Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Besteuerung der von Sachsen eximierten Stände durch das Reich; [2.] Steuerverweigerung Hg. Heinrichs von Sachsen; [3.] irrtümliche Doppelbesteuerung des von Sachsen eximierten Reichsstifts Quedlinburg; [4.] Forderung nach Abhilfe dieser Beschwerden.

Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 51’–52’ (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.).

[1.] Durchleuchtiger, hochgeborner furst, wolgepornen, edlen, wirdigen, hochgelerten, gnedigen und gunstigen herrn. Wir bitten euer gnade und fruntschaften undertenig und dienstlich zu wißen: Nachdem auf nehstgehaltnem Reichs tag zu Costenz ain anslage zu ksl. Mt. romzug, auch zu underhaltung des camergerichts bewilligt und gemacht, mit disem beschaide und anhang, das allen stenden diejenen, so in vor alders und nicht dem Reich gedient und on mittel nicht zustendig, in diser hilf vorbehalten sein sollen2, und darauf alle bischofe, grafen und herrn in unsers gnedigen herrn, herzog Georgen von Sachsen etc., landen unangesehen verblieben, dieweil die zu des Reichs volge, auch vor das camergericht zuvor nye gezogen noch gebraucht sein, sonder unserm gnedigen herrn und seiner gnaden vorfaren on mittel gevolgt und gedienet und mit gerichtszwang underworfen gewest und noch zur zeit seind, das auch berurten unsern gnedigen herrn in solichen anschlag zu bewilligen geursacht und ungezweivelt an das verplyben, dennoch so seind uber den bewilligten anslage und abrede die bischofe, graven und herrn, unserm genedigen herrn, herzog Jorgen, zustendig, zu hilf des romzugs, auch von dem fiscal zu underhaltung des camergerichts mit schweren mandaten und process angezogen, davon unser gnediger herr zu appelliren und zu berufen geursacht.

[2.] Item, so ist auch unserm gnedigen hern, herzog Georgen, ain anzale zu ross und fues, auch etzlich gelt mitsampt unserm gnedigen hern, herzog Hainrichen von Sachsen, aufgelegt3, das unser gnediger herr, herzog Georg, alles allain zu gehorsam ksl. Mt. vorgestrackt4 und bis anhere seynen gepurlichen dail von bemeltem herzog Hainrichen nicht hat bekommen mogen.

[3.] Item, so hat auch kayserliche Mt. unserm gnedigen hern, herzog Georgen, als ein erbvogt des stifts zu Quedlinburg dasselb stift neben seinem anschlage zu vertreten bewilligt und nachgelassen. Das auch berurter unser genediger her neben seinem volk und gelt verlegt und vertreten hat.5 Aber ksl. Mt. hat volgende einem andern vor solichen anschlage gelt zu empfahen mandat und bevelh gegeben6, der auch solichs entpfangen und unser gnediger her seins ausgelegten gelts und darlegung also in mangel steht.

[4.] Darauf ist unser undertenig, dinstlich und fruntlich bit, euer gnad und fruntschaftn wollen in ansehung, des die berurte bischove, graven und hern in unsers gnedigen hern furstentumb zu Doringen und Meissen begreifen7, dem Reich nye gedient, auch dem camergericht an mittel nicht, sonder seiner gnaden geriechtszwengen underworfen, der sein gnade auch ains tails von der cron zu Behaim zu lehen tregt, als wir solichs alles mit der warheit anzuzaigen wissen, verschaffen, das dieselbigen unsers gnedigen herrn bischof, graven und hern des romzugs halb, auch von dem fiscal unangezogen und hinfur unangeschlagen verbleiben und unserm gnedigen hern von derselben alten, ruchtparn [= (öffentlich) bekannten], hergebrachten gerechtikeyten nicht gedrangen lassen, auch mit unserm gnedigen hern, herzog Hainrichen, seynen antail zu erlegen und der darlegung, fur die ebtissin zu Quedlinburg beschehen, wieder ergenzt zu werden verschaffen. Das wirt sein furstlich gnade gegen euer gnade und fruntschaft fruntlichen vergleichen und in gnaden bedenken. So wollen wirs unser person halbe undertenig und dinstlich verdienen.

Herzog Georgen von Sachsen etc. rete Cesar Pflug, ritter, und Dietherich von Werter, bayder recht doctor etc. – An ksl. Mt. rete, zu Wormbs versamelt.

Anmerkungen

1
 An diesem Tag leiteten die RT-Kommissare das Schriftstück an den Ks. weiter [Nr. 418, Pkt. 10].
2
 Konstanzer Reichsabschied vom 26.7.1507, § 8 (Druck: Heil, RTA-MR IX/1, Nr. 268, S. 528).
3
 Konstanzer Reichsanschlag vom 21.7.1507 (Druck: ebd., Nr. 271, S. 555, Pkt. 4).
4
 Vgl. zur Bezahlung der Romzughilfe ebd., Bd. 2, Nr. 902, S. 1260 mit Anm. 41.
5
 Vgl. ebd., Nr. 840, S. 1207f.; Nr. 902, S. 1263 (s.v. Quedlinburg).
6
 Gemeint ist Kf. Friedrich von Sachsen. Vgl. ebd., Nr. 815, S. 1184.
7
 Grammatikalisch korrekt wäre: begrif[f]en.