Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Reichshilfebewilligung der auf dem Konstanzer RT versammelten Stände für die Durchführung des Romzuges und die Rückgewinnung von Reichsgut in Italien; Wiedereröffnung des Reichskammergerichts und Verbesserung der Exekutionsordnung; [2.] Befehl an alle Reichsmittelbaren zur Leistung der Romzugshilfe.

s.l., s.d., jedoch Konstanz, nach dem 20. Juli 1507.1 

Wien, HHStA, MEA RTA 3a, fol. 616–617 (Kop., Überschr.: Gebotbrief an die undertanen der stende, hilf zu tun, zu Costenz begrieffen, aber nit ußgangen.) = Textvorlage A.

[1.] /616/ Wir, Maximilian etc., empieten allen und yeglichen unsern und des Hl. Reichs Kff., Ff. und anderer stende undertanen, beysessen und verwanten, was wirden, stands oder wesens die seien, die mit diesem unserm kgl. brief oder glaublicher collacionirter abschrift davon angesucht oder erfordert werden, unser gnade und alles gut. Wiewol wir uns lang zeit here in unserm kgl. gemut, wie uns als röm. Kg., der zufordert der cristenheit und des Hl. Röm. Reichs, auch aller stende und undertanen desselben ere, wolfart und ufnemen one underlass emsiglich tut trachten und furnemen, wol geziemet, furgesetzt, unsern romzug loblich zu volbringen, unser ksl. cron des Hl. Röm. Reichs und sunderlich teutscher nacion hochste ere und wirde zu erlangen, auch dasjene, so dem Hl. Reich in Italia entzogen und entpfrembdt ist, wider zu dem Hl. Reich zu bringen, damit wir die burden, so bißher uf den stenden teutscher nacion gelegen ist, abwenden und solich last uf andere nacion bringen mochten, so haben wir doch solich unser loblich furnemen bißher uß manigfaltiger frembder gezunge widerwertigkeit und andern merglichen zugefallen verhinderungen mit gutem statten (als wir gern getan hetten) nit mogen volbringen und darumb und auch uß andern redlichen, beweglichen ursachen, und sunderlich fride und recht im Hl. Reich wider ufzurichten und /616’/ in besser und notturftiger hanthabung, wann bißher gewest, zu stellen, geinwertigen Reichs tag alher gein Costenz furgenommen, daselbst uns Kff., Ff. und andere stende des Hl. Reichs, so by uns alhie in treffenlicher und grosser anzale gehorsamlich erschienen sein, nachdem wir unser kgl. chamergericht mit irem rate und willen wider ufgericht und in gut, pleiblich ordnung und wesen gestelt, auch dasselbig, darzu unsern kgl. lantfriden mit ußtreglicher und notturftiger execucion und vollnziehung wann bißher geordent und versehen, ein treffenliche, ußtreglich hilf, die sich mitsampt unsern erblanden uf dreissigtausent streitbarer mann, darunder sechstausent zu roß sein sollen, laufet, darzu hunderttausent und zwenzigtausent rh.fl. zu underhaltung unsers bestelten kriegsvolks, alles laut der anschlege und abschiede, alhie deßhalber gemacht, zu volbringung unsers obangezeigten loblichen, nutzlichen und notturftigen furnemens gutwilliglich zugesagt und gewilligt, das wir von inen pillich zu gn. gefallen und grossen dank angenomen.

[2.] Wann wir aber in uns wol betrachten und ermessen mogen, das inen solich zugesagte dapfere, grosse hilf, die dann gestalt und nottorft der sachen merklich tut erfordern, one euer als ire undertanen und verwandten, die ire inen in solichem loblichen fürnemen, das nit alleyn zu wolfart, gutem und ufnemen der hl. christenheit und Reichs, sunder auch euer aller und yeglicher großlich nutz ersprießlich und nottorftig ist, die ufgelegten bürden pillich helfet tragen, hilf und steuer zu leysten, zu tun und zu vollstrecken nit wol moglich, so ist gepürlich, das wir inen unser kgl. fursehung und hilf gegen euch (wo es /617/ not tun wurde) in solichem mitteylen und damit zustatten komen. Darumb so gebieten wir euch allen und yeden, was wirden, stands oder wesens ire seyet, geystlichen und weltlichen, nyemands ußgenomen, von röm. kgl. machtvolkomenheit ernstlich bey vermeidung unser und des Hl. Reichs swerer ungnade und straf, auch entsetzung und privirung aller und yeder gnade, recht, freiheit und privilegien, so ire oder euer yeglicher von uns und dem Hl. Reich hat oder haben soll, darzu einer pene, nemlich hundert mark lotigs golds, die die uberfarer in solichem unserm kgl. fisco unableßlich zu bezalen verfallen und schuldig sein sollen, das ire und euer yeglicher euern Ff., Hftt. und oberkeiten in solichem angezeigten furnemen euer getreue und gutwillig hilf und steuer furderlich und one alle verziehen getreulich und gehorsamlich reychet, gebet und tut und euch des in keinen weg widersetzet.

Anmerkungen

1
 Die Abfassung eines solchen Mandats wurde von den Ständen am 20.7. angeregt [Nr. 199, Pkt. F], Kg. Maximilian beschied den Vorschlag in seiner Antwort positiv [Nr. 200, Pkt. F]. Doch wurde der vorliegende Entwurf nicht sofort umgesetzt. Statt dessen konnten die Reichsstände bei Bedarf Ausfertigungen in der ksl. Kanzlei anfordern (z. B. Bf. Hugo von Konstanz an Zyprian von Serntein, Or. Meersburg, mitwoch post Mathei apostoli [22.9.]1507; Registraturverm. G[abriel Kramer], ex.-Verm. auf dem Umschlag; TLA Innsbruck, Maximiliana VI/19, fol. 91–91’).