Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Politische und militärische Planungen gegen Frankreich und Venedig.

Wien, ÖNB, Cod. ser. n. 9406, fol. 13–22’ (Or., Vermm. prps./cdcp., Gegenz. M. Lang).

[…]. Uri, Schwyz und Unterwalden haben laut Bericht Hans Schads 8000 Mann für die Eroberung des Hm. Mailand bewilligt, wenn ihnen dafür im Gegenzug 1500 Reiter zur Verfügung gestellt werden.1Er ist zuversichtlich, beim Schwäbischen Bund – er wird morgen nach Ulm reisen, um eine Bundeshilfe oder eine Anleihe zu beantragen –, bei dem Gf. [Eitelfriedrich] von Zollern und anderweitig zusammen mit dem Geld aus England2die Reiter für zwei Monate finanzieren zu können. Auch geht er davon aus, Frankreich und Venedig trennen zu können. Die Franzosen werden ihre Truppen für die Verteidigung Mailands benötigen. Venedig allein ist den ksl. Truppen nicht gewachsen. Gesandte Hg. Renés von Lothringen halten sich in Ulm auf, um die Heirats- und andere Verhandlungen abzuschließen.3Er wird mit ihnen über die Aufstellung eines Heeres gegen die Champagne verhandeln, um die Eidgenossen im Kampf gegen Mailand zu entlasten. Er hat die am Rhein ansässigen Kff. und Ff. für den 9. April nach Oberwesel geladen. Er selbst wird sich zu Ostern in Mainz aufhalten und diese Ff. entweder dorthin bescheiden oder – falls sie nicht kommen wollen – selbst nach Oberwesel reisen und alda ainen clainen reichstag halten und mit inen dermassen vleissiglichen handln, dardurch wir verhoffen, nit allain die erstreckung des Reichs hilf, so bey euch zu Trient ist4, sonder ain merere und austregliche tapfere hilf zu erlangen.[Militärische Planungen und Finanzierungsprojekte]. Er wird den Kardinal von S. Croce [Bernardino Carvajal] und den spanischen Gesandten5, die beide in wenigen Tagen bei ihm eintreffen werden, gemeinsam mit [Niccolò] Frisio (Fries)zum frz. Kg. schicken6, um für den Fall, dass die geplanten Unternehmungen misslingen sollten, über einen Friedensvertrag oder einen Waffenstillstand zu verhandeln. Außerdem will er mit dem spanischen Kg. zur Beilegung ihrer Differenzen einen Vertrag schließen und ihn zum Angriff auf Venedig drängen. […]. Er hofft, dass das Kriegsglück auf seiner Seite ist, damit er nicht zugleich mit Frankreich und Venedig einen Waffenstillstand schließen muss. […].

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor. Vgl. jedoch den Vortrag Schads an die Bundesstände [Nr. 5, Anm. 5].
2
 Gemeint sind wahrscheinlich jene 100 000 Goldkronen, die Kg. Heinrich VII. im Zusammenhang mit dem Heiratsvertrag zwischen seiner Tochter Maria und Ehg. Karl am 21.12.1507 seinem künftigen Schwiegersohn als Anleihe zugesagt (Bergenroth, Calendar I, Nrr. 571, 573, 578, S. 450f.) und wegen derer Ks. Maximilian Ende Januar 1508 seinen Rat Andrea del Burgo nach England entsandt hatte (ebd., Nr. 578, S. 454). Vgl. Trenkler, Maximilian, S. 136–139; Kooperberg, Margaretha, S. 291, 303, 307.
3
 Es handelt sich um das erstmals 1504 ventilierte, dann wieder ab 1510 intensiv verhandelte, jedoch gescheiterte Projekt einer Heirat zwischen Hg. René von Lothringen und der Kaiserenkelin Isabella (Roschitz, System, S. 173–175).
4
 Ks. Maximilian hatte eine Verlängerung der auf dem Konstanzer RT bewilligten sechsmonatigen Romzughilfe um zwei weitere Monate erbeten (Heil, RTA-MR IX/2, Nrr. 831, 835 [Pkt. 10]), was von einer Reihe von Reichsständen auch bewilligt worden war (ebd., Nrr. 840, 843, 902).
5
 Es handelte sich um den Bf. von Gerace, Jaime de Conchillos (Zurita, Historia IV, S. 301f.; Krendl, Gesandte, S. 104–106).
6
 Frisio war von Seiten Mantuas maßgeblich mit den Ausgleichsverhandlungen zwischen Frankreich und dem Ks. betraut (Luzio, Preliminari, S. 248–279; Mader, Liechtenstein, S. 43f.; Setton, Papacy III, S. 51).