Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 233 Entscheidung Bf. Wilhelms von Straßburg im Konflikt Kf. Ludwigs V. von der Pfalz und Pfalzgf. Friedrichs mit Gf. Ludwig I. von Löwenstein
[1.] Scheitern einer gütlichen Einigung im Konflikt Kf. Ludwigs von der Pfalz und Pfalzgf. Friedrichs mit Gf. Ludwig von Löwenstein wegen dessen territorialer Verluste im Landshuter Erbfolgekrieg; [2.] Einsetzung Gf. Michaels von Wertheim als Obmann eines Rechtsverfahrens.
Augsburg, 23. Mai 1510
Orig. Perg. m. S.: München, Geheimes HausA, Hausurkunden 2906.
Kop.: Wertheim, StA, G-Rep. 55 Nr. 21, o. Fol.; Ebd., G-Rep. 55 Nr. 22, fol. 66b-69a (Vermerk am Rand: Der anlaß).
[1.] Bf. Wilhelm von Straßburg bekundet, daß Gf. Ludwig von Löwenstein, H. zu Scharfeneck, gegen Kf. Ludwig von der Pfalz und Pfalzgf. Friedrich als Erben ihres Vaters Kf. Philipp vordrung und zuspruch furgenomen und zu haben vermeynt beruren solichen verlust, so ime in verrucktem beyrischen krige zugestanden mit entweltigung der Gft. Lewenstein, auch Wildeck, Abstätt und Ingersheim mit ir yedes zugehörungen, und nemlich, als er vermeynt, das berürte Ff. sampt oder sunderlich ime solichen verlust widerkeren solten, ime zu der Gft. Lewenstein und anderm, wie obstet, zu verhelfen oder in ander wege verglychung und vervugung zu tun. Dazu sahen sich jedoch Kf. Ludwig und Pfalzgf. Friedrich aus verschiedenen Gründen nicht verpflichtet. Weil keine gütliche Einigung zwischen den Streitparteien zustande kam, haben wir zuletst sie zu allen teyln solicher irer vermelter irrungen halb mit irem guten wissen, willen und gehell vertragen und zu endlichem ustraglichem rechten beteydingt und veranlaßt, in massen hernachvolgt und also:
[2.] Nemlich und zum ersten, daß Gf. Ludwig von Lewenstein zu ervolgung der Gft. Lewenstein und fur allen andern verlust 11 000 fl. und nit mer fordern und begern soll, usgnomen costen und schäden, so in dieser rechtfertigung uflaufen werden. Heruf so sollen sie zu allen teylen sampt und sunder für sich, ire erben und nachkomen zu endlichem und usträglichem rechten komen uf den wolgebornen unsern lb. oheym Michel, Gf. zu Wertheim, als obman mit glychem zusatz, deren Gf. Ludwig als cleger einen und gemelte unsere Hh. und frunde, die Pfalzgff., den andern geben und setzen sollen, die beyde von der ritterschaft und nit doctores sind. Und sol gnanter obman von allen teylen sunderlichen in sechs wuchen nach dato diß briefs hersucht und gebeten werden, sich solicher sachen anzunemen und zu beladen. So er sich deren auch also annympt und beladet, alsdan soll Gf. Ludwig der cleger in sechs wuchen nach des obmans zusagen oder zuschreyben, ime, dem obman, sein fordrung und clage gegen obgemelten unsern Hh. und frunden under synem sigil mit einer gloublichen collacionierten copyen zusenden, und soll der obman die versigelten clage zu usfurung des rechten behalten und die collacionirten copyen in die canzly gein Heydelberg one verzug uberschicken. Auch die beiden Pfalzgff. sollen binnen sechs Wochen ihre Antwort dem Obmann zusenden, der sie an Gf. Ludwig nach Scharfeneck übermitteln wird. Ebenso soll mit der Nach- und Gegenrede verfahren werden. Anschließend soll der Obmann die Parteien an einen geeigneten Ort laden und einen oder mehrere Kommissare bestellen, die nach eingehender Prüfung aller eingereichten Schriftstücke sämtliche Streitigkeiten gütlich beilegen oder, falls dies nicht gelingt, rechtlich entscheiden sollen. Die Parteien sind verpflichtet worden, die vorliegende Entscheidung ohne weiteres zu akzeptieren, was sie auch getan haben.
Nr. 234 Ksl. Kommission für Gf. Michael II. von Wertheim zur Entscheidung des Konflikts Kf. Ludwigs V. von der Pfalz und Pfalzgf. Friedrichs mit Gf. Ludwig I. von Löwenstein
Augsburg, 24. Mai 1510
Kop. ( a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Wertheim, StA, G-Rep. 55 Nr. 20, fol. 2b-4a; Ebd., G-Rep. 55 Nr. 21, o. Fol.; Ebd., G-Rep. 55 Nr. 22, fol. 2b-3b (Vermerk am Rand: Copia commissionis imperialis).
Ks. Maximilian bekundet, Kf. Ludwig von der Pfalz und Pfalzgf. Friedrich hätten sich der spruch und vorderung halb, so der edel unser und des Reichs lb. getruwer Ludwig, Gf. zu Lewenstein, gegen inen zu haben vermeint, auf etliche handlung, derhalben zwischen inen auf unsern bevelhe und in unserm namen geübt, zu entlichem ustrag uf iglichs teil zusetze und eynen obman compromittirt und veranlaßt. Beide Parteien hätten sich auf Gf. Michael von Wertheim als Obmann geeinigt und darum gebeten, an diesen einen entsprechenden Befehl ergehen zu lassen. Beauftragt und bevollmächtigt demgemäß den Gf. zur Durchführung des Rechtsverfahrens und erteilt ihm dafür (im einzelnen erläuterte) Handlungsanweisungen.1