Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Verzögerung der Verhandlungen mit Kg. Maximilian über die kurpfälzischen Verluste im Landshuter Erbfolgekrieg; [2.] Verpfändung der Landvogtei Ortenau an Gf. Wolfgang von Fürstenberg; [3.] Gesandtschaft Kg. Ludwigs von Frankreich auf dem RT; [4.] Resolution der Reichsstände an Kg. Maximilian; Ausschluß der Kurpfalz vom RT.

[Konstanz], 27. Mai 1507 (dornstaigs nach dem hl. pfingsttage); präs. [Heidelberg], 31. Mai (secunda post trinitatis).

München, HStA, Fürstensachen 217/II, fol. 175–176’ (Or. Hd. Venningen m. 2 Ss., Postverm.: Zu irer Gn. selbs handen. Kanzleiverm. mit Zusammenfassung des Schreibens.).

[1.] /175/ Jesus, Maria, Anna, Iohannes. Durchleuchtigster, hochgeporner F., euer ftl. Gn. syen unser unterdenig, gehorsam, schuldig und willige dinst ungespartz vlijß zuvorn. Gnst. H., in den sachen, dern halber wir hergeschickt und hie sien, ist bißher nichts besonders noch wyters uber daß, euern ftl. Gn. jungst eroffet [Nr. 559, Pkt. 7] , gehandelt worden, dan allain, als wir nach der Swyzer botschaft abrijten (wie der bescheyd uns geben, so lange gedult zu tragen) vest und onunterwurflich mit etwaß ernst angehalten, haben wir an nesten dinstag [25.5.] spat herußbracht, daß unser gn. H. von Wurzpurg als einem unterdaitigern, deßglichen uns in ein garten gein hof als uf gestern, mittwochs [26.5.], umb drij uren zu kommen, stund und placz benent sint. Als wir nun daselbs erschienen und bijnahe ein stunde uf geheyß des kgl. canzlers gewartet, ist soliche stunde desselbigen tags gein dem abent uf die sibende (auß ursach, daß die kgl. Mt. in irem rate were und nach den vieren uren nachtmal nemen wirde) verruckt. Demnach wir aber abegewichen und zu sieben uren (wie wir beschieden) der ends widerumb kommen und uf acht uren oder lenger verharret, aber nymantz gesehen, der uns furhulfen ader handelung furzunemen einigen befelh hette. Dan soviel unser gn. H. von Wirzpurg H. Sigismunden von Tungen zu uns und H. Peter von Aufseß zu kgl. Mt. canzler, die dinge /175’/ zu erlernen, geschickt, der dan die antwort von im bracht: Es were nun spat und nit wole noch lang zu handeln. Aber unßer gn. H. von Wirzpurg und wir solten uf heut dato zu dryen uren bij kgl. Mt. zu hof sin; der zijt wurde gehandelt werden. Dan vor essens mocht es anderer obliegender gescheft halber nit gesin.

Alzo haben wir es abermalß gutlich darbij bliben laßen, deß gemuts, zur selbigen zyt widerumb da zu sin. Waß uns nun geben, auch wie die handelung furgenommen und sin werde, gewarten, gestimbt, wan man uns wijter alzo mit worten spijßen oder ufhalten wolt, uns alsdan etwas ernstlicher gegen dem kgl. canzler vernemen zu laßen, besonderlich e. ftl. Gn., auch unßern selbs person beswerlicheyt, verdruß und ungelegenheyt anzuzeigen, mit angehengter bit, daß er zu entlicher handelung furderlich verhelfen oder, wo es nit pesser zu erlangen, uns anheym zu rijten erlauben wolt etc. Und werden wir uns, das die zijt und handelung lernen wirt, uns merklich halten.

[2.] Auch, gnst. H., so hat Gf. Wolf von Furstenberg dieße verwylten tage bij den Kff., Ff. und andern ansuchung getan, die flecken, schlos und stett mit iren zugehorenden, so euer ftl. Gn. geweßen und durch die röm. kgl. Mt. ir abeer- /176/ obert worden, verpfent, zu bestetigen und confirmieren, aber dißmalß antwort entpfangen, nachdem ire ftl. Gnn. und Gnn., auch gonsten dieselbigen vor einmal euern ftl. Gn. bestetigt und confirmiert hetten, wolt iren Gnn. ein ander zu geben oder zu tun bewilligen nit gepurn etc.1 

[3.] Und als euer ftl. Gn. durch uns nechst geschrieben, welchermaß mit der frangrichschen geschickten botschaft gehandelt und waß bij inen erfunden2, haben wir sijt der zijt vernomen, wie dz auch ein credenz an euer ftl. Gn. gestanden sij und daß dieselb eben erst herußkommen, auch geleßen worden. Ob solichs zugericht oder nit und alzo von ungeschichten bescheen sij, darzu und wie mit der gesandten stugken wyter gehandelt, dieselbigen noch furhanden oder nach fischen anderßwohin den sehe hinabe geschickt sien, kunden wir nit wissen noch erfaren.

[4.] Die Kff., Ff. und stende deß Hl. Röm. Richs, alsviel wir vermerkt, haben an kgl. Mt. uf gesterig mittwochs [26.5.] irer Mt. beger ain ganz gefellig antwort [Nr. 158] geben oder widerfaren laßen. Und biten sonderlich zufurderst umb ein bestendigen friden im Rich, damit ein yder wiß, wer neben dem andern sicze, auch umb recht gepeten. Und sollen ir etlich, daß euer ftl. Gn. zum tage und diser deß Richs versamelung nit beschrieben syen noch werden, befrembden und hoch bereden. Einß teilß, als die noch bosers /176’/ begern und lyden mochten, laßen sichs gar nit anfechten, und alzo stilswigenlich zu schlißen. Daß haben wir euern ftl. Gn. unterdeniger maynung in der yle nit kunden verhalten. Euer ftl. Gn. sij unßer gnst. H. Datum dornstaigs nach dem hl. pfingsttage [27.5.] Ao. etc VIImo.

E. ftl. Gn. willige, unterdenige Florenz von Veningen, Hans Lantschade.

Anmerkungen

1
 Am 25.7. erklärten die in Konstanz anwesenden Kff. von Mainz, Trier und Sachsen doch ihre Zustimmung zur Verpfändung [Nr. 430].
2
 Liegt nicht vor.