Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Bestätigt den Empfang ihres Schreibens1. Es trifft zu, daß hier [in Solothurn] eine kgl. Gesandtschaft vorstellig wurde und eine angemessene Antwort erhielt. Die Sache kam anschließend an den Großen Rat, der noch nie der Meinung war, sich vom frz. Kg. oder den von ihnen (den Adressaten) genannten Orten zu trennen. Der Rat ist dennoch aufgrund von Intrigen bereit, gemeinsam mit anderen Orten den Romzug des röm. Kg. zu unterstützen, doch darf sich das Unternehmen nicht gegen den frz. Kg. richten; das Bündnis mit Frankreich muß gehalten werden. Der röm. Kg. hat wohl einige Geschenke überreichen lassen und viel versprochen, vielleicht auch, mehr zu bezahlen als der frz. Kg. Damit hat er wohl einige [Ratsherren] auf seine Seite gezogen. Sie können jedoch sicher sein, daß weder der Solothurner Rat noch er selbst oder andere Gesinnungsgenossen von Frankreich abgefallen sind oder dies tun wollen.
[2.] Der Magistrat ist indessen beunruhigt, weil sich die aus der Lombardei heimgekehrten Knechte über das Ausbleiben ihres Solds beklagen, nachdem die Hauptleute wie auch einige Ratsherren kein Geld erhalten haben. Dies ist um so befremdlicher, als die Solothurner Ratsherren dem frz. Kg. gut gedient haben und keineswegs von ihm abgefallen sind, wie verschiedentlich behauptet wird. Der Altschultheiß [Daniel] Babenberg wird in dieser Angelegenheit Erkundigungen einziehen und ihnen (den Adressaten) Neuigkeiten mitteilen, die unter den Ratsherren und in der Gemeinde Aufregung und Unwillen verursacht haben.
[3.] Seiner Ansicht nach wird der Romzug dem frz. Kg. nichts Gutes bringen, wenn er so durchgeführt wird, wie vom röm. Kg. beabsichtigt. Er hatte ihnen dies geschrieben, damit sie den frz. Kg. oder eine andere geeignete Person darüber informieren. Der Bote [Hans] Kratzer kam aber mit seinem Brief wieder zurück, woraufhin er ihn zerrissen hat. Etliche Leute, die der Sache des frz. Kg. schaden wollen, verbreiten, daß die Eidgenossen mit dem schlimmsten Krieg ihrer Geschichte überzogen würden, wenn der Romzug an ihnen scheitere. Es war gut, daß sie (die Adressaten) sich ausschließlich an ihn gewandt haben. Manche werden sich von den Versprechungen des röm. Kg. beeindrucken lassen, auch sind nur wenige Ratsherren derzeit hier. Er wird aber auf ihr Schreiben hin bei den geeigneten Leuten in ihrem Sinne tätig werden, um die Zuwendungen des frz. Kg. für die Ratsherren und die Stadt sowie seine eigene Pension auch zu verdienen. Sie sollen sich in dieser Sache weiterhin bemühen, dann wird es an ihm auch nicht fehlen. Er geht keinesfalls davon aus, daß der Rat sich vom frz. Kg. abwenden und den von ihnen (den Adressaten) genannten Orten anschließen wird. Sie sollen sein Schreiben vertraulich behandeln und nach der Lektüre vernichten. Er bittet sie, den frz. Kg. und seine Räte seiner Dienstfertigkeit zu versichern.
s.l., jedoch Solothurn, 7. Juni 1507 (lune nach corporis Christi).
Solothurn, StA , Missivenbuch 1506–1510, AB 1,3, pag. 427–428 (Kop.).