Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Instruierung der bundesstädtischen Reichstagsgesandten: Reichshilfe, Geleitrecht; [2.] Beratungen der in Worms versammelten Reichsstädte über ihre Benachteiligung auf dem Konstanzer Reichstag; [3.] Nominierung der gemeinsamen Reichstagsgesandten; [4.] Kostenersparnis durch Verzögerung ihrer Anreise zum Reichstag.
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden Akten, A 119, Nr. 1, fol. 95–96’ (Kop., auf freytag nach sand Gallen tag anno etc. octavo gen Ulm fürgenommen.) = Textvorlage A. Stuttgart, HStA, H 53, Bü. 157, Fasz. 47, unfol. (wie A; Exemplar der Stadt Heilbronn) = B. Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, Mü. Best. 912, unfol. (wie A) = C. Memmingen, StdA, A Bd. 292, unfol. (Kop.). Stuttgart, HStA, J 9, Nr. 25, Stück-Nr. 80 (Kop.).
Regest: Klüpfel, Urkunden II, S. 25f. (irrtümliche Datierung auf den 19.10.).
[1.] Der Hauptmann [Matthäus Neithart] hat die Bundesstädte wegen des vom Ks. auf Allerheiligen [1.11.] nach Worms ausgeschriebenen Reichstages nach Ulm einberufen [Nr. 79]. Die anwesenden Gesandten haben nach Erwägung der Umstände beschlossen, mit drei Vertretern am Reichstag teilzunehmen. Diese sollen dafür Sorge tragen, dass der stet merklich, verderplich beschwerd, so inen und den iren täglich begegnen, auch die unvermuglichait und abnemen, darein etlich stett durch die manigfaltigen anschleg und auflegungen, uf sy beschehen, kommen und gefallen sein, angesehen und gemain stett des Bunds auf dem Reichs tag zu Wurmbs, so myndst sein könd und mug, angeschlagen und beschwerdt werden.2
Und ob inen in solichem so merklich und groß beschwerlichait begegnete, das sy bedächte, den stetten ganz unerleidlich und unträglich sein, sollen sy sich nit anders vernemen lassen, dann das sy von den stetten nit endlichen gewalt haben, und allen fleis prauchen, deßhalben ain hyndersichbringen zu erlangen; und alsdann die stett des Bunds furderlich zusamen beschreiben und deshalben ratschlagen lassen, wie der stett notturft erfordert. Sover sy aber die zeit des hyndersichbringens in kainen weg erlangen mugen, söllen sy sich zum getreulichisten und fleissigisten in die sach schicken, wie sy der stett halben zum nutzlichisten und pesten ansehen wurd.
Item sy sollen auch allen fleis ankeren, so es zu ainem anschlag ainer hilf kommen wurd, das kain hilf mit gelt furgenomen, sonder allain mit leuten getan werd.
Item, nachdem den stetten und den iren merkliche und unleidenliche beschwerden begegnen und tägliche ye lenger, ye mer erwachsen wollen mit hinfurung, beraubung und schatzung der iren und in ander weg, uber das sy zu zeiten glait haben etc., söllen die obgemelten potschaften auf dem tag zu Wurmbs bei ksl. Mt., churfürsten, fursten und wa sy not und gut bedunkt, solicher sachen halb handlung und fleis tun, das in kraft des landfriden der pillichait nach in die sachen gesehen, damit solich mutwillig beschwerlicheit gestraft und furkommen, auch die glait allenthalben frei und gestracks gegeben und also, wie sich gepurt, volzogen werden.
[2.] Diejenigen vier Städte, denen dies gemäß dem Speyerer Städteabschied3obliegt, sollen die in ihren Bezirken gelegenen Frei- und Reichsstädte schriftlich zu einem Befehl an ihre Reichstagsgesandten auffordern, sich in Worms wegen der auf dem Konstanzer Reichstag den Städten widerfahrenen Beschwerden und in den anderen Angelegenheiten mit den übrigen städtischen Vertretern zu beraten und gemeinsam zu agieren.
[3.] Zu Reichstagsgesandten der Schwäbischen Bundesstädte wurden ernannt: der Städtehauptmann und Ulmer Bürgermeister Dr. Matthäus Neithart, der Augsburger Bürgermeister Ulrich Artzt und der Nürnberger Bürgermeister Hieronymus Holzschuher.
[4.] Doch sollen die obgemelten potschaften nit zeitlich zu dem Reichs tag anreyten, sonder ir aufsehen durch die von Wurmbs und in ander weg uf churfursten, fursten und ander stend des Reichs haben, damit uberflussiger cost der stett des Punds erspart werdea.4