt., des Reichs und haus Osterreich lande inhalt des tractats zu Camereck erfordert.

Solche hielf acht und ermist auch die ksl. Mt. irer Mt., dem Reich und teutscher nacion erlich, loblich, auch den furnemen erschießlich, austreglich und allen stenden und ydem in sonderheyt genug, leydlich und vermoglich, verhofft, dadurch das Reich und die Teutschen dergestalt zu furdern und zu setzen, das Gott zu lob, dem Reich und den Teutschen zu eren, aufnemen, ewigem frid und ruhe gedeyen und erschiessen, das auch wir all (als das Reich der teutschen nacion) des lasts, costens und darlegens, so wir dem Reich zu notturft bishere tun und leyden müssen haben, entladen werden und auf einmal entlich und erlich aufrichten. Darumb wir uns bishere vil und oft gemüht und vercostet und dannoch unsern willen zu entschaft nye erreichen haben mogen.

Und hiemit setzt und bevilht die ksl. Mt. diese obgeschriben irer Mt. meynung, begern und bitte in der stende freuntlich, getreu bedenken, rate und gutbedunken, denen sich auch ir ksl. Mt., als obsteht, zu vergleichen freuntlich und gnediglich bevleyssen will.

Anmerkungen

1
 Vom Reichstag 1507. Druck: Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 271.
2
 Enthalten in der Reichsregimentsordnung des Reichstags 1500. Druck: J. J. Müller, Reichs-Tags-Staat, S. 28-49, hier S. 39-45.