Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Hg. Ulrich hat ihm vor kurzem schriftlich mitgeteilt, daß er mit 200 Pferden am Romzug teilnehmen wolle, wovon 100 auf den Anschlag Württembergs entfielen; 100 weitere Pferde wolle er ihm zu Gefallen ausrüsten.1 Er hat darauf geantwortet, daß er sich mit seiner Reitertruppe bis auf weiteren Bescheid zu Hause bereithalten solle. Wenn er dann zu ihm käme, werde man sich über die 100 Pferde verständigen.2 

[2.] Er ist der festen Absicht, den Romzug gemäß dem Konstanzer Reichsabschied durchzuführen, doch will ihn der Kg. von Frankreich daran hindern. Dies wird daran deutlich, daß der Kg. ohne jede Veranlassung und Warnung beträchtliche Truppenkontingente nach Niederburgund entsandt hat, die dort erhebliche Schäden verursacht haben. Die Franzosen standen schon bereit, ihr Unternehmen in Hochburgund fortzusetzen, doch zogen sie nach der Entsendung von Truppen zu ihrer Bekämpfung wieder ab, wobei sie erhebliche Verluste erlitten. Er verfügt außerdem über glaubwürdige Informationen, daß der frz. Kg. in die Gft. Burgund einfallen will, ebenfalls um ihn am Romzug zu hindern. Dennoch will er den Romzug so bald wie möglich antreten. Im Falle eines französischen Angriffes auf die Gft. Burgund sind auch in den benachbarten Ländern Vorderösterreich und Württemberg Schäden zu befürchten. Er ist entschlossen, die Gft. während seines Aufenthaltes in Italien durch Truppen zu sichern. Da Hg. Ulrich für seine Gft. Mömpelgard und andere Hftt. mit Vorderösterreich verbündet ist, soll er die ihm gemäß Reichsanschlag auferlegten 100 Reiter unverzüglich nach Mömpelgard entsenden und mit den übrigen 100, vom Kg. zu finanzierenden Reitern nach Lindau ziehen. Er hat die Ebff. von Mainz und Köln, Hessen, Pfalz (Bairn), Straßburg und andere jenseits des Rheins beheimatete Reichsstände mit ihren Kontingenten ebenfalls nach Mömpelgard und Burgund beschieden und will noch andere Truppen dorthin entsenden. Diese Truppen sollen jedoch nicht dort bleiben, sondern nach seiner Ankunft in Italien durch Savoyen ziehen und zu ihm stoßen.

[3.] Er soll Hg. Ulrich außerdem um Erlaubnis für den kgl. Feldzeugmeister der Vorderen Lande, Adrian von Brempt, bitten, die in Mömpelgard aufbewahrten kgl. Geschütze für den Romzug abzutransportieren. Brempt wird ihm für die Lagerungskosten sechs Feldschlangen überlassen.

Memmingen, 26. November 1507.

Innsbruck, TLA, Maximiliana I/44, Fasz. 1506–1508, fol. 24, 25, 26–28’ (Konz. mit ex.-Verm., Registraturverm.: G[abriel Kramer]; Aufschr.: Instruction Costenz anslag. Verm. auf dem letzten Blatt: Initium sapientiae.).

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor. Bereits am 20.8.1507 hatte Hg. Ulrich in einem an die Stadt Stuttgart gerichteten Ausschreiben seinen Entschluß zur persönlichen Teilnahme am Romzug mitgeteilt. Die württembergischen Landstände, „sovil deren in der eil beruofft“, hatten eine Romzugssteuer [in Höhe von ca. 26 000 fl.] bewilligt. Stadt und Amt Stuttgart bspw. sollten, notfalls durch Anleihen, bis zum 29.9. 1875 fl. aufbringen (Druck: Sattler, Geschichte I, Beilagen, Nr. 45, S. 109f.; Ohr/Kober, Landtagsakten, Nr. 32, S. 115f.). Die Klöster Bebenhausen, Zwiefalten, Maulbronn, Herrenalb, Hirsau, Denkendorf und Blaubeuren bezahlten zusammen 3200 fl. (Auszug aus dem Rechnungsbuch des württ. Landschreibers Heinrich Lorcher; HStA Stuttgart, A 139, Bü. 1, unfol. Setzler, Zwiefalten, S. 91). Gemäß der Aufzeichnung Lorchers über seine Einnahmen für 1507/08 belief sich der Beitrag der Städte und Ämter auf beinahe 20 000 fl., der Männerklöster auf 5400 fl., der Frauenklöster auf 530 fl und der übrigen Stifte auf 560 fl. (HStA Stuttgart, A 256, Bd. 5, fol. 55-[59]). Insgesamt brachte die Landschaft für den Romzug über 40 000 fl. auf (Heyd, Ulrich, S. 167f.; Ohr/Kober, ebd., S. 115f. Anm. 4; Grube, Landtag, S. 76).
Laut zweifelhaften Informationen des Venezianers Angelo Trevisan teilten Gesandte Württembergs, Hessens und Brandenburg-Ansbachs dem Kg. am 21.9. mit, daß ihre Fürsten mit den jeweiligen Romzugskontingenten bereitstünden und dessen Befehle erwarteten. Der württembergische Gesandte habe sogar bekundet, daß Hg. Ulrich beabsichtige, mit 3000 Fußsoldaten und 1000 Reitern zu kommen. Queste offerte et demonstratione furno facte in frequentia de molte persone, et concluxive da do zorni, in qua se afferma più che may la imprexa de questo serenissimo re haverse ad proseguir. Nientedemancho, fin hora non se vede né sente che in loco alcuno se fazi adunatione de gente. Benché cun questi, se parla, che vegnino de Augusta, Nuinberg, Ulmo et altre terre franche, tuti affermano che per el termine statuito ogniuno serà verso Constanza (Vincenzo Querini an den Dogen, ital. Kop. Hall, 22.9.1507, Postverm.: Per Baronem, cursorem; BM Venedig, Cod. marc. ital. VII/989 (= 9581), fol. 106–107’, hier 106’-107; BFQS Venedig, Cl. IV, Cod. V (= 769), fol. 167’-168’, hier 168–168’).
2
 Das Antwortschreiben Kg. Maximilians an Hg. Ulrich liegt nicht vor.