Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Er hat ihnen vor seiner Abreise aus Bamberg eröffnet, wie wir aus unsers allergnst. H., des röm. Kg., ernstlichen und hohen gescheften in aigner persone uf yetzigem furgenomen und außgeschrieben irer Mt. reichstage alhie zu Costenz erscheynen mussen und in unsers stifts merklichen notsachen bey irer Mt. zu handeln haben. Er hat zu diesem Zweck um die Erlaubnis zur Mitnahme Dr. Leonhards von Egloffstein ersucht, was sie jedoch abgelehnt haben. Er benötigt Egloffstein jedoch hier in Konstanz für die Angelegenheiten des Hochstifts. Die kgl. Amtleute und Bergrichter in Kärnten beeinträchtigen die bfl. Bergwerksrechte. Zwar hat der bfl. Viztum in Kärnten, Bernhard von Schaumberg, in dieser Angelegenheit mit kgl. Räten verhandelt und war zuversichtlich hinsichtlich eines positiven Ergebnisses. Durch Intrigen von eigennützigen Personen im Umfeld des Kg. wurde jedoch ein Tag vor dem Innsbrucker Regiment anberaumt.1 Da nach seinen Informationen die Innsbrucker Regenten in dieser Angelegenheit auch eigene Interessen vertreten, ist von diesem Tag für das Stift nichts Gutes zu erwarten. Sie werden die Beweisführung über die bfl. Rechte nicht akzeptieren und dem Kg. ein Urteil nach ihrem Gutdünken zusenden. Deshalb muß hier mit dem Kg. verhandelt und diesem die Rechtslage verdeutlicht werden. Ihm wurden beglaubigte Abschriften der bfl. Privilegien nachgeschickt. Da diese teilweise in Latein geschrieben sind, benötigt er einen gelehrten Rat. Fremden, nicht dem Stift angehörigen Personen kann er in dieser Sache nicht vertrauen.

Weiterhin hat der röm. Kg. wegen des alten Streits von Wolf Gotzmann mit einigen seiner Vorgänger auf dem Bischofsstuhl2 Verhandlungen anberaumt und angekündigt, selbst in dieser Angelegenheit tätig werden zu wollen. Egloffstein hat wegen Gotzmann schon früher vor dem Innsbrucker Regiment und anderweitig verhandelt. Und schließlich ist dem Stift viel an seinen Geroldsecker Lehen und Schuttern, wie auch an anderen zu verhandelnden Materien, gelegen. Er kann deshalb Egloffstein nicht entbehren. Bittet sie, diesem Urlaub zu genehmigen und ihn von seiner Residenzpflicht zu dispensieren. Anderen Domherren wurde dies bereits in weniger dringlichen Angelegenheiten gewährt. Diese Sachen sind jedoch wichtig, und wir geschickt leute darzu notturftig sind, der wir dieser zeit nit bey uns und ander mit iren selbst gescheften genug zu tun haben.

Konstanz, 28. April 1507 (mittwochen nach jubilate).

Bamberg, StA, B 31b, Nr. 4b, fol. 14–14’ (Or. m. S.).

Anmerkungen

1
 Kg. Maximilian (Innsbrucker Regiment) setzte dem Bf. bzw. in dessen Abwesenheit dem bambergischen Viztum in Wolfsberg durch Schreiben vom 31.3. wegen der Streitigkeiten zwischen kgl. Amtleuten und Bergrichtern zu Kärnten und dem bfl. Viztum auf den 21.6. (montag nach St. Veyts tag) einen Schiedstag vor dem Innsbrucker Regiment an (Or., s.l., mitwochen in der marterwochen [31.3.]1507, Verm. cdric.; StA Bamberg, B 31b, Nr. 4b, fol. 13–13’. Konz., s.l.; HHStA Wien, Maximiliana 17, Konv. 4, fol. 156’-157). Der Bergrichter zu Obervellach, Lamprecht Zäch, wurde ebenfalls vorgeladen (Konz. mit ex.-Verm., Innsbruck, 28.5.1507; ebd., fol. 156). Vgl. Wiessner, Geschichte I, S. 52; Geyer, Silberbergwerke, S. 203f.
2
 Gotzmann war 1493 als Befehder Bambergs in die Reichsacht erklärt worden (Kleiner, Georg, S. 73 Anm. 361). Über die in Konstanz geführten Verhandlungen liegen keine weiteren Nachrichten vor. Am 7.9. antwortete Nürnberg auf eine Mitteilung Bf. Georgs über ein wegen dieses Konflikts ergangenes kgl. Mandat (Kop., eritag vigilia nativitatis virginis intemerate;StA Nürnberg, Rst. Nürnberg, Briefbücher 60, fol. 17’).